Recherchetexte

Colditz - Schloss Colditz und Fluchtmuseum

Colditz - Innenhof von Schloss Colditz, zu sehen ist eine Abendaufnahme des beleuchteten Innenhofes des Schlosses Colditz © Andreas Schmidt© Andreas Schmidt
Colditz - Innenhof von Schloss Colditz © Andreas Schmidt

“The Colditz Story”: „Sein Herz würde ihm ein Stück tiefer sacken“ und er „müsse seine Seele Gott dem Allmächtigen anbefehlen“ – so beschreibt der britische Offizier Pat Reid in seinem Roman „The Colditz Story“ seine Ankunft auf Schloss Colditz.

Im Norden Frankreichs gerät er während des Zweiten Weltkriegs in deutsche Kriegsgefangenschaft und wird am 10. November 1940, nachdem er aus seinem ersten Gefängnis im bayerischen Schloss Laufen ausgebrochen war, ins sächsische Colditz verlegt.

Das malerische Schloss mit seinen weißen Giebeln diente von Herbst 1939 bis zur Befreiung 1945 unter der Bezeichnung „Oflag IV-C“ als Sonderkriegsgefangenenlager für alliierte Offiziere. Besonders aufgrund vieler spektakulärer Ausbrüche und Ausbruchsversuche erlangte das Schloss Colditz internationale Bekanntheit. Das Fluchtmuseum im Beamtenhaus macht mit einer Ausstellung die abenteuerlichen Fluchtversuche der alliierten Offiziere erlebbar. Es beherbergt Werkzeuge, Ausstattungen und vieles mehr zum Thema Flucht – ein Höhepunkt, den sich Besucher der Leipzig Region keinesfalls entgehen lassen sollten!

Renaissanceschloss Colditz – Eine wechselhafte Geschichte

Mit seiner fast 1000-jährigen Geschichte blickt das Schloss Colditz auf bewegte Zeiten zurück. Die erste geschichtliche Erwähnung eines „Burgwards“ in Colditz lässt sich auf das Jahr 1046 datieren. Eine interessante Tatsache: erst um 1200 entstand rund um den Markt die eigentliche Stadt Colditz. Somit thronte die Burganlage schon knapp 150 Jahre früher über dem heutigen Stadtgebiet.

Seine erste Blütezeit erlebte Colditz als Jagdschloss unter dem kunstsinnigen und welterfahrenen sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen (1486–1525). Nach einem von dem Bäckergesellen Clemens Bock verursachten Brand 1504, der weite Teile der Stadt, das Rathaus, die Kirche und das Schloss verwüstete, wurde das Schloss nach 1506 und besonders um 1520 im Stil der frühen Renaissance umgebaut, umfassend erweitert und neu ausgestattet. Große Teile dieser Bauten, vor allem im Fürstenhaus, sind noch bis hin zu den Bemalungen der Balkendecken erhalten geblieben. Im Jahr 1523 wurden Teile des schlossnahen Waldes gerodet, um ein Wildtiergehege zu errichten.

Schloss Colditz gehörte damals zu den bedeutendsten Schlossbauten in Mitteleuropa. Der berühmte kursächsische Hofmaler Lucas Cranach der Ältere verewigte das Colditzer Wahrzeichen 1523 auf seinem Gemälde “Das Goldene Zeitalter“ als schmückendes Beiwerk. Eine zweite Blütezeit erlebte Schloss Colditz unter dem sächsischen Kurfürsten Christian I. (1560–1591) und seiner Frau Sophie von Brandenburg (1568–1622), die karitativ in Colditz tätig war und deren Spuren sich überall in der Stadt wiederfinden. August der Starke von Sachsen war der letzte sächsische Herrscher, der Schloss Colditz mit seiner Jagdgesellschaft besuchte. 1787 wurde ein Großteil des Inventars verkauft, 1800 der größte Teil des Tiergartens in einen Staatsforst umgewandelt.

Im Jahr 1829 wurde im Schloss anstelle des 1803 erbauten Arbeitshauses eine Landesversorgungsanstalt für unheilbare Geisteskranke eingerichtet. Bekannte Persönlichkeiten wie Ludwig Schumann, der zweitjüngste Sohn des Komponisten Robert Schumann, war einer der berühmtesten Patienten der Anstalt Colditz. In den Jahren 1933 bis 1934 diente das Schloss als Schutzhaftlager für bis zu 600 Antifaschisten.

Gefangenenlager „Oflag IV C“

Während des Zweiten Weltkrieges fungierte Schloss Colditz unter dem Namen „Oflag IVC“ als Gefangenenlager für alliierte Offiziere aus Großbritannien, dem Commonwealth, Frankreich, Belgien, Holland und Polen. Die Gefangenen lebten im hinteren Hof in den ehemaligen Fürstenwohnräumen. Außerhalb waren die flachen Terrassen, die die Gefangenengebäude umgaben, von bewaffneten Wachen beaufsichtigt und mit Stacheldraht gesichert.

Sport und Theaterspiel, musizieren und Sprachen erlernen gehörte zu den Alltagsbeschäftigungen der Gefangenen. Am 16. April 1945 eroberten amerikanische Soldaten das Schloss Colditz und befreiten seine Insassen. Nach Ablösung der amerikanischen Besatzung durch die Rote Armee im Juni 1945 diente das Schloss im Oktober und November 1945 als Sammelstelle für enteignete und vertriebene Gutsbesitzer und deren Familien. Ab 1946 war im Schloss Colditz ein Krankenhaus untergebracht.

Das Schloss ist heute Eigentum des Freistaates Sachsen und Bestand des Staatlichen Schlossbetriebes „Schlösser und Burgen im Muldental“ unter Leitung von Schloss Rochlitz. Die Gesellschaft Schloss Colditz e.V. setzt sich seit 1996 für den Erhalt und die kulturelle, gewerbliche und museale Nutzung des Schlosses ein. Die historischen Räumlichkeiten können für Feiern und Hochzeiten gemietet werden. Das Schloss beherbergt außerdem eine Jugendherberge und die Landesmusikakademie Sachsen.

Von waghalsigen Versuchen und gelungenen Ausbrüchen

Steil abfallende Felsen, Stacheldraht, Wachposten und Scheinwerferbestrahlungen brachten dem Gefangenlager den Ruf ein, ausbruchssicher zu sein. Dennoch wurden zwischen 1939 und 1945 mehr als 300 Fluchtversuche aus dem Gefangenenlager unternommen, davon verliefen 31 erfolgreich. Die teils spektakulären Ausbruchsversuche wurden nach dem Krieg in mehreren Büchern und Filmen verarbeitet, die das „Colditz Castle“ vor allem in Großbritannien sehr bekannt machten und seit jeher Besucher aus dem Vereinigten Königreich anlocken. Zuletzt erschien 2005 der Film “Colditz – Flucht in die Freiheit“.

Diesem spannenden Teil der Schlossgeschichte widmet sich das Fluchtmuseum Schloss Colditz. Mit authentischen Werkzeugen und Ausstattungen sowie dem Nachbau eines selbstgebauten Segelflugzeugs, mit dem zwei Gefangene über die Mulde fliehen wollten, macht das Museum die faszinierende Schlossgeschichte lebendig. Zu sehen sind weiterhin Teile eines 44 Meter langen Fluchttunnels und eine selbstgebaute hölzerne Nähmaschine zur Herstellung falscher Uniformen. Eine künstlerische Annäherung an das Leben im Lager gewährt die Ausstellung von Aquarellen des britischen Kriegsgefangenen William F. Anderson, die eindrucksvoll den Alltag der alliierten Offiziere wiedergibt.

Weiterhin erinnert im Keller des Saalhauses eine Kunstinstallation an die Opfer der frühen „Euthanasie“-Morde in der Heil- und Pflegeanstalt Colditz von 1938 bis 1939. Der Leipziger Künstler Thomas Moecker installierte 84 in Beton gegossene Matratzen und macht Schloss Colditz damit zu einem beeindruckenden Gedenkort. Das Kunstwerk gedenkt den 84 Psychiatrie-Patienten, die hier zu Tode kamen.

Das Fluchtmuseum ist für Besucher ganzjährig von Montag bis Sonntag geöffnet. Es werden täglich Führungen in deutscher und englischer Sprache angeboten.

Kultur und Natur in Colditz und Umland

Die Lage im Dreieck zwischen Leipzig, Dresden und Chemnitz macht Schloss Colditz zu einem idealen Ausgangspunkt für Entdeckerreisen in die Stadt und ins Umland. Die Stadt Colditz mit ihren original restaurierten Bürgerhäusern und dem Renaissancerathaus von 1657 versprüht einen ganz besonderen Charme, der bei einem entspannten Bummel durch die historischen Gassen genossen werden kann. Ein Aufenthalt im Freisitz des Schlosscafés bei Sonnenschein, leckerem Eis, Kaffee und Kuchen lassen in der anheimelnden Umgebung Raum und Zeit vergessen.

Veranstaltungen in und um Schloss Colditz

Schloss Colditz ist ganzjährig ein vielseitiger Veranstaltungsort. Musikliebhaber können neben der monatlichen Blüthner-Konzertreihe "Colditz Classic" im Sommer auch diverse Jazz-, Pop- und Liederabende genießen. Ein Erlebnis der anderen Art bietet die Kabarettreihe „Lachen ist gesund“ sowie diverse Ausstellungen. Ein besonderes Flair versprüht Schloss Colditz Anfang Dezember mit weihnachtlicher Romantik zwischen altehrwürdigen Mauern zur „Colditzer Schlossweihnacht“: In den Räumlichkeiten sowie beiden Höfen werden Weihnachtsdekoration, Kerzen oder kulinarisches Allerlei angeboten. In den Kellergewölben werden traditionelles Handwerk mit Holzkunst, Steinzeug, handgeschöpftem Papier, handgemachten Seifen und vieles mehr verkauft.

Hinweise zur Nutzung

Der Recherchetext steht für redaktionelle Zwecke honorarfrei zur Verfügung und kann bei Bedarf ohne Rücksprache gekürzt und bearbeitet werden. Nach Veröffentlichung bitten wir um Zusendung eines Belegexemplars oder Links an presse@ltm-leipzig.de.

Das Foto kann für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit der touristischen Berichterstattung über die LEIPZIG REGION honorarfrei genutzt werden. Voraussetzung dafür ist die Nennung der Bildquelle. Nach Veröffentlichung des Beitrags bitten wir um einen Beleg. Ein Link oder eine pdf-Datei sind ausreichend.

Ihr Ansprechpartner

Andreas Schmidt

Leiter Öffentlichkeitsarbeit/PR

Augustusplatz 9, 04109 Leipzig
Tel. +49 341 7104-310
Fax +49 341 7104-301
presse@ltm-leipzig.de

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.