Sind Objekte des täglichen Gebrauchs wie Vasen, Kannen, Gerät oder Möbel, die zwischen 1933 und 1945 entstanden, ideologisch aufgeladen oder stehen sie gar für das verbrecherische NS-Regime? Die Ausstellung FORMEN DER ANPASSUNG nähert sich einem bislang wenig erforschten Kapitel deutscher Gestaltungsgeschichte. Sie untersucht das Zusammenspiel von Kunsthandwerk, Design und politischer Ideologie und zeigt, wie stark der NS-Staat Gestaltung, Produktion und Repräsentation beeinflusste. Zugleich wird nach Handlungsspielräumen gefragt, die Gestalter und Gestalterinnen in diesem autoritären System nutzten oder suchten. Dabei geht es nicht nur um Form und Ästhetik, sondern um die politische und gesellschaftliche Funktion von Gestaltung im Kontext diktatorischer Macht.
Gezeigt werden über 400 Exponate, vom aufwändigen Einzelstück bis zum Designprodukt für die Massen, die zum Großteil aus politisch favorisierten Materialien wie Schmiedeeisen, heimischen Hölzer, Zinn, Textilien und Bernstein gefertigt wurden. Viele der Exponate wurden staatlich gefördert oder bei offiziellen Ausstellungen, Wettbewerben und Leistungsschauen gezeigt. Andere entstanden unter Zwangsarbeit oder in Konzentrationslagern. Fotografien und zeitgenössische Dokumente ergänzen die umfangreiche Präsentation.
Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst nahm in der NS-Zeit eine vielschichtige Stellung ein. In den 1930er Jahren entwickelte es sich zu einem zentralen Ort, an dem Gestaltungsvorstellungen verhandelt und präsentiert wurden. Die Grassimessen und Sonderpräsentationen ermöglichten zwar gelegentlich Abweichungen von ideologischen Vorgaben, zugleich war das Museum jedoch verpflichtet, mit staatlichen Institutionen zu kooperieren und seine Räume für propagandistische Ausstellungen bereitzustellen.
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