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Geithain – Die Stadt der Emaille mit mittelalterlichem Charme

© Theresa Wappes
St. Nikolaikirche in Geithain - Foto: Theresa Wappes

Im Süden der Stadt Leipzig, eingebettet zwischen den Flüssen Eula und Beutelbach, liegt die Große Kreisstadt Geithain. Schon in der Vergangenheit ließen sich zahlreiche Handelsfamilien dort nieder. Die Lage an der Handelsstraße von Altenburg nach Rochlitz begünstigte die Ansiedlung von Industrie. Die Stadt verbindet Moderne mit Tradition und gleicht einem mittelalterlichen Kleinod.

Auf den Spuren einer geschichtsträchtigen Stadt

Die Historie von Geithain reicht bis in die Jungsteinzeit zurück: Bereits zu dieser Zeit befanden sich Siedlungen mit der Kultur der Stichbandkeramik auf dem heutigen Stadtgebiet. In der Bronze- und Eisenzeit wurde auch das Umland nach und nach besiedelt. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Geithain im Jahr 1186 als „Chiten“ – der Name entspringt dem Altsorbischen „Chyten/Chytan“ und bezeichnet den Ort einer Person namens Chyt. Im Mittelalter wurde Geithain von einem Vogt verwaltet, welcher seinen Sitz auf dem Freihof hatte. Der noch heute sehenswerte Geithainer Pulverturm war zu damaligen Zeiten Teil dieses Freihofes und gleichzeitig Teil der Stadtbefestigung. Im Jahr 1335 folgte die erste Ratsverfassung und Geithain erhielt seinen ersten Bürgermeister. 1349/50 erlangte die Stadt den Ruf als „curia et castrum“ – lat. für „Hof und Burg“ – und verwies dabei auf die beiden Hauptmerkmale der Stadt. Das älteste bekannte Stadtsiegel stammt aus dem Jahr 1416 und bildete die Grundlage für das heutige Stadtwappen, welches 1904 eingeführt wurde. Dieses zeigt auf einem goldenen Hintergrund eine schwarze Zinnenmauer sowie drei Türme – den Butterturm, das Obertor und den Pulverturm der Stadt.

1529 entstand das erste Brauhaus der Stadt und Kurfürst Moritz erteilte Geithain 1553 das Braurecht. Dieses gehörte im Mittelalter zu den Vorrechten der Grund- und Landesherrschaft und war automatisch an ein bestimmtes Grundstück oder Gebiet gebunden.1833 erhielt die Stadt eine bürgerliche Stadtordnung. Zu jener Zeit waren etwa 3.000 Menschen in Geithain ansässig. Sowohl Leinenweber als auch Handwerker und Schneider waren hier tätig.

Ein weiterer Meilenstein wurde mit dem Bau des Bahnhofs im Jahre 1869 gelegt. Drei Jahre später wurde die Bahnstrecke Neukieritzsch-Chemnitz eröffnet und somit der Anschluss an das sächsisch-bayrische Eisenbahnnetz gelegt. 1887 folgte der Anschluss an die Bahnstrecke Leipzig-Geithain-Chemnitz – Voraussetzung für die bis heute währende, gute Verkehrsanbindung der Stadt. Als 1994 der Landkreis Leipziger Land geschaffen wurde, verlor Geithain den Status als Kreisstadt. Erst 2020 erhielt sie diesen als Große Kreisstadt zurück. Im Laufe der Jahre wurden insgesamt 17 Gemeinden nach Geithain eingemeindet.

Historische Sehenswürdigkeiten

Der sorbische Ursprung des Stadtnamens liegt in einer Siedlung, die sich damals auf dem Gebiet befand. Jede Siedlung hatte einen Wall als Begrenzung – eine Stadtmauer, die bis heute noch zu sehen ist. Einst war nur die St. Nikolaikirche von der Mauer umschlossen. Doch Geithain entwickelte sich von einem Reihendorf entlang der Handelsstraße zu einer typischen Stadtanlage mit Altstadt, die ganzheitlich ummauert wurde. Vor allem der westliche Teil der Stadtmauer mit Untertor und Torhaus ist bis heute sehr gut erhalten. Weitere Reste der originalen Stadtmauer finden Besucher unweit des Zollhauses: Es entstand, als Geithain 1897 dem sächsischen Zollverein beitrat. Seine Grundmauern weisen jedoch Reste einer Bastion aus dem 11./12. Jahrhundert auf. Diese wurden als Grundlage für den Bau des heutigen Gebäudes genutzt. Zudem befindet sich unter dem Haus ein Gang, der Geithain mit seinem Umland unter der Stadtmauer hindurch verbindet.

Ein weiterer Höhepunkt der Stadt ist die St. Nikolaikirche mit den beiden 42 Meter hohen Türmen, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde. So entstand in der westlichen Altstadt auf dem Bergsporn der ehemaligen Burg die dreischiffige Hallenkirche mit der Doppelturmfassade, zwischen der sich das romanische Pfingsttor aus Porphyrtuff befindet. Im 14. Jahrhundert wurde das gotische Chorpolygon erbaut, der Bau des Hallenhauses mit dem mächtigen Dach begann 1504. Anstelle des geplanten Gewölbes wurde jedoch 1594 eine flache Decke eingebaut, welche bis heute mit ihrer Bemalung durch Andreas Schilling aus Freiberg ihre Betrachter in Staunen versetzt. Nach und nach wurde die Kirche durch verschiedene Architekten vollendet und es entstand ein romanisch-gotisches Gesamtwerk. Im dazugehörigen Pfarrhaus befindet sich die sogenannte Kalandstube. Einst trafen sich in diesen Räumlichkeiten die Kalandbrüder – eine Art Fürsorgeorganisation, welche das kirchliche Leben bereichern wollte. Noch heute sind im Pfarrhaus mit dem mittelalterlichen Wohnturm verschiedene Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert zu sehen. Eine weitere Besonderheit der St. Nikolaikirche sind jedoch ihre unterirdischen Gänge. Auf einer Länge von über 1.100 Metern ziehen sie sich durch den gesamten Kirchberg, der einst durch Vulkantätigkeiten vor 285 Millionen Jahren entstand. Sie dienten zur Aufbewahrung von Lebensmitteln sowie im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker. Heutzutage kann die unterirdische Sehenswürdigkeit auf Führungen besichtigt werden.

Nicht aus dem Geithainer Stadtbild wegzudenken ist der Pulverturm. Verewigt auf dem Stadtwappen gilt der frühere Freiturm als Wahrzeichen der Stadt. Einst diente er als Eckpunkt der Stadtbefestigung sowie als Wachturm zur Feindbeobachtung. Heute ist das wichtigste Haus der Stadt das Rathaus. Mit Grundmauern aus dem 15. Jahrhundert wurde es 1535 zu seiner heutigen Form umgebaut. 1900 folgte ein erneuter Umbau: Die dem Markt zugewandte Seite wurde dabei repräsentativ mit Balkon und Uhrturm ausgestattet.

Geschichte zum Erleben im Heimatmuseum

Wer die Geschichte der Stadt gebündelt an einem Ort erleben möchte, ist im Heimatmuseum richtig. Nach umfassender Sanierung wurde es 1995 wiedereröffnet und zeigt bis heute spannende Einblicke zur Siedlungs- und Stadtentstehung, zu den wichtigsten Gebäuden, zum Handwerk und Emaillierwerk sowie zum Apothekengewerbe und Geithain als Garnisonsstadt. Besonders kleine Historiker kommen auf ihre Kosten: Auf verschiedenen Thementouren wie dem Ritter- und Mittelalterprogramm oder einer Schnitzeljagd, wird die Geschichte Geithains auf spielerische Art und Weise erlebbar.

Geithains tierische Freunde

Im städtischen Tierpark finden seit 1985 zahlreiche Tierarten wie Esel, Lamas oder Afrikanische Zwergziegen eine Heimat. Ein besonderes Erlebnis für die kleinen Besucher bietet eine geführte Fütterung mit den Tierpark-Muhlis oder das Pony-Wellness Programm.

Idylle im Stadtzentrum

Eine Auszeit vom städtischen Trubel bietet der Stadtpark: Bei einem ausgedehnten Spaziergang kann die Natur inmitten des Geithainer Zentrums erlebt werden. Wer anschließend eine kulinarische Stärkung braucht, wird im Sommerhof fündig. Dort kann man in ländlicher Lage deftige Hausmannskost genießen. Ebenso empfehlenswert ist der Gasthof Sachsenbaude im Ortsteil Narsdorf. Wer die Stadt auf einem mehrtägigen Ausflug erkunden möchte, findet im Hotel Leipziger Land die passende Adresse für eine Übernachtung. Auch die idyllisch gelegene Waldpension Hegemühle lädt zum Verweilen ein.

Ab ins kühle Nass

Wer an heißen Sommertagen eine Abkühlung braucht, ist im Freibad im Südosten der Stadt richtig. Besuchern stehen eine 10.000 qm große Liegefläche sowie ein Beachvolleyballplatz, Fußballtore und Tischtennisplatten zur Verfügung. Im Planschbecken mit Rutsche, im 25-Meter-Schwimmerbecken, im Sprungbecken oder im Nichtschwimmerbecken können sich große wie kleine Wasserratten austoben.

Das selbsterbaute Kino

Die Geithainer sind vor allem wegen ihres Engagements bekannt. Vor dem Bau des Lichtspielhauses in der heutigen Louis-Petermann-Straße fanden die meisten kulturellen Veranstaltungen im ehemaligen Hotel „Haus Altenburg“ statt. Da das Bedürfnis nach Kulturgut jedoch nach dem Krieg derart groß war, ergriffen die Geithainer die Initiative und schufen ihr eigenes Kino. Nach einem Jahr Bauzeit wurde am 3. März 1956 die Freizeitstätte eingeweiht. Mit dem Film „Der Teufelskreis“ begann der Spielbetrieb.

Berühmte Söhne der Stadt

Der wohl bekannteste Geithainer ist Paul Guenther: Geboren im Jahr 1860 wanderte er 1890 nach Amerika aus. Bereits 1910 war er der größte Strumpfproduzent in den USA. 1925 schenkte er seiner Heimatstadt eine Schule, die bis heute besteht. Ebenso wurde Benjamin Hederich 1675 in Geithain geboren. Er zählte zu den bekannten deutschen Lexikon- und Lehrbuchautoren. Auch Hennig Frenzel, geboren 1942, erfreut sich als gebürtiger Geithainer großer Bekanntheit: Einst als Fußballspieler beim 1. FC Lokomotive Leipzig aktiv, war er 56-facher Nationalspieler und gewann zudem im Jahre 1964 die Bronzemedaille bei Olympia.

Veranstaltungshighlights

Das jährliche Highlight Geithains ist das Stadtfest. Jedes Jahr im Juni laden zahlreiche Aussteller mit ihren Schieß- und Süßwarenbuden sowie Karussellen in das historische Stadtzentrum ein. Bei ausgelassener Volksfestatmosphäre zeigt die Stadt ihre Vielfalt. Eventlocation Nummer Eins in Geithain ist das Bürgerhaus: Von Kabarett, über Konzerte bis hin zu Lesungen stehen dort die verschiedensten Veranstaltungen auf dem Plan.

Die Vielseitigkeit im Norden Sachsens

Die Stadt Geithain zeichnet sich nicht nur durch ihre historische und sehenswerte Altstadt aus, sondern auch durch ihre geologische und wirtschaftliche Vielfalt. Sie befindet sich am Nordrand des Granulitgebirges, welches vor allem durch Moränenlandschaften geprägt ist. Die markanteste Erhebung ist dabei der Rochlitzer Berg mit 350 Metern Höhe. Auch Dolomit – ein chemisches Sedimentgestein – wurde in Geithain abgebaut. Schon zu Lebzeiten von Kurfürst Christian I. wurde von Kalköfen und Steinbrüchen in und um Geithain berichtet. 1815 produzierte die Stadt jährlich rund 36.000 Scheffel Kalk in sechs Kalköfen. Die aufkommende Industrialisierung führte zudem zu einem Aufschwung in der Betriebsaufnahme weiterer Brennöfen.

In wirtschaftlicher Hinsicht war ebenso die Geithainer Emaille von Bedeutung. Mit dem Unternehmen GEO-Emaillierung blickt die Stadt auf 120 Jahre Geschichte des Emaillehandwerks zurück. Das Unternehmen, gegründet 1898 als Gräßler & Co, fertigte einst nur Emaillegeschirr. Im Laufe der Jahre etablierte sich die Firma zu einem weltweit führenden Unternehmen zur Herstellung von Trinkwasserspeichern sowie Wassererwärmern und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.

Wichtiges auf einen Blick

Mit seinen rund 7.000 Einwohnern verbindet die Stadt Geithain Moderne mit Tradition. Als Teil des sächsischen Hügellandes liegt die Große Kreisstadt zwischen dem Kohrener Land und dem Muldental. Die verkehrsgünstige Lage zwischen Dresden, Chemnitz und Leipzig ermöglicht nicht nur Tagesauflüge in die Stadt, sondern zugleich das wirtschaftlich gute Ansehen Geithains.

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Andreas Schmidt

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