Sogar der Kanon „C-a-f-f-e-e“ wurde im Kaffeeland Sachsen erfunden. Um seine Schüler vom schädlichen Genuss des ”braunen Türkentranks” abzuhalten, komponierte ein besorgter Zittauer Musiklehrer den Kanon.
Während anderswo Kanonenkugeln gegossen wurden, errang Leipzig in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Ruhm als größter Produktionsort von Kaffeemühlen. Nachdem 1693 die erste Ladung Kaffeebohnen in Leipzig eingetroffen war, eröffneten immer neue Kaffeehäuser. Folgerichtig befindet sich das neben dem Pariser „Café Procope“ älteste Kaffeehaus Europas in Leipzig. Der Gold- und Silberplätterer Adam Heinrich Schütze eröffnete 1694 den barocken „Coffe Baum” in der Kleinen Fleischergasse 4 und schenkte erstmals Kaffee aus. Eigentlich betrieb er das Lokal nur als Nebenerwerbsquelle. Doch stellte sich der Erfolg ein, so dass es bald zu den besten Leipziger Lokalen zählte. Im Verlauf der folgenden drei Jahrhunderte trafen sich hier viele Geistesgrößen und genossen das populäre Getränk. Der Literaturprofessor Johann Christoph Gottsched ging ebenso ein und aus wie der Maler Max Klinger, der Dichter E. T. A. Hoffmann oder der Komponist Richard Wagner. Auch Goethe, Lessing, Bach und Grieg waren zu Gast. Im parterre gelegenen Schumann-Zimmer traf sich Robert Schumann zwischen 1828 und 1844 mit seinen Freunden zum Stammtisch. Sogar Revolutionäre wie Robert Blum, Karl Liebknecht und August Bebel etablierten hier ihr zweites Wohnzimmer. 1990 diskutierten Helmut Kohl und Lothar de Maizière hier die Chancen der deutschen Einheit.
Berühmt ist die Sandsteinplastik über dem Portal des „Coffe Baums”. Ein Osmane mit einer großen Kanne reicht Amor eine Tasse Kaffee. Sie symbolisiert die Begegnung des christlichen Abendlandes mit dem islamischen Orient. Kein Geringerer als August der Starke soll diese Plastik 1720 als Dank für ihre Liebesdienste der Wirtin gestiftet haben.
Das Café und Restaurant „Zum Arabischen Coffe Baum“ befindet sich seit 1993 in städtischem Besitz und wurde im April 2025 nach umfangreicher Sanierung wieder eröffnet. Es bietet gutbürgerliche, regionale Küche sowie bekannte Spezialitäten, wie die Leipziger Lerche, an.
In der dritten Etage befindet sich eines der bedeutendsten Kaffee-Museen der Welt. Die dort befindliche Ausstellung wird derzeit vom Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig inhaltlich wie gestalterisch überarbeitet und kann nach der Einrichtung der 16 Räume zur sächsischen und Leipziger Kaffee- und Kaffeehausgeschichte sowie zur Historie des traditionsreichen Künstlercafés ab 1. Juli 2025 wieder besichtigt werden. Die Gäste können ausgewählte Exponate aus 300 Jahren sächsischer Kaffee- und Kulturgeschichte, darunter Tischröster und Kaffeemühlen aus verschiedenen Epochen, bewundern.
Echter Bohnenkaffee und original Meißner Porzellan sind bis heute die wichtigsten Identifikationsmerkmale der „Kaffeesachsen“ geblieben, die ihren Spitznamen von Friedrich dem Großen im Siebenjährigen Krieg bekamen. Weil ihnen der Kaffee fehlte, haperte es den Sachsen an der Kampfmoral und sie verweigerten den Waffeneinsatz mit dem Argument „Ohne Gaffee gönn mer nich gämpfn!”. Die Beleidigung des preußischen Monarchen als „Kaffeesachsen” störte sie nicht weiter, denn ausgiebige Kaffee- und Kuchengelage waren den Sachsen bekömmlicher, als der Aufenthalt auf den Kriegsschauplätzen Europas. Dort erlitten sie hauptsächlich Niederlagen oder kämpften auf der falschen Seite. Erinnert sei nur an die Schlacht bei Jena und Auerstedt, wo sie zunächst an Preußens Seite fochten und gegen Napoleon verloren. Sieben Jahre später kämpften sie an Napoleons Seite und waren Verlierer in der Völkerschlacht bei Leipzig.
Doch wie trinkt man nun in Leipzig den Kaffee? „Sieße muss d`r Coffe sein“, sagt ein Sprichwort. Abfällig sprechen die verwöhnten „Kaffeesachsen” von „Plempe“ oder „Lorke“, wenn der koffeinhaltige Aufguss zu dünn geraten ist. Da in schlechten Zeiten auch Genießer aus wohlhabenden Kreisen die Kaffeebohnen zählen mussten, schenkten sie ihren Gästen sogenannten „Schwerter-Kaffee” ein. Die Konzentration des Kaffees war so schwach, dass die blauen Schwerter, die sich am Boden des Meißener Porzellans befanden, durchschimmerten. Seit 1729 sagt man auch „Blümchenkaffee“, wenn das Getränk so klar ist, dass man die Blume am Grund der Porzellantasse sehen kann. So berichtet eine Anekdote aus dem 18. Jahrhundert, dass ein sparsamer Gastgeber für fünfzehn „Schälchen Heeßen“ vierzehn Bohnen röstete und mahlte.
Als Faustregel für den Kaffeegenuss der Leipziger könnte der Spruch des Kardinals Talleyrand gelten, der in die Geschichts-Annalen einging:
”Der Kaffee muss sein
Schwarz wie der Teufel
Heiß wie die Hölle
Rein wie ein Engel
Süß wie die Liebe.”
Leipzigs Gäste, die die Kaffeehäuser der Stadt besuchten, können seine Worte bestätigen: Kaffee ist Magie, Kaffee ist Erotik und Kaffee ist Geist.
Informationen und Reiseangebote:
Leipzig Tourismus und Marketing GmbH
Tourist-Information
Katharinenstraße 8
04109 Leipzig
Tel. +49 (0)341 7104-260
E-Mail: info@ltm-leipzig.de, www.leipzig.travel