Am Samstag 13.05. eröffnet die IG FORTUNA | Kino der Jugend am ehemaligen "Kino der Jugend" in der Eisenbahnstraße 162 zum Tag der Städtebauförderung 2023 die Saison mit einer ganz besonderen Fotoausstellung zu Volkmarsdorf Mitte/Ende der 80iger Jahre. Außerdem wird es einen Zeitzeugenvortrag von Thomas Richter geben. Da das Ganze in der Kulisse des 1987/88 geschlossenen "Kino der Jugend" stattfindet, sind spannende Einblicke, spektakuläre Bildachsen und insgesamt eine immersive Zeitreise in den "wilden Osten" der 80iger Jahre zu erwarten. Die innenstadtnahen Viertel des Leipziger Ostens zählen zu den jüngsten, dynamischsten und vielfältigsten der Stadt. Fast könnte man sagen, hier schwillt und quillt noch das wilde Leben, das andernorts schon fein wegsortiert wurde. Aber in diesem Blick auf den Leipziger Osten liegt schon ein Vorurteil, das in der Stadtgeschichte lange zurückreicht. Bis in die 80iger Jahre des letzten Jahrhunderts, als noch Zentralkomitees und Fünf-Jahrespläne die Stadtentwicklung prägten. Damals schon schaute man vom engen Balkon der WBS 70 in Grünau skeptisch über Leipzig und raunzte vom „wilden Osten“. Und damals wie heute sammelten sich in den Stadtteilen rund um die damalige Ernst-Thälmann-Straße (heute: Eisenbahnstraße) junge, kreative und politische Menschen, aufgrund der günstigen Mietsituation und der sich daraus ergebenden Freiräume. Volkmarsdorf und die angrenzenden Viertel blieben zwar im zweiten Weltkrieg von Bombentreffern verschont, aber insbesondere der alte Hausbestand aus der Gründerzeit war Anfang der 80iger Jahre in so einem schlechten Zustand, dass 1984 der großflächige Abriss begann. In dieser Dynamik aus Umzug, Leerzug, Abriss und Neubau entstanden gleichzeitig viele Nischen für alternative Lebens- und Denkansätze und entfalteten von hier aus eine politische Kraft, die 1989 bis zur Runden Ecke am Dittrichring reichen sollte.