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Großpösna und Störmthaler See – Schwimmende Kirche über „verlorenem Ort“

Störmthaler See - VINETA, zu sehen ist das schwimmende Bauwerk aud dem Störmthaler See, welches optisch an eine Kirche erinnert © Andreas Schmidt© Andreas Schmidt
Störmthaler See - VINETA © Andreas Schmidt

Eine Traube festlich gekleideter Menschen drängt sich auf einer mitten im Störmthaler See schwimmenden Plattform, auf der sich eine stilisierte kleine Kirche befindet. Wenn sich zwei Menschen in der schwimmenden Kirche VINETA das Ja-Wort geben, wenn man sich hier zu Kammerkonzerten, literarischen Veranstaltungen oder zu einem Ausflug mit dem Boot oder Amphibienfahrzeug trifft, wird deutlich, welchen unvergleichlichen Wandel diese Landschaft erlebt hat.

Das zum Leipziger Neuseenland gehörende Gewässer bildet das „flüssige Herz“ der über 5.300 Einwohner zählenden Gemeinde Großpösna. Ein Ort des Gedenkens, des Erinnerns und der Zukunft, denn im ehemaligen Tagebau und heutigen Störmthaler See schwimmt das Kunstwerk VINETA als Sinnbild der Kirche, die hier am Grunde des Sees einst den Mittelpunkt des Dorfes Magdeborn bildete. Es ist auch Symbol für Dutzende Orte, die mit ihren Einwohnern in den letzten anderthalb Jahrhunderten dem Braunkohleabbau weichen mussten. Mittlerweile sind Großpösna und seine Ortsteile zu einem bedeutenden touristischen Anziehungspunkt für Erholung und Kultur in der Region Leipzig geworden.

Vom verschlafenen Dörfchen zum Ferienparadies

Die Historie Großpösnas ist eng mit Leipzig verbunden, in dessen Stadtbuch das Dorf 1359 erstmalig erwähnt wurde. Während der Völkerschlacht 1813 flohen die Großpösnaer zweimal aus ihrem Heimatort, der ausgiebig geplündert wurde. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges besetzte zuerst die US-Armee, danach die Rote Armee den Ort. 1946 trat die Bodenreform in Kraft und es entstanden zahlreiche Neubauernhöfe. Ab Ende der 1960er Jahre wurden die ca. 3.200 Einwohner des benachbarten Dorfes Magdeborn umgesiedelt, bis der Ort mit zugehörigen Dörfern und Höfen 1977 bis 1980 wegen des Braunkohleabbaus abgerissen wurden. Seit dem Kriegsende hatten in Großpösna etwa 3.000 Menschen ihr Zuhause. Erst durch die Eingemeindungen von Seifertshain (1974), Störmthal mit dem Ortsteil Güldengossa (1996) sowie Dreiskau-Muckern (1997) erreichte die Bevölkerungszahl nahezu das heutige Niveau von über 5.000 Einwohnern. Mit der Flutung des ehemaligen Tagebaus Espenhain seit dem 1. Januar 2001 entstand der Störmthaler See und schuf ideale Voraussetzungen für die Entwicklung des Tourismus und der Naherholung.

Störmthaler See – ein Paradies für Wasserratten

Bekannt ist Großpösna vor allem für seinen unweit der Gemeinde liegenden Störmthaler See. Das 721 Hektar große Gewässer entstand durch die Flutung des Südostteils des ehemaligen Braunkohletagebaus Espenhain und wurde 2014 zur Nutzung freigegeben. Heute kann man hier hervorragend baden, entspannen und diversen Wassersportaktivitäten nachgehen. Touristisches Alleinstellungsmerkmal des Störmthaler Sees ist das schwimmende Kunstobjekt VINETA, ein europaweit einzigartiger Ort für Veranstaltungen. Es wurde im Jahr 2010 im Rahmen der Initiative „Kunst statt Kohle“ initiiert und gilt mit einer Höhe von 15 Metern als derzeit höchstes schwimmendes Bauwerk auf einem deutschen See. Die „schwimmende Kirche“ kann für standesamtliche Trauungen, Events und private Feiern genutzt werden. Man erreicht sie am besten mit der Fähre vom Vineta Bistro aus, das sich am Ufer des Sees befindet. Von hier aus finden Ausflüge mit dem Boot oder dem in Deutschland einzigartigen Amphibienfahrzeug statt. Hier kann man ebenfalls mit dem Jetlev VINETA-Fly, angetrieben von einem kräftigen Wasserstrahl, über der Wasseroberfläche in die Lüfte steigen. Unweit des Bistros, am Südufer auf der Magdeborner Halbinsel, gibt es im Ferienresort LAGOVIDA einen Hafen mit 140 Liegeplätzen sowie ein Hotel, Ferienhäuser und einen Caravanplatz für Urlauber.

Rund um den See gibt es noch weitere touristische Angebote: Der Verleih von Kajaks, Tret-, Ruder- und Motorbooten, Fahrrädern und Segways sowie geführte Kanutouren machen das Portfolio am See komplett. Für Wanderer, Radfahrer und Skater gibt es rund um den See einen 23 Kilometer langen Rundweg, der vollständig asphaltiert wurde und Sport mit Naturgenuss verbindet. Für Wasserwanderer oder Rundfahrten mit dem Fahrgastschiff Wachau besteht die Möglichkeit, über eine Schleuse vom Störmthaler auf den Markkleeberger See zu gelangen. Dort bieten zahlreiche Attraktionen, wie der Kanupark Markkleeberg, eine abwechslungsreiche Freizeitbeschäftigung. Zurück auf dem Störmthaler See wartet der historische Motorsegler MS „Störmthal“, der 100 Jahre auf den Planken hat und bis zu 12 Passagieren Seefahrer-Abenteuer pur beschert.

Zahlreiche Ortsteile bieten viel Sehenswertes

Großpösnas Mittelpunkt ist das historische Rittergut mit dem Sitz der Gemeindeverwaltung und dem Soziokulturellen Zentrum KuHstall e.V. Der restaurierte Kuhstall des Rittergutes besticht mit Porphyrsäulen und Kreuzgewölbe und bietet Platz für 180 Besucher. Hier finden ganzjährig Veranstaltungen statt, bei der man die Region auf besondere Weise kennenlernen kann. Sangesfreudige können beispielsweise im Frühjahr und im Herbst musikalische Waldspaziergänge entlang des Oberholzer Liederpfades unternehmen. Naturfreunde kommen im 600 Hektar großen Erholungsgebiet Oberholz mit seinem Natur-, Lieder- und Jagdlehrpfad sowie dem Botanischen Garten auf ihre Kosten. Im Garten finden regelmäßig Führungen und Veranstaltungen statt.

Bergbau-Technik-Park – Braunkohlegeschichte anschaulich gemacht

Eine Landmarke an der Autobahn 38 bei Großpösna ist der Bergbau-Technik-Park, der seine Entstehung engagierten ehemaligen Kohlekumpel verdankt. Er macht Besuchern auf 5,4 Hektar den Förderzyklus eines Braunkohlentagebaus, von der Grundwasserabsenkung über die Kohlegewinnung und Abraumbewegung bis zur Sanierung erlebbar und befindet sich auf der Route der Industriekultur Sachsen. Neben der Technik wird die über 150-jährige Braunkohle-Historie der Region dargestellt. Eine Attraktion für die Kinder ist ein Abenteuerspielplatz mit einem Riesenhai, der hier im einstigen Urmeer geschwommen ist.

Sanitäts- und Lazarettmuseum Seifertshain

Kurz vor dem 200-jährigen Jubiläum der Völkerschlacht im Oktober 2013 wurde im Großpösnaer Ortsteil Seifertshain das Sanitäts- und Lazarettmuseum eröffnet. Der Schwerpunkt der Ausstellungen liegt auf der Geschichte der Militärmedizin um 1813 und dem humanitären Engagement der Landbevölkerung. Kirche, Kirchhof und Massengrab, die Pfarrgasse, das Pfarrhaus und die „Sanitätsscheune“ bilden ein seltenes bauliches Ensemble aus jener Zeit und verschaffen Besuchern einen Einblick in 200 Jahre Medizingeschichte.

Rittergut Güldengossa – Dem Edlen verpflichtet

Johann Ernst Kregel von Sternbach, der kurfürstlich sächsische Hof- und Justizrat, ließ das über 500 Jahre alte Rittergut Güldengossa 1720 zum spätbarocken Herrenhaus in heutiger Gestalt umbauen. Nach aufwändiger Sanierung von Schloss, Schlosspark und Orangerie ist es heute ein besonderes Kleinod im Leipziger Südraum. In seinem Festsaal finden in stimmungsvoller Atmosphäre verschiedene Veranstaltungen statt. Ebenfalls sehenswert ist die barocke Dorfkirche in Güldengossa.

Lutherische Kreuzkirche Störmthal – Eine der wertvollsten Orgeln Sachsens

Eine Attraktion in der Lutherischen Kreuzkirche Störmthal ist die Zacharias Hildebrandt-Orgel, die der Schüler des berühmten Orgelbauers Silbermann als sein zweites Instrument anfertigte. Sie wurde von Johann Sebastian Bach am 2. November 1723 „übernommen, examinieret, probiertet, auch vor tüchtig und beständig erkannt, und gerühmet“. Die Orgel gehört zu den wertvollsten Instrumenten dieser Art in Sachsen, da sie fast vollständig im Originalzustand erhalten ist. Beim alljährlichen Programm „Faszination Orgel“ kann man sie zu verschiedenen Konzertveranstaltungen in vollen Tönen erleben.

Höhepunkte des Jahres

Seit 2010 bildet das Highfield Festival, größtes Indie-Rock-Festival im Osten Deutschlands, an drei Tagen im August einen Zuschauermagneten für rund 35.000 Besucher.

Jährliche Höhepunkte im Vereins- und Gemeindeleben von Großpösna sind u.a. das zweitägige Gemeindefest im August und der Wichtelmarkt im Dezember im Rittergut.

Sportliche Herausforderungen für Rad-Profis und Rad-Amateure sind die „Neuseenclassics – rund um die Braunkohle“ auf verschiedenen Distanzen im Monat Mai und der Leipziger-Südraum-Marathon im September. Ein Wandertag der besonderen Art stellt die 7-Seen-Wanderung im Mai dar. Sie bietet für alle Altersgruppen verschiedene Touren zu diversen Themen und mit unterschiedlichen Distanzen rund um das Leipziger Neuseenland an.

Im Juni findet alljährlich das „Störmthaler Seefest“ statt, bei dem sowohl Einheimische als auch Besucher bei diversen Wassersportaktivitäten ihrer Leidenschaft für den Wassersport frönen können.

Die Umgebung entdecken

Von Störmthal erreicht man über Güldengossa den Ort Auenhain. Hier finden Groß und Klein im Modellbaupark Attraktionen, die das Herz höher schlagen lassen: Besonderer Höhepunkt ist die Großgartenbahn mit Elektro- oder Dampflok. Der Seepark Auenhain empfängt seit 2008 Gäste und macht Urlaub direkt am See in komfortabler Unterkunft möglich.

Der Störmthaler und der anliegende Markkleeberger See sind mit einer Wasserschleuse verbunden und machen so vielfältige Freizeitaktivitäten auf beiden Seen möglich. Auch in der knapp 15 Kilometer von Großpösna entfernten Stadt Markkleeberg gibt es zahlreiche kulturelle Angebote, wie zum Beispiel den agra-Park oder das Deutsche Fotomuseum.

Von Großpösna in Richtung Osten erreicht man nach 15 Kilometern Grimma an der Mulde. Die reizvolle Innenstadt mit der Pöppelmannbrücke lädt zum Bummeln und Verweilen ein. Unmittelbar südlich von Grimma an der Mulde gelegen befindet sich die Ruine des ehemaligen Zisterzienserkloster Nimbschen, aus dem einst Martin Luthers Frau Katharina von Bora mit Gleichgesinnten geflohen war. Im wenige Kilometer entfernten Rötha gibt es für Musikfreunde zwei Silbermannorgeln – in der Marienkirche und der St. Georgenkirche.

Wichtige Fakten auf einen Blick

In Großpösna mit seinen vier weiteren Ortsteilen leben ca. 5.300 Einwohner. Die Bevölkerungsdichte beträgt 128 Einwohner je Quadratkilometer. Die Gemeinde im Landkreis Sachsen liegt unmittelbar an der A 38 und etwa fünf Kilometer von der A 14 (Autobahndreieck Parthenaue) entfernt. Die Staatsstraße 38 führt von Leipzig (12 km) über Großpösna nach Grimma (15 km). An der Bahnstrecke Leipzig-Bad Lausick-Chemnitz befinden sich zwei Haltepunkte in Großpösna. Außerdem verkehren regelmäßig Buslinien nach Leipzig, Borna, Grimma und Naunhof.

Hinweise zur Nutzung

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Ihr Ansprechpartner

Andreas Schmidt

Leiter Öffentlichkeitsarbeit/PR

Augustusplatz 9, 04109 Leipzig
Tel. +49 341 7104-310
Fax +49 341 7104-301
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