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Geoportal „Erlebniswelt Kaolin“ im Schmalspurbahnhof Mügeln

Blick in die Ausstellung des Geoportals "Erlebniswelt Kaolin", zu sehen ist eine Besucherin der Ausstellung neben einem großen Gebilde des Gesteins Kaolin, im Hintergrund sieht man eine Erklär-Tafel © Andreas Schmidt© Andreas Schmidt
Blick in die Ausstellung des Geoportals "Erlebniswelt Kaolin" © Andreas Schmidt

Europas größtes Vulkangebiet befindet sich östlich von Leipzig zwischen den Hohburger Bergen, dem Collm bei Oschatz und dem Rochlitzer Berg. Gewaltige Ausbrüche eines Supervulkans hinterließen vor etwa 290 Millionen Jahren mächtige Porphyrdecken und Calderen mit einem Durchmesser von bis zu 60 Kilometern. Das vulkanische Gestein bildete sich vor ca. 60 Mio. Jahren zu wertvollen Kaolintonnen um.

Am 24. August 2019 wurde im Besucherzentrum des Schmalspurbahnhofs Mügeln, der einst im Zentrum des größten Schmalspurstreckennetzes Deutschlands lag, die multimediale Ausstellung „Erlebniswelt Kaolin“ eröffnet. Innerhalb eines Rundgangs können auf anschauliche Weise die Welt des Kaolins - Grundstoff der Porzellanherstellung - sowie die Geschichte und Technik der Schmalspurbahn erkundet werden.

Für Besucher eröffnet sich hier ein multimediales Erlebnis, das bei der Kaolinentstehung beginnt, über die Förderung im Tiefbau und heutigen Tagebau bis zur Entstehung der regionalen Keramikindustrie reicht und zur Geschichte der Schmalspurbahn rund um den Bahnhof Mügeln informiert. Im Untergeschoss des Gebäudes erzählen Fotos Geschichten aus dem Bergbau, Vitrinen zeigen Exponate aus der Welt der Bergmänner unter Tage, Kinder haben die Gelegenheit für interaktive Spiele, eine Sitzecke lädt zum Verweilen ein und Experten-Terminals bieten weiterführende Informationen. Im Obergeschoss befindet sich der „Kaolin-Tagebau“ mit einem Rundpanorama, 360° Brille, Schautafeln, Geschicklichkeitsspielen, einem Multitouchtable und einem Kino. Ein Mikro-Teleskop zeigt den Rohstoff Kaolin im Kleinen wie im Großen. Die Besucher können sich hörend, spielend und staunend durch die Ausstellung bewegen. Im Café des Geoportals werden Speisen und Getränke angeboten.

Der Geopark Porphyrland mit dem Geoportal „Erlebniswelt Kaolin“

Geoparks sind Gebiete, die wie ein Fenster in die Erdgeschichte wirken. Hier treten geologische Ressourcen und Eigenheiten zum Vorschein, an denen sich die Zusammenhänge im Erdinneren und an der Erdoberfläche besonders gut erklären lassen. Geoparks verbreiten u.a. Wissen über Geophysik, Geologie (Gesteine und ihre Lagerung in Schichten o.ä.) und Mineralogie (Aufbau der Gesteine). Geoportale sind die Besucherzentren des Geoparks „Porphyrland. Steinreich in Sachsen“ (Kurzform Geopark Porphyrland). Sie sind zugleich Ausgangspunkte für Entdeckungsreisen in die Umgebung auf speziell ausgewiesenen Georouten oder laden zu Besuchen von Ausstellungen und Sehenswürdigkeiten ein.

Ein misslungener Versuch, der zum großen Erfolg führte

Was ist eigentlich Kaolin? Vor etwa 300 Jahren hatte der Alchemist Johann Friedrich Böttger die feste Absicht, Gold herzustellen. Der Versuch ging schief. Aber unter der Leitung des kursächsischen Rats und Naturwissenschaftlers Ehrenfried Walther von Tschirnhaus trug er als dessen Gehilfe dazu bei, mit dem Rohstoff Kaolin kein echtes, dafür aber sogenanntes weißes Gold herzustellen. Von Tschirnhaus gelang es nach jahrelangen Versuchen, in seinem Schmelztiegel das erste Stück weißes Hartporzellan herzustellen. Im Oktober 1708 fertigte er kurz vor seinem Tod einen Porzellanbecher. Somit wurde der Grundstein für die Porzellanherstellung gelegt. Die Region rund um Mügeln ist als das Land der weißen Erde bekannt geworden und auch heute, mehr als 300 Jahre später, wird das Kaolin noch immer dort abgebaut. Die sächsischen Porzellan- und Keramikprodukte sind Verkaufsschlager in der ganzen Welt.

Die weiße Erde: Entstehung, Förderung und Transport

Vor rund 290 Millionen Jahren brodelte in der Geopark-Region ein Supervulkan. Er hinterließ Porphyr, der im Zuge der Verwitterung Kaolin hervorbrachte. Besonders stark vollzog sich der Prozess der Verwitterung, der sogenannten Kaolinisierung, ab dem Zeitalter Oberkreide (vor etwa 100 Millionen Jahren) bis weit hinein in das Tertiär (vor etwa 65 - 2 Millionen Jahren). Das subtropische Klima im Tertiär führte zur intensiven chemischen Verwitterung des Kemmlitzer Quarzporphyrs. Dabei wurden Alkalien, Kieselsäure und Eisenoxide gelöst und weggeführt, Wasser hingegen aufgenommen. Ein weißes, toniges Lockergestein entstand, das Kaolin. Es bildeten sich Verwitterungsmulden mit Mächtigkeiten von 10 bis 40 Metern.

In Nordsachsen, westlich von Mügeln, befindet sich mit dem Kemmlitzer Kaolinrevier eines der Zentren der mitteldeutschen Kaolingewinnung. Die Förderung des Rohkaolins erfolgt auf verschiedenen Abbausohlen selektiv mit mehreren elektrisch betriebenen Schaufelradbaggern und der Abtransport über eine 3 km lange Überlandbandanlage zur Schlämmerei Gröppendorf. Von dort wird die Kaolinsuspension über eine Rohrleitung zur weiteren Aufbereitung in das Werk in Kemmlitz gepumpt. Kemmlitzer Kaolin ist durch seine Beschaffenheit für die Feinkeramik besonders vorteilhaft. Es gilt als der beste keramische Kaolin Deutschlands für feinkeramische Anwendungen und ist weit über Europa hinaus geschätzt. Der Rohstoff wird insbesondere für Haushaltskeramik, Wand- und Bodenfliesen und Sanitärkeramik genutzt.

Für den Abtransport des weißen Goldes wurde die 1884 eröffnete Schmalspurstrecke Mügeln – Döbeln im Jahre 1903 erweitert. Über diesen ausgebauten Streckenast der heutigen Döllnitzbahn wurde das Kaolin abtransportiert. Auf einem Teil des ehemaligen Streckennetzes zwischen Oschatz – Mügeln – Glossen/Kemmlitz können Besucher die Döllnitzbahn als Touristenbahn nutzen. Rings um den Bahnhof sind in einem Rundgang die Geschichte und Technik der Schmalspurbahn erlebbar. Wer eine Runde mit der Döllnitzbahn fahren möchte, kann in der Regel von Montag bis Freitag zwischen 7 und 15 Uhr von Glossen bis Oschatz und wieder zurück fahren. In den Ferienzeiten gelten andere Fahrpläne. Weiterhin bietet die Döllnitzbahn besondere Touren zum Thema Frühling, Fasching oder Advent an.

Erlebnisse im Umland

Wer gern mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann das sächsische „Obstland“ auch auf individuellen Routen mit dem Drahtesel erkunden. Inmitten des größten Obstanbaugebietes Sachsens liegt die Obstland-Route, die sich als Rundkurs durch die kulturhistorisch reich geprägte Landschaft schlängelt. Auf insgesamt 67 Kilometern verbindet sie zahlreiche Orte, in denen die lange Tradition des Obstanbaus auf unterschiedliche Weise erlebt werden kann.

Mügeln ist ein Bestandteil des Lutherwegs Sachsens. Der Lutherweg Sachsen ist ein über 550 Kilometer langer Rundwanderweg. Seine Beschilderung unterscheidet sich von klassischen Pilgerwegen, da er in beide Richtungen ausgewiesen ist. Es ist somit möglich, an beliebigen Orten mit einer Tour durch die abwechslungsreiche Landschaft der Region Leipzig zu den Stätten der Reformation zu beginnen. Auf der Strecke liegen 31 sächsische Stationen, die sich als Start- bzw. Endpunkte anbieten.

Mügeln – Über 1000 Jahre Geschichte
Die Anfänge der Stadt Mügeln reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadt im Jahr 934 von den Rittern der Burg auf dem Festenberg bei Baderitz, die dort ihr Amt als Landvögte der Meißner Markgrafen ausübten. Von hier aus stiftete Siegfried III. von Mügeln 1241 das Kloster Sornzig, das heute ein beliebter Ausflugsort ist. Auf der Wasserburg nahe der Döllnitz regierten über 518 Jahre lang bis zur Reformation 35 Meißner Bischöfe, die Mügeln weiter voran brachten und aus einem einfachen Fronhof eine Handwerkerstadt machten. Bischof Nikolaus I. ließ im Jahr 1381 zur Verstärkung seiner Burg einen mächtigen Rundturm, den im Volksmund liebevoll genannten „Dicken Turm“ bauen, der noch heute zusammen mit dem schlanken barocken Turm der Johanniskirche das Bild der Stadt prägt. Ein bekannter Handelsplatz war bis 1977 der Altmügelner Stoppelmarkt, auf dem Handwerker und Händler die Bevölkerung der umliegenden Dörfer mit den Dingen des täglichen Bedarfs versorgten.

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Ihr Ansprechpartner

Andreas Schmidt

Leiter Öffentlichkeitsarbeit/PR

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Tel. +49 341 7104-310
Fax +49 341 7104-301
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