Im Steinbruch unterhalb der Bergkirche wurde Granitporphyr abgebaut, der für die Bauarbeiten des Völkerschlachtdenkmal in Leipzig verwendet wurde. Von den sieben ehemaligen Steinbrüchen ist heute nur noch einer aktiv. Die Brandiser Meilensteine, die auf wichtige Persönlichkeiten und Sehenswürdigkeiten in der Stadt aufmerksam machen, sind ein weiteres Indiz für die Bedeutung der Steine.
Vom Steinimperium zum zwischenzeitlich größten Solarpark Deutschlands
Brandis wurde 1121 erstmals urkundlich erwähnt. Der Namensursprung war vermutlich eine Übertragung des Schlosses Brandis bei Meran in Südtirol. 1150 bekam die Siedlung erstmals Marktrechte. Seit dem 13. Jahrhundert werden in der Gegend Steine abgebaut. Zwischen den Jahren 1.000 und 1.200 war der Kirchberg eine slawische Kultstätte. Im Zuge der Missionierung begann der Kirchenbau mit Turm und Sakristei. Die in dieser Zeit entstandene rote Rankenbemalung im Turm der Wehrkirche wurde 1280 erstmals urkundlich erwähnt. Viel Elend hinterließ der Dreißigjährige Krieg, in dessen Zuge Brandis rund die Hälfte seiner Bevölkerung verlor.
1938 wurde im Ortsteil Polenz ein Militärflugplatz gebaut, welcher im Zweiten Weltkrieg von der Luftwaffe genutzt und mehrfach bombardiert wurde. Heute steht auf dem ehemaligen Flugplatzgelände der Solarpark Waldpolenz, der zwischenzeitlich den deutschlandweit größten und europaweit zweitgrößten Solarpark darstellte. Am 1. Januar 1999 wurde im Zuge der Gemeindegebietsreform aus der Stadt Brandis und der Gemeinde Beucha die neue Stadt Brandis gebildet.
Kirchen, Schloss und Brandis‘ „Walk of Fame“
Das wohl markanteste Gebäude des Ortsteils Beucha ist die Bergkirche. Sie gilt als Wahrzeichen der Stadt, auf die schon beim Autobahnschild hingewiesen wird. Das liegt nur bedingt an der Kirche selbst, denn außergewöhnlich ist vor allem ihr Standort am Abhang eines Steinbruchs. An diesem wurde seit dem 15. Jahrhundert Granit-Porphyr abgetragen, sodass ein pittoreskes Gesamtbild der Kirche über der fast senkrecht abfallenden Wand entstand. In dem ehemaligen Steinbruch, der seit den 1950er Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird, hat sich ein kleiner Felsensee gebildet. Vor allem in den Sommermonaten empfiehlt sich ein Spaziergang durch den idyllischen Wald rund um den See, der als Kirchbruchroute ausgeschildert und mit Infotafeln aufgewertet wurde. Über einen kleinen Friedhof gelangt man schließlich zur Bergkirche, die in den Sommermonaten zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet ist. Auch bei geschlossener Kirchpforte lohnt sich der Weg hinauf, um auf den herzförmigen, gefluteten Steinbruch hinabzublicken.
Auch die 1121 erstmals urkundlich erwähnte Stadtkirche Brandis ist einen Besuch wert. Sie wird von einer prachtvollen Donat-Orgel aus dem Jahre 1705 geprägt. Die Mauerwerkreste des Längsschiffes und der Turmvierung stammen noch aus romanischer Zeit. Das Sakramentshaus auf einer gedrehten Säule an der Nordseite des Altarraums gehört zu den ältesten Ausstattungsstücken der Kirche. Daneben befindet sich ein Epitaph mit dem Bildnis eines Kindes im geistlichen Gewand.
Unweit der Stadtkirche Brandis befindet sich das Schloss mit dem in seiner Grundstruktur sehr gut erhaltenen Schlosspark. Da sich das Gelände in Privatbesitz befindet, kann man es nur bei Veranstaltungen, Festen oder Märkten besichtigen. Jedoch gibt es hier auch ein Trauzimmer der Stadtverwaltung. Das Barockschloss und der Garten wurden zwischen 1700 und 1727 nach Entwürfen von David Schatz erbaut. Der bedeutende Architekt des Barocks baute das Schloss am Marktplatz im Auftrag von Otto Wilhelm von Bodenhausen. So entstand eine der imposantesten Gutsanlagen im Leipziger Umland, in der heute Wohn- und Gewerbeeinheiten angesiedelt sind. Im Schlosspark, dessen aktuelle Struktur aus den 1920er Jahren stammt, befindet sich ein Mausoleum. Dieses wurde 1854 für den damaligen Besitzer Freiherr von Pentz erbaut. Weiterhin findet man im Schlosspark einen Wasserturm aus dem Jahr 1884, ein Naturtheater und mehrere Löwenplastiken.
Wenn man durch die Brandiser Innenstadt spaziert, stößt man immer wieder auf spezielle Gedenksteine, die entlang des Fußweges eingelassen sind: die Brandiser Meile. Die Steine wurden von Einwohnern, Vereinen oder der Stadtverwaltung gestiftet und machen auf verschiedene Sehenswürdigkeiten, Persönlichkeiten und Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart aufmerksam. Über 170 Steine zieren inzwischen den Brandiser „Walk of Fame“, der sukzessiv aufgestockt wird. So entwickelte sich der Fußweg fortwährend zu einem offenen Buch für Spaziergänger, die die Stadt näher kennenlernen wollen.
Auch der „Bulldoghof Remler“ darf bei einer Erkundungstour durch Brandis nicht fehlen. Das Museum zeigt in mehreren Ausstellungsräumen verschiedene Traktoren, Zweiräder, Ackergeräte und Wohnungseinrichtungen sowie Standmotoren und Nähmaschinen.
Der Alte Friedhof im Norden von Brandis ist mit einem sowjetischen Ehrenhain mit Sammel- und Einzelgrabstätten für 147 sowjetische Kriegsgefangene bestückt. Weiterhin finden sich hier Grabstätten von vier Kriegsgefangenen aus Beucha und Borsdorf sowie von 90 Frauen und Männern, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit in Wurzen und Zschadraß wurden.
Abenteuer für die kleinen Gäste und Kletterlustige
Für Kinder hat Brandis ein einmaliges Erlebnis zu bieten: die Expedition Brandis. Entweder per App oder mit einer kostenlosen Expeditionsausrüstung, bestehend aus einem kleinen Rucksack mit Expeditionshandbuch, Kinderstadtplan, Kugelschreiber und Gozwinus-Schlüsselanhänger, können die kleinen Gäste die Stadt entdecken. Ritter Gozwinus de Brandez und die Geschwister Elli und Paul zeigen Eltern und Kindern die Stadt. Start der selbstgeführten Tour ist der Brunnen auf dem Markt. Von dort aus können bis zu 18 Stationen in der Innenstadt sowie den Ortsteilen Beucha und Polenz erkundet werden. Die Ausrüstung kann am Rathaus Brandis abgeholt werden oder man lädt einfach die App im kostenlosen WLAN-Netz des Rathauses herunter - und schon kann es losgehen.
Brandis ist durch seine vielen Steinbrüche ein beliebtes Ziel für Kletterer. Südlich der Stadt befinden sich der Ost- und der Westbruch, zwei aufgelassene Steinbrüche am Kohlenberg, die schon seit den 1920er Jahren von der Leipziger Kletterschule erschlossen wurden. Derzeit befinden sich 67 Kletterrouten bis zum siebten sächsischen Schwierigkeitsgrad im Westbruch und 34 Routen bis zum achten Schwierigkeitsgrad im Ostbruch.
Bekannte Persönlichkeiten aus Brandis
Die bekannte Opern- und Operettensängerin Anneliese Zänsler hat hier ihre Wurzeln: 1927 wurde sie im Ortsteil Cämmerei geboren. Eine weitere bekannte Persönlichkeit aus Brandis ist Friedrich Wilhelm Otto Dögel, ein Architekt, der vor allem durch den Bau der Amerikanischen Kirche in Dresden bekannt wurde.
Interessante Veranstaltungshöhepunkte
Eine beliebte Veranstaltung in Brandis ist das jährlich im Sommer stattfindende Stadtmusikfest. Verschiedene musikalische Darbietungen auf der eigens aufgebauten Bühne sorgen für Spaß und Unterhaltung. Die kleinen Gäste kommen an der Kinder-Arena auf dem Kirchplatz, beim Toben auf der Hüpfburg, beim Kinderschminken oder beim Basteln auf ihre Kosten. Seit 2011 findet außerdem jährlich ein Hoffest auf dem Bulldoghof statt. Anfang Mai werden dann Interessierte eingeladen, sich an den Sonderausstellungen, der Traktorenschau sowie kulinarischen und unterhaltsamen Highlights zu erfreuen.
Radeln, Baden und Wandern im Leipziger Neuseenland
Mit dem Leipziger Neuseenland vor der Tür ist Brandis der ideale Ausgangsort für Ausflüge. Am nächsten gelegen ist der Albrechtshainer See, im Volksmund auch Autobahnsee genannt, da zum Bau der A14 ab 1936 Kies aus dessen Grube verwendet wurde. Südwestlich des Albrechtshainer Sees liegt ein Kletterwald sowie ein über die Kleinsteinberger Straße in Richtung Albrechtshain zu erreichender Sandstrand mit Liegewiesen.
Am Albrechtshainer See führen außerdem drei überregionale Radwege entlang. Der äußere Grüne Ring, eine Radstrecke von 134 Kilometern Länge, führt um ganz Leipzig herum. Auf der 85 Kilometer langen Leipzig-Elbe-Radroute kann man zwischen Leipzig und Schirmenitz viele Sehenswürdigkeiten, darunter Windmühlen, alte Schlösser und sehenswerte Dorfkirchen, bestaunen. Die Parthe-Mulde-Radroute führt von Leipzig kommend entlang der Parthe nach Beucha und hat eine Gesamtlänge von 56 Kilometern. Sie verbindet den Elster-Radweg und den Mulderadweg.
Für Wanderer ist unter anderem die Wanderroute von Beucha nach Wurzen zu empfehlen. Sie führt durch den Brandiser Forst und den Planitzwald an mehreren Steinbrüchen und verschiedenen geschichtlichen Zeugnissen vorbei. Höhepunkt dieses Wanderweges ist das Teilstück zwischen Schmölen und Dehnitz, das mit der Fähre überquert wird.
Wichtige Fakten auf einen Blick
Brandis hat rund 9.600 Einwohner und liegt etwa 18 Kilometer östlich von Leipzig und 15 Kilometer westlich von Wurzen. Die Gemeinde mit ihren drei Ortsteilen befindet sich im Verbundgebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes und ist durch den Regionalbus Leipzig mit dem öffentlichen Nahverkehr vernetzt. Mit dem Auto ist Brandis von der A14 aus über die Abfahrt Naunhof zu erreichen. Von nördlicher Seite ist der Ort über die B6 an das Verkehrsnetz angebunden. Durch Beucha verläuft zudem die Bahnstrecke Leipzig-Dresden.