Historischer Leipzig-Kalender

„Leipziger Alltagsmomente“ ist der Titel des Kalenders, der von der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH in Zusammenarbeit mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig herausgegeben wird und ab sofort erhältlich ist. Der Kalender zeigt 13 Aufnahmen der Fotografin Sigrid Schmidt, Jahrgang 1938. Die Motive stammen aus den Jahren 1959 bis 1990, einer Zeitspanne großen Wandels. Es sind Momentaufnahmen des Stadtlebens in poetischer Bildsprache und gleichermaßen dokumentarisch. Sie spiegeln den Ansatz der Fotografin wider: „Das Leben in Leipzig war für mich auch immer das Fotografieren der Stadt Leipzig und ihrer Menschen“, so Sigrid Schmidt über ihre Arbeit.

In den 1960er-Jahren war Leipzig mit über 585.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in der DDR. Die Stadt entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem wirtschaftlichen und industriellen Zentrum des Landes und war eine Hochburg des kulturellen Lebens. Vor allem die Leipziger Messe und deren jahrhundertealte Handelstradition zwischen Ost und West verlieh Leipzig internationale Bedeutung und brachte viele Gäste in die Stadt. Die Jahre bis zur deutschen Wiedervereinigung waren einerseits von den gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Leitbildern des Sozialismus geprägt, die mancherorts auch den städtebaulichen Charakter veränderten. Gleichzeitig war das alltägliche Leben in der Stadt an der Pleiße lebendig und vielfältig, zeigte aber zunehmend auch mehr Gegensätze auf.

Die Fotografin Sigrid Schmidt hielt die Menschen auf den Straßen und Plätzen sowie in ihrem Alltag in der Großstadt mit der Kamera fest. Ihre Fotografien zeigen Menschen bei der Arbeit, im Straßenverkehr oder beim Verweilen, bei Sonne und Regen. Sie zeigen Stadträume, die es heute so nicht mehr gibt, Orte, die sich verändert haben ebenso wie heute noch erhaltene, traditionsreiche Gebäude. Die gezeigten Fotografien sind Momentaufnahmen innerhalb eines Zeitraums von über 30 Jahren, entstanden bei Spaziergängen durch das Leipzig der späten 1950er-Jahre bis nach der deutschen Wiedervereinigung 1990. Die Aufnahmen präsentieren die Stadt und die Menschen, die hier lebten – unverfälscht und ungekünstelt, immer spontan und fast wie zufällig in den Fokus genommen, tatsächliche Alltagsmomente. Oft treten genau dadurch ganz eigene reizvolle und erzählerische, ja fast poetische Augenblicke aus einer eher grau wahrgenommenen Umwelt hervor. Bis Ende der 1990er-Jahre entstanden so zahlreiche Fotografien und Fotoserien. Rund 70 Aufnahmen befinden sich seit 2022 als Schenkung im Bestand des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig.

Sigrid Schmidt

Sigrid Schmidt, 1938 in Breslau geboren, war bereits in der Grundschulzeit im Fotozirkel. Ihre erste Kamera war eine kleine Plastekiste – die Pouva Start. Sie studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig Fotografie und erhielt 1963 ihr Diplom. Ab 1965 arbeitete sie als freiberufliche Fotografin in der Werbe- und Modefotografie sowie für Verlage. Das Leben in Leipzig war für Sigrid Schmidt aber auch immer das Fotografieren der Stadt Leipzig. In den 1990er-Jahren wandte sie sich verstärkt anderen fotografischen Schwerpunkten wie Fotomontagen, Porträts und Stillleben zu. Die Beteiligung an Ausstellungen, darunter der Kunstvereine GEDOK und PIKANTA, waren Ansporn, die vielfältigsten Themen zu bearbeiten. Sigrid Schmidt lebt in Gerichshain bei Leipzig.