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Belgern – Die Stadt mit dem Roland zwischen Elbstrom und Dahlener Heide

Belgern - Roland am Rathaus, zu sehen ist das Rathausgebäude am Marktplatz in Belgern inkl. Roland-Statue © Andreas Schmidt© Andreas Schmidt
Belgern - Roland am Rathaus © Andreas Schmidt

Am Rand der Dahlener Heide zwischen Elbe und Schildberg liegt die nordsächsische Stadt Belgern-Schildau. Die Stadt entstand 2013 aus dem Zusammenschluss der historischen und traditionsreichen Städte Belgern und Schildau. Die berühmte Rolandfigur, die einzige in Sachsen aus dem Jahr 1610, brachte Belgern den Beinamen „Rolandstadt“.

1000 Jahre lebendige Geschichte

Schon der berühmte Schriftsteller und Verleger Karl Baedecker schrieb im 19. Jahrhundert in einem Reisehandbuch, die Stadt Belgern läge an der Elbe, so reizvoll, wie das schöne Benares in Indien. Auf dem Steilufer der Elbe gelegen erhebt sich die mittelalterliche Stadtkulisse. Bereits von Weitem sichtbar ist der trutzige Turm der Wehrkirche und der verspielte Glockenturm des Renaissance-Rathauses.

Belgern wurde im Jahr 973 erstmals urkundlich erwähnt. Seit der Stadtgründung Anfang des 9. Jahrhunderts blickt Belgern auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Durch die günstigen natürlichen Bedingungen war die Stadt von jeher ein bevorzugtes Siedlungsgebiet. Hinzu kam, dass sich hier die Hauptverkehrsstraße entlang der Elbe mit der von West nach Ost verlaufenden Handelsstraße kreuzte. Besonders der Weinanbau der Mönche ab 1210, die Schifffahrt und das Bierbrauen verhalfen der Stadt zu Wohlstand und überregionalem Ansehen. Dem frühen Aufschwung folgte jedoch der Niedergang: Da Belgern über keine moderne Befestigungsanlage verfügte, wurde es während des Dreißigjährigen Krieges durch kaiserliche und schwedische Truppen mehrfach geplündert und im Jahr 1632 fast vollständig zerstört. Von den etwa 20.000 Einwohnern blieben bis 14 Jahre später nur sieben Ehepaare und drei Kinder in der Stadt übrig, die nach Kriegsende zunächst in völliger Bedeutungslosigkeit versank. Im Jahr 1815 gelangte das Gebiet schließlich an Preußen.

Im Jahr 2013 wurde durch die Städtefusion aus der Rolandstadt Belgern und der Gneisenaustadt Schildau die Stadt Belgern-Schildau gegründet. Der Verwaltungssitz befindet sich in Belgern.

Bummel durch die Belgerner Altstadt

Durch den gut erhaltenen ursprünglichen Zustand der Belgerner Altstadt stellt diese im sächsischen Raum eine echte Rarität dar. Im historischen Stadtkern beeindruckt der riesige, von alten Bürgerhäusern umgebene Marktplatz mit dem imposanten Rathaus, dessen rote Farbe auf den ehemaligen Besitzer der Stadt, den Bischof Johann IX. von Haugwitz zu Meißen, verweist. Dieses wurde von 1575 bis 1578 im Renaissancestil errichtet.

An der linken Ecke des Rathauses steht das Symbol Belgerns, der aus Sandstein gehauene, fast sechs Meter große historische Roland, der der Stadt gleichzeitig ihren Beinamen beschert. Die ursprünglich hölzerne Figur stammt aus dem Jahr 1550 und wurde 1610 vom Bildhauer Peter Büringer durch den steinernen Roland ersetzt. Zu Füßen des Rolands wurden Gericht gehalten, Urteile gesprochen und Bäcker, deren Brötchen etwas zu klein geraten waren, mussten diese vor dem Roland billiger verkaufen. In seinem schwarzen Harnisch mit unbekleideten Füßen, Zwickelbart und emporgehobenem Flammschwert wacht er noch heute als Symbol der Hoheit über die Stadt.

Gegenüber dem Rathaus auf der anderen Marktseite befindet sich die Distanzsäule. Diese wurde mit der Einführung des sächsischen Postwesens im Jahr 1730 erbaut und weist Belgern als Poststation aus. Die eingemeißelten Entfernungsangaben sind Stunden, die benötigt wurden, um das Reiseziel zu erreichen. Neben dem Rathaus befand sich der bekannte Gasthof „Zum goldenen Engel“, in dem schon Katharina von Bora auf ihrer Flucht aus dem Kloster Nimbschen nächtigte.

Über mittelalterliches Pflaster führt der Weg zur spätgotischen Kirche „St. Bartholomäus“. Die Kirche wurde zwischen 1509 und 1512 durch Mönche des Zisterzienserklosters gebaut, das bis zu seiner Auflösung in der Reformationszeit rund 500 Jahre in Belgern aktiv war. Martin Luther selbst predigte im Jahre 1522 in der Stadt, die drei Jahre später zum Lutherischen Glauben übertrat. Der Gedenkstein links neben der Kirche erinnert daran, dass Luther in Belgern war. Die reiche Ausstattung aus dem 17. Jahrhundert mit der zweigeschossigen Sakristei ist beeindruckend. Die Orgel ist ein Werk von Johann Gottlob Mende aus dem Jahr 1844 mit 24 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Außen an der Kirche sind drei barocke figürliche Grabsteine sowie das sagenumwobene Sandsteinrelief „Nixenkind“ und an einem Fenster das „Teufelshufeisen“ angebracht.

Entlang des Steilufers der Elbe erreicht man den Klosterhof aus dem Jahr 1258, der einst eine Niederlassung des Klosters Buch war. Der Legende nach trieben Mönche einen geheimen Gang unter der Elbe durch, um so unbemerkt zum Nonnenkloster in Mühlberg zu gelangen. Die Geschichte des Klosterhofs wird im Stadtmuseum dokumentiert, welches sich im alten Bürgerhaus „Alte Schmiede“ am Topfmarkt befindet. Hier können Exponate und Ausgrabungsfunde der Ur- und Frühgeschichte der Stadt besichtigt werden. Unweit der ehemaligen Weinberge der Stadt gelangt man zum Oschatzer Tor, das als einziges von ursprünglich vier Stadttoren als letzter Teil der Befestigungsanlage noch erhalten ist.

Belgerns Gastronomie entdecken

Wer Belgerns kulinarische Seite erleben möchte, dem bieten sich zahlreiche Einkehrmöglichkeiten mit regionaler Küche. Empfehlenswert ist ein Abstecher in „Storms Gasthof Zur Alten Brauerei“. Bierliebhaber können hier in den Sommermonaten im Biergarten unter dem Nussbaum ein hausgebrautes Zwickelbier oder Schwarzbier genießen.

Auch ein Abstecher in die Gaststätte „Zur Fährdiele“ lohnt sich: Das kleine, familiär geführte Restaurant liegt direkt am Elberadweg mit Blick auf die Elbe und die Elbfähre. Auf dem Freisitz kann man die Aussicht genießen.

Belgerns bekannte Söhne

Als berühmter Sohn der Stadt gilt der hier im Jahr 1616 geborene lutherische Theologe Georg Lehmann. Er war im Jahr 1652 Sonnabendprediger und später Pastor an der Nikolaikirche in Leipzig. Der 1725 im Belgeraner Ortsteil Dröschkau geborene Friedrich Anton von Heynitz gilt als einer der größten deutschen Staatswirte des 18. Jahrhunderts und Reorganisator des Berg- und Hüttenwesens in Preußen. Bekanntheit erlangte von Heynitz auch als Mitgründer der Bergakademie Freiberg.

Veranstaltungstipps, Festivals, Bräuche

Fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders ist das alljährliche Stadt- und Schützenfest zu Pfingsten im Döhner und um die Freilichtbühne. Dieses beginnt traditionell mit einem Fackelumzug und für die musikalische Untermalung sorgt der Rolandstädter Blasmusikverein. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten stellt die Kürung des Schützenkönigs dar. Das Fest dauert drei Tage und lockt viele Besucher in die Rolandstadt. Auch der alljährliche Weihnachtsmarkt und Advent in den Höfen lädt zum Bummeln ein: bei weihnachtlicher Musik sowie Glühwein und Lebkuchen werden die Besucher vorweihnachtlich eingestimmt. Besonders beliebt ist die Karnevalszeit in Belgern. Die fünfte Jahreszeit wird im Schützenhaus mit ausgefallenen Kostümen, roten Clownsnasen und stimmungsvoller Karnevalsmusik gefeiert. Zu den Highlights gehören der Karnevalsumzug und der Kinderfasching.

Ausflugstipps in der Umgebung

Auf einem gut ausgeschilderten Rad-, Wander- und Reitwegnetz in der Belgern-Dahlener Heide werden dem Besucher zahlreiche Ausflugmöglichkeiten für eine aktive Erholung geboten. Wanderungen durch die Dahlener Heide oder eine Radtour entlang des unmittelbar an Belgern vorbeiführenden internationalen Elberadwegs sind Highlights für die Besucher. Lohnenswert ist ein Abstecher zum vier Kilometer südlich der Stadt gelegenen Landschaftspark Treblitzsch. Durch die überaus günstigen lokalklimatischen Verhältnisse können im Park eine Vielfalt an über 250 verschiedenen aus- und inländischen Gehölzen auf engem Raum kultiviert werden. Jedes Jahr im Frühling schmücken Buschwindröschen und Rhododendren großflächig den Park. Im Herbst dominiert die prächtige orangene Laubfärbung der Buchen. Ein weiterer Tipp wäre ein Ausflug durch den Wald vorbei an der Jägereiche, Tote Magd und Brehms Ruhe nach Schmannewitz mit seiner Bockwindmühle oder dem Bäuerlichen Museum.

Wichtige Fakten auf einen Blick

Die im Landkreis Nordsachsen gelegene Kleinstadt Belgern-Schildau beherbergt in 22 Ortsteilen rund 8.000 Einwohner. Mit dem Auto erreicht man die Stadt über die B87 und die B182. Mit der S-Bahn 4 fährt man von Leipzig aus zum nächstgelegenen Bahnhof Torgau und von dort aus mit dem Bus 764 nach Belgern.

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Ihr Ansprechpartner

Andreas Schmidt

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