„Ooofjepasst, mer sin‘ in Leeipzsch!“ Unter dieser Ansage rollte der Bus, mit dem ich gemeinsam mit meinem Geschichtskurs in der Oberstufe die Reise von meinem Heimatdorf in der Nähe von Braunschweig nach Leipzig angetreten habe, in meine heutige Wahlheimat ein. Damals? Hätte ich darüber wahrscheinlich nur lachend den Kopf geschüttelt, war Leipzig für mich nach diesem Nachmittag doch nicht viel mehr als die Nikolaikirche, das Zeitgeschichtliche Forum und das Eiscafé Pinguin.
Fürs Studium zog es mich zwar gen Osten, allerdings an „eine Stadt am großen Strom, die hohe Häuser hat und einen Dom“ – nach Machdeburj. Nach vier wirklich tollen (und ja, Magdeburg kann mehr als Plattenbau!) Jahren Ottostadt braucht Otto aber eben auch mal eine Veränderung.

An einem fast schon kitschig schönen Samstag war es dann so weit und es hat Zoom gemacht, bei Leipzig und mir, so richtig mit Feuerwerk und allem, du kennst das. Die belebte Innenstadt, überall gut gelaunte Menschen und an jeder Ecke lautes Lachen – als hätte jemand die Linien der Stadt mit bunten Wachsmalstiften ausgemalt und Glitzer drübergestreut.
Besonders beeindruckt hat mich von Anfang die Uni Leipzig, die so gar nicht wie eine Universität aussieht und gerade deshalb so faszinierend wirkt. Umso mehr freue ich mich, nach ein paar Umwegen hier endlich mein Masterstudium zu beginnen.
Abt(n)aungirl

Mein Zelt habe ich in Schönefeld-Abtnaundorf aufgeschlagen und bin damit also ein echtes Abt(n)aun-Girl. Was mir hier so gut gefällt? Gegenfrage: Wie viel Zeit hast du? In noch nicht einmal zehn Minuten bin ich mit dem Fahrrad in der Innenstadt, hier kann ich auch mal von dem ganzen Trubel abschalten und habe trotzdem mit Madame Thanh einen leckeren Vietnamesen und dem Café TRAGO vegane Kuchen & Co. im alternativen Leipzig-Flair direkt vor der Nase. Das absolute Highlight für mich ist aber der Abtnaundorfer Park. Klar ist er verglichen mit dem Clara-Park wahrscheinlich noch nichtmal der kleine Bruder, aber unglaublich idyllisch und mehr als perfekt für meine Jogging-Runden. Für eine kurze Pause mache ich am liebsten kurz Rast an dem kleinen Teich und philosophiere über die Bedeutung der Figuren aus Drahtgeflecht (oder tue zumindest so).
Grün, grüner, Leipzig

Das allererste, was mich außerhalb der Innenstadt und noch vor meinem Einzug in Leipzig verzaubert hat, war der Zoo. Während meines Praktikums dort nutzte ich jede Pause, um den Koalas einen kurzen Besuch abzustatten und zähle schon die Tage, bis dort wieder Pinguine heimisch werden. Wenn ich mal keine Lust auf eine Weltreise habe (der Jetlag und so), schwinge ich mich auf meinen Drahtesel und fahre zum Wildpark. Statt Elefant, Tiger & Co. gibt es dort Wildschwein, Fuchs und Wisent zu sehen, mindestens genauso cool und perfekt für einen gemütlichen Spaziergang!

Wenn mich Freunde besuchen, hole ich als allererstes natürlich den Regenschirm raus, um meine Aura als Stadtführerin anzunehmen und starte dann erstmal eine Runde durch den Clara-Park mit einem Zwischenstopp am Glücksbaum. Hast du dich und deinen Wunsch dort eigentlich schon verewigt? Man sagt ja, der Weg ist das Ziel, aber wenn es um die leckeren Kuchen im Zierlich Manierlich am wunderschönen Richard-Wagner-Hain am Elsterbecken geht, ist das Ziel auch wirklich das Ziel. Dann geht es weiter zum Völkerschlachtdenkmal, liebevoll Völki genannt. Wer die Treppen bis nach oben schafft, spart sich das Fitnessstudio und wird für den kommenden Muskelkater mit einem traumhaft schönen Ausblick belohnt, bei dem dir ganz Leipzig zu Füßen liegt.
Kaffee und Kuchen musst du hier nicht lange suchen

Alle Schleckermäulchen bitte einmal Hand hoch, noch ein Stück höher, ja, damit kann ich arbeiten. Weil kein guter Nachmittag mit einem Salat startet, ist Leipzig ein wahres Paradies für alle Kuchenfreunde und Kaffeeliebhaber. Der absolute Klassiker: Das Café Maître auf der Karli. Hier wird la vie en rose gelebt und neben leckerem Kuchen stehen hier auch typisch französische Spezialitäten auf der Karte. Bunte Teppiche, verschiedene, antik wirkende Möbel und das Wichtigste: Kuchen, Kekse, Kaffee und Tee in voller (veganer) Köstlichkeit machen das Café Bubu zu einem beliebten Hotspot. Das Motto? Probier’s mal mit Gemütlichkeit! Meine Go-to-spots im Zentrum sind definitiv das Café Bigoti bei der Thomaskirche (schäbig-schickes Ambiente + leckerer Kaffee = glückliches Ich) und das Bohemian Kids Café bei der Uni Leipzig (hier gibt es den Café Latte auch in pink, gelb und schwarz und der hausgemachte Kuchen ist nicht nur das Sahnehäubchen, sondern verdient auch eins).

Nachdem es anfangs trotz meiner unglaublichen Begeisterung für diese Stadt etwas gedauert hat, bis ich endlich nicht mehr ganze Bürgersteige mit einem lauten „Sie. Haben. Ihr. Ziel. Erreicht.“ erheitere (verfluchtes Google Maps!), nicht mehr in die falsche Bahn steige und anschließend den Fußbus nehmen muss (die Linie fährt ja auch in meine Richtung, das ist bestimmt kein Umweg…) und mich hier voll und ganz zu Hause fühle, ist Leipzig mittlerweile meine Heimat geworden. Warum? Leipzig ist vielseitig! Kreativ! Bunt! Laut! Und grün. Leise. Stilvoll. Hier wird es nie langweilig, ist immer was los. Leipzig ist, was du draus machst.
Foto: Julia Fischer, Fotograf: Philipp Kirschner
Julia Fischer lebt im Leipziger Nord-Osten und studiert an der Universität Leipzig. Sie wohnt noch nicht lange in der Stadt, hat sich aber sehr schnell in sie verliebt.
Sehr schöne, liebevolle Beschreibung meiner Heimatstadt, die ich vor knapp 37Jahren verlassen habe.
Aber warum „Die Karli, e i n e meiner liebsten Spots“? Ist das neue deutsche Grammatik? Der Spot ist doch männlich, oder?
Ich lerne immer gern noch dazu.
Hallo Barbara,
vielen Dank für deine Nachricht. Da ist uns ein kleiner Tippfehler unterlaufen, danke für den Hinweis.
Herzliche Grüße
wünscht das Leipzig Travel Team