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Döbeln – mit Sieben-Meilen-Stiefeln in die Inselstadt

Döbeln - Rathaus, zu sehen ist eine Außenansicht des Rathausgebäudes am Obermarkt © Andreas Schmidt© Andreas Schmidt
Döbeln - Rathaus © Andreas Schmidt

Malerisch im Tal der Freiberger Mulde liegt die Stadt Döbeln im Dreieck der Oberzentren des Freistaates Sachsen, Leipzig, Dresden und Chemnitz. Das historische Zentrum der mittelsächsischen Stadt befindet sich zwischen zwei Armen der Mulde. Die 17 Hektar große Insel erreicht man über acht Brücken und Stege.

Insgesamt führen in Döbeln 23 Verbindungen über die Mulde. Damit gehört Döbeln zu den brückenreichsten Städten Sachsens.

Der Beiname Stiefelstadt bezieht sich auf einen Riesenstulpenstiefel von 3,70 Metern Höhe, der im Sitzungssaal des Rathauses aufgestellt ist. Die Döbelner Schuhmacherinnung hatte ihn 1925 anlässlich ihres 600-jährigen Bestehens angefertigt. Sieben Schuhmachermeister waren daran beteiligt. Neben dieser Besonderheit kann der rund 24.000 Einwohner zählende Ort auf weitere überregional bedeutsame Attraktionen, wie den Mirakelmann, die Eule-Orgel in der Kirche St. Nicolai, das Heckelhaus oder die historische Pferdebahn verweisen.

Über 1000-jährige Historie voller Höhen und Tiefen

Die heutige Stadt Döbeln wurde erstmals in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Otto II. im Jahr 981 erwähnt, als er die damalige Burg und den Ort Doblin dem Kloster übereignete. Damit schlug die Geburtsstunde Döbelns. Bis ins 13. Jahrhundert entwickelte sich die slawische Siedlung auf dem heutigen Stadtgebiet zu einem offenen Marktflecken.

Durch die Gründung von Handwerkerinnungen ab Ende des 13. Jahrhunderts wurde das wirtschaftliche Leben weiter beflügelt, so dass sich auf der Muldeinsel eine lebendige mittelalterliche Stadt entwickelte, deren Grundstruktur auch in der Gegenwart noch erkennbar ist. 1330 vernichtete allerdings ein verheerender Brand die Stadt sowie die 1293 geweihte Nicolaikirche.

Im Jahre 1539 wurde die Stadt Döbeln im Zuge der Reformation unter Herzog Heinrich dem Frommen evangelisch. Döbeln ist Station auf dem Lutherweg Sachsen. Der 550 Kilometer lange Rundwanderweg macht historisch bedeutsame Stationen Luthers und seiner Wegbegleiter erlebbar.

Durch die Entstehung einer Textil- und Zigarrenindustrie in der Mitte des 19. Jahrhunderts sowie dem durchgängigen Fahrbetrieb der Eisenbahnstrecke Riesa-Chemnitz 1852 erfuhr die Stadt einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung. Im Jahre 1886 wurde Döbeln zudem Garnisonsstadt und erhielt ab 1901 ein Königliches Amtsgericht.

Nach den verheerenden Muldehochwassern 2002 und 2013 wurden beträchtliche Mittel für den Wiederaufbau und die Sanierung der betroffenen Stadtteile investiert, so dass Döbeln heute eine attraktive Kleinstadt mit lebendigem und historischem Flair ist.

Einmaliges und Sehenswertes in der Muldestadt

Weithin sichtbar ragen die Türme des Rathauses und der Kirche S. Nicolai im historischen Stadtzentrum heraus. Die Ursprünge der Nicolaikirche reichen zurück bis ins 13. Jahrhundert. Der zweifach wandelbare Flügelaltar gehört zu den größten in Sachsen erhaltenen spätgotischen Schnitzaltären. Geschaffen wurde er 1515/16. Er ist 12 Meter hoch und wird der Cranach-Schule zugeordnet. Die spätromantische Eule-Orgel begeistert Musikkenner durch ihren hervorragenden Klang.

Ebenso einzigartig – und einer der wenigen erhaltenen seiner Art – ist der Mirakelmann aus dem 16. Jahrhundert. Die bewegliche, lebensgroße Christusfigur ist ebenso wie der elf Meter hohe Altar und die spätromantische Eule-Orgel in der St. Nicolaikirche beheimatet. Der 1,80 Meter große Mirakelmann von 1510 wurde einem Menschen mit beweglichen Gliedmaßen aus Lindenholz nachgebildet und bei Passionsspielen genutzt. Dabei wurde mit einer Lanze ein im Brustkorb verschlossenes Gefäß mit einer roten Flüssigkeit geöffnet, so dass das „Blut“ aus der Wunde strömte. Er gehört zu den besonderen Raritäten in Europa.

Das 1912 erbaute Rathaus beherbergt seit 1997 in vier Stockwerken des Turms das Stadtmuseum und die Kleine Galerie. Die über 1000-jährige Stadtgeschichte wird durch Dokumente und detailreiche Exponate, zum Beispiel mit einem Modell der Burg Doblin, anschaulich erklärt. Von den Balkonen des Rathausturmes kann man in 40 Metern Höhe Stadt und Umland entdecken. Unterhalb des Schlossberges befinden sich die Färberhäuser, die neben Zwingergäßchen und Klosterviertel zu den ältesten Siedlungsgebieten der Stadt gehören. Sehenswert ist weiterhin das Martin-Luther-Denkmal auf dem Lutherplatz in Döbeln, das 1902 aufgestellt wurde. Es sollte im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen werden, wurde aber nach 1945 auf einem Hamburger Schrottplatz entdeckt und 1962 an gleicher Stelle in Döbeln wieder aufgestellt.

Döbeln bietet für seine Besucher ein lebendiges Museum der ganz besonderen Art: Fahrten mit der historischen Pferdebahn durch die wunderschön restaurierte Innenstadt. Seit 2007 ist dieses historische Gefährt zwischen Niederwerder und Rathaus nach einem Saisonfahrplan, zu speziellen Anlässen und auf Bestellung unterwegs. Im Jahr 2009 eröffnete das Deutsche Pferdebahnmuseum Döbeln, das Ausgangspunkt für die sehr beliebten Pferdebahnfahrten ist. Hier wird die Entwicklung und Geschichte des ersten Nahverkehrsmittels der Welt museal dargestellt.

Sehenswert ist weiterhin das Geburtshaus des expressionistischen Brücke-Künstlers Erich Heckel am Obermarkt. Es beherbergt eine Dauerausstellung mit einer beachtlichen Sammlung von Werken des Künstlers. Im Jahr 1872 wurde das Döbelner Stadttheater errichtet, das neben dem Freiberger Theater seit 1993 Stammhaus der Mittelsächsischen Theater und Philharmonie gGmbH ist. In dem aufwendig sanierten Theaterbau werden Theaterstücke, Opern und Sinfoniekonzerte aufgeführt. Seit 2007 steht unmittelbar neben dem Theater auch eine „Studiobühne“ für kleinere Projekte und Inszenierungen zur Verfügung.

Reges Leben und Treiben lockt zum Bummel

Die lebendige und quirlige Innenstadt mit ihren Straßen und Gässchen, kleinen Geschäften und regionalen Wochenmärkten lädt zum Bummeln ein. Das moderne Premierenkino CID mit vier Sälen und über 600 Plätzen, die Disco Staupitzbad oder das Sport- und Freizeitzentrum „Welcome Wellness“ mit Fitness, Sauna, Bowlingbahnen, Minigolfanlage und Caravanstellplätzen bieten zahlreiche Freizeitmöglichkeiten.

Das Stadtbad, eingeweiht im Olympiajahr 1936 und vor einigen Jahren modernisiert, besitzt im Innenbereich eine 25 Meter-Wettkampfbahn sowie eine finnische Sauna, eine Bio-Sauna, eine Kamin-Sauna und ein Dampfbad. Ein großes Schwimmbecken im Freien und Liegewiesen können im Sommer genutzt werden.

Berühmte Söhne Döbelns

Der wohl bekannteste Sohn der Stadt Döbeln ist der Maler und Grafiker Erich Heckel (1883-1970), der als Autodidakt Maler und Grafiker wurde und u.a. mit Karl Schmidt-Rottluff 1905 in Dresden die Künstlergruppe „Brücke“ gründete. Sein Geburtshaus ist heute Museum und Galerie. Ebenfalls aus Döbeln stammt der Maler, Zeichner und Grafiker Bernhard Kretzschmar (1889-1972), der zu den bedeutenden deutschen Vertretern der Neuen Sachlichkeit zählt. Eine weitere bekannte Persönlichkeit ist der Architekt des Historismus und Jugendstils Emil Franz Hänsel (1870-1943). Viele Spuren hinterließ er in der Leipziger Innenstadt, zum Beispiel das König-Albert-Haus am Markt.

Feste feiern wie sie fallen

Im fünfjährigen Rhythmus lockt das dreitägige Stadtfest tausende Besucher in die Innenstadt. Dabei wird das Stadtfest zum Heimatfest, das mit großem Festumzug und einem Heimatfestspiel auf dem Schloßberg aufwartet. Rund 80 Laiendarsteller präsentieren dabei Szenen aus der Döbelner Stadtgeschichte.

Jedes Jahr im September beim „Weinfest der besonderen ART“, laden Winzer und Händler mit edlen Tropfen und dazu passenden kulinarischen Spezialitäten auf den Lutherplatz ein. In gemütlicher Atmosphäre lässt sich hier gut verweilen. Den Höhepunkt bildet dabei die Krönung der „Döbelner Reblaus“.

Das Döbelner Tanzfest im November sucht im mittelsächsischen Raum seinesgleichen. Rund 600 Tänzerinnen und Tänzer aus Döbeln und der Region tanzen in verschiedenen Altersgruppen um die begehrten Pokale. Auf eine über 150-jährige Tradition blickt der Döbelner Weihnachtsmarkt in der Kulisse der historischen Innenstadt zurück. Leckereien, Nützliches und Geschenke, ein Rahmenprogramm für Groß und Klein sowie die Stadtwerke-EISARENA lassen den Besuch zum Erlebnis werden.

Auf Tour links und rechts der Mulde

Zum Wandern und Radfahren gibt es rund um Döbeln ein gut ausgeschildertes Wegenetz. Erkunden kann man die nähere Umgebung der Stadt und entdeckt dabei am Mulde-, Zschopau- oder Jahnatalradweg mit Verbindung zum Elberadweg idyllische Fleckchen und in den Ortsteilen gelegene „Geheimtipps“. Kurz vor der Mündung der Zschopau in die Freiberger Mulde im Ortsteil Töpeln liegt das Natur- und Freizeitzentrum Töpelwinkel mit Spiel- und Gestaltungsangeboten für die ganze Familie.

Das Küsterhaus mit seiner musealen Heimatstube befindet sich ca. fünf Kilometer von Döbeln entfernt in Richtung Lommatzsch, in der Dorfmitte des Döbelner Ortsteils Mochau. Es versetzt seine Besucher zurück in das Leben im 19. Jahrhundert und bietet einen einzigartigen Einblick auf die damaligen Wohn- und Arbeitsverhältnisse, das regionale Brauchtum sowie die ländliche Kultur- und Sozialgeschichte. Das Schulmuseum im Ortsteil Ebersbach gibt interessante Einblicke in vergangene Schulzeiten.

Wichtige Fakten auf einen Blick

Die Stadt Döbeln liegt im Landkreis Mittelsachsen und wird von der Freiberger Mulde durchquert. Im Ortsteil Technitz mündet die Zschopau in die Freiberger Mulde. Rund 24.000 Einwohner leben in Döbeln mit seinen 38 Ortsteilen. Überregional ist die Stadt durch die A 14 Dresden-Magdeburg, die A4 Eisenach-Görlitz, die B 169 Riesa-Chemnitz-Erzgebirge (Nord-Süd-Verbindung) und die B 175 Zwickau-Nossen (West-Ost-Verbindung) vernetzt. Gut aufgestellt ist der ÖPNV mit den Eisenbahnverbindungen Chemnitz-Döbeln-Elsterwerda sowie Leipzig-Döbeln und dem Buslinienverkehr der REGIOBUS Mittelsachsen GmbH mit 167 Linien.

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Ihr Ansprechpartner

Andreas Schmidt

Leiter Öffentlichkeitsarbeit/PR

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Tel. +49 341 7104-310
Fax +49 341 7104-301
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