Leipzig und die Reformation
Leipzig - ein Zentrum der Reformation
Martin Luther und die Leipziger Disputation
Christentum und Kirche sind in Leipzig wesentliche Faktoren des gesellschaftlichen Werdens. Bereits im 15. und 16. Jahrhundert war Leipzig für das geistige und wirtschaftliche Leben in Kursachsen von herausragender Bedeutung. Martin Luther weilte nachweislich 17 mal in der Stadt.
Als wichtigster Aufenthalt gilt seine Teilnahme an der Leipziger Disputation, die im Sommer 1519 in der Pleißenburg, auf deren Grundmauern sich heute das Neue Rathaus befindet, stattfand. Anlass dazu gaben Christen, die vom Leipziger Dominikaner Johann Tetzel marktschreierisch ausgebotene Ablasszettel kauften, anstatt vor Gott reumütige Haltung einzunehmen. Luther beobachtete dies und lud deshalb mit Hilfe seiner 95 Thesen zu einer wissenschaftlichen Disputation über den Ablass ein.
Leipzig war für den Fortgang und die Stabilisierung der Reformation von besonderer Bedeutung, denn von der berühmten Buch- und Verlagsstadt aus wurden Luthers Schriften sowie zahlreiche evangelische Gesangsbücher in hoher Auflage verbreitet.
Johann Sebastian Bach - bekennender Lutheraner
1723 trat der geniale Komponist und Organist Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) die Stelle als Thomaskantor in der Thomaskirche an und behielt sie für 27 schaffensreiche Jahre bis zu seinem Tod. Als Director Musices war er für die Musik der vier Leipziger Hauptkirchen zuständig. Während dieser Zeit komponierte er herausragende Stücke wie das Weihnachtsoratorium, die Johannes-Passion und die Matthäus-Passion sowie unzählige Kantaten. Dabei widmete sich der überzeugte Lutheraner auch intensiv dem protestantischen Choral. Die besondere Bedeutung geistlicher Lieder für die evangelische Kirche geht bereits auf Martin Luther zurück, der einmal gesagt haben soll:
„Singen ist eine edle Kunst und Übung.“
Mehr als 30 Kirchenlieder sind heute von Luther überliefert. Viele davon dienten Johann Sebastian Bach als Basis für mehrstimmige Chorsätze und Orgelbearbeitungen, die auch in der heutigen Zeit nichts von ihrer Ausstrahlungskraft verloren haben.
Jubiläum: 500 Jahre Leipziger Disputation
Vor nun 500 Jahren wurde in Leipzig zwischen dem katholischen Theologen Johannes Eck und den Reformatoren Martin Luther, Andreas Karlstadt und Philipp Melanchthon ein rund dreichwöchiges Streitgespräch abgehalten. Anlässlich dessen veranstaltet die Stadt Leipzig im Mai und Juni zahlreiche Konzerte, Lesungen, Tagungen und Vorträge zum Thema "500 Jahre Leipziger Disputation".
Die Thomaskirche und das Wirken von Luther
Den engsten Bezug zu Luther hat die Thomaskirche. Am 27. Juni 1519 begann hier die Leipziger Disputation mit einem Gottesdienst, an dessen Gestaltung der Thomanerchor unter ihrem Kantor Georg Rhaw mitwirkten.
Zur Einführung der Reformation am 25. Mai 1539 hielt Martin Luther hier die Predigt. Im Inneren der Kirche erinnert eine Bronzetafel an dieses bedeutsame Ereignis. Die Kirche erhielt in der Folge der Reformation ihr heutiges Aussehen.
Beim Umbau der Kirche Ende des 19. Jahrhunderts wurden in der Südwand farbige Glasfenster eingefügt. Eines davon zeigt Martin Luther.
Stadtgeschichtliches Museum – Altes Rathaus
Im Stadtgeschichtlichen Museum ist die Stadtansicht von 1547 und ein Stadtmodell von 1823 mit Gebäuden, Plätzen und Straßen zu sehen, die Martin Luther kannte.
Des Weiteren beherbergt das Museum in der neuen Dauerausstellung:
- den Trauring und ein Ölbild der Katharina von Bora (1499 - 1552)
- einen silbernen Lutherbecher
- die Fürstengalerie mit Bildern von Herzog Georg des Bärtigen, Kaiser Maximilian I. und Karl V.
- Tafelgemälde und Epitaphe von Lucas Cranach der Ältere und der Jüngere
Ferner befindet sich die Kanzel aus der Alten Johanniskirche im Museum sowie in Leipzig gedruckte Lutherschriften.
Martin Luther und Heinrich Stromer von Auerbach
Im Auerbachs Keller werden bereits seit 1525 Gäste verköstigt. Auch Luther kehrte hier ein. Der Gründer Heinrich Stromer von Auerbach war im 16. Jahrhundert einer der aufgeklärten, fortschrittlichen Menschen Leipzigs.
Der bekämpfte und bewunderte Reformator Martin Luther aus Wittenberg war ein Freund Stromers. Um sich in Leipzig vor seinen Feinden zu schützen, quartierte sich Luther bei seinen Besuchen an sicheren Orten, wie auch im Hause Auerbach, ein.
Im Zuge der Luther-Dekade, welche 2017 im 500-jährigen Jubiläum der Reformation gipfelt, wurde das "Lutherzimmer" in den Historischen Weinstuben von Auerbachs Keller neu gestaltet und um das Tafelgemälde "Das geheime Treffen" bereichert.
Lutherweg Sachsen: Ein 550 km langer Rundweg
Auch in der heutigen Region Leipzig haben Martin Luther, seine Wegbegleiter und die Reformation Spuren hinterlassen. Auf einem rund 550 km langen Rundweg kann man in geschichtsträchtigen Orten und inmitten einer reizvollen Landschaft in Kirchen, Klöster und Burgen Station machen.
Luther in Leipzig
Luther und die deutsche Sprache
Luther legte mit seiner Bibelübersetzung die Grundlagen der heutigen deutschen Sprache. Das Ziel, eine für das ganze Volk verständliche Bibelübersetzung zu schaffen, verfolgte er mit großem Einsatz und mit der Unterstützung seines besten Freundes Philipp Melanchthon. Luther wollte keine wörtliche Bibelübersetzung, sondern eine für alle Menschen verständliche Heilige Schrift. Dabei schaute er dem Volk „aufs Maul“ und nutzte dessen Sprechweise für seine Übersetzung und trieb damit auch die Entwicklung einer einheitlichen deutschen Sprache voran.
Die Sprachgewalt Luthers wird auch in seinen Wortschöpfungen, Sprichwörtern und Redewendungen deutlich. Oft ist uns nicht bewusst, wie viele von Luthers Wortschöpfungen wir heute noch verwenden – Worte wie Freundeskreis, Machtwort oder Beruf gehören zu unserem täglichen Sprachgebrauch. Einige weitere Beispiele können Sie im Video „Luthers Wortwitz“ entdecken.
Luthers Wortwitz
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