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Kohren-Sahlis – Töpferkunst und Perle im Kohrener Land

Kohren-Sahlis - Töpferbrunnen, zu sehen ist der Brunnen aus roten Ziegelsteinen, mit zwei grünen Dächern und einer Töpferin mit ihren Erzeugnissen © Andreas Schmidt© Andreas Schmidt
Kohren-Sahlis - Töpferbrunnen © Andreas Schmidt

Das Kohrener Land südlich der Stadt Leipzig bietet mit 600 Hektar Waldfläche eine interessante Kulisse für Wanderungen, Radtouren, aber auch für zahlreiche Sehenswürdigkeiten. Zentrum und gleichzeitig Namensgeber der Region ist der Frohburger Ortsteil Kohren-Sahlis. Der Ort wurde vor allem durch das Töpferhandwerk auch überregional bekannt.

Noch heute produzieren zwei hier traditionell verwurzelte Töpfereien ortstypische Keramik und bieten diese zum Verkauf an. Der Töpferbrunnen auf dem Markt ist das Wahrzeichen von Kohren-Sahlis. Er wurde 1928 von Kurt Feuerriegel erschaffen und ist bundesweit einzigartig. Weithin sichtbar sind die mächtigen Rundtürme, Reste der damaligen Burganlage Chorin. Besonders charakteristisch für die noch sehr ursprüngliche Region sind die malerischen Gassen, der historische Ortskern, zahlreiche Fachwerkhäuser, ehrwürdige Burgen, Güter und Herrenhäuser sowie die malerische Landschaft mit den Bächen Ratte, Maus und Katze.

Vom Rittergut zur Töpferstadt

Die Stadt Kohren-Sahlis blickt auf eine über 1000-jährige Geschichte zurück. Kohren wurde um 974 erstmals in einer Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg erwähnt. Die edelfreien Herren von Kohren bauten sich als Eigentümer der Burg Kohren in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ihre Herrschaft auf. Diese währte bis Anfang des 14. Jahrhunderts und wurde letztmals 1303 urkundlich erwähnt. Die letzten Eigentümer der Burg, die Herren von Einsiedel, nutzten in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Burg Gnandstein als Wohnsitz, weshalb die Burg Kohren aufgegeben und zur Gewinnung von Baumaterial sukzessive abgebrochen wurde. Die beiden übrig gebliebenen Turmruinen prägen bis heute die Silhouette von Kohren-Sahlis. Das Burgplateau ist Aussichtspunkt mit einem tollen Blick über den Ort. Geprägt war das Städtchen über mehr als 500 Jahre von Töpfereien – in der Hochphase gab es 14 Töpfereien mit 14 Meistern, 40 Gesellen und 17 Lehrlingen. Im 19. Jahrhundert wurde Kohren, dank der einflussreichen Familie Crusius, Besitzer der Rittergüter Sahlis und Rüdigsdorf, zu einem wichtigen kulturellen Zentrum. Die Familie pflegte Kontakte zu zahlreichen Künstlern wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Julius Mosen, Gottfried Semper, Julius Schnorr von Carolsfeld und Moritz von Schwind. Der Schwind-Pavillon, ehemals Musiksalon der Familie, gibt davon heute noch Zeugnis. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Kohren ein beliebtes Ausflugsziel der Leipziger, denn dank der „Bimmelbahn“, die bis 1967 nach Kohren-Sahlis fuhr, war die Stadt gut erreichbar. Das im Jahr 1350 zum Herrensitz ernannte Dorf Sahlis wurde 1445 als Rittersitz und 1551 als Rittergut erwähnt. Dieses wurde 1602 – gemeinsam mit Kohren – von den Herren von Einsiedel verkauft. Bis zur Enteignung 1945 blieb die Familie Crusius im Besitz der Rittergüter Sahlis und Rüdigsdorf. 1934 wurde Kohren mit dem Dorf Sahlis zur Stadt Kohren-Sahlis vereint. Im Jahr 2018 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Frohburg, was Kohren-Sahlis zu einem Ortsteil der Rennstadt machte. 

Ein Rundgang durch die Kohrener Geschichte

Den Spaziergang durch den Ort kann man am Montottoner Platz beginnen. Von hier aus geht es Richtung Rundtürme und am kleinen Steg rechts Richtung Töpfermuseum (links geht es zur Sommerrodelbahn als kleiner Abstecher). In dem wunderschönen Fachwerkhaus erfährt der Besucher eindrucksvoll alles Wissenswerte zur Kohrener Töpfergeschichte. Zwei Häuser weiter befindet sich das Töpferhaus Arnold, die älteste Töpferei Deutschlands. „Seit 1500vierzig und acht, werden hier Töpfer und Schüsseln gemacht“ steht am Giebel der Töpferei und begrüßt die Gäste schon von Weitem. Hier kann man den Töpfern über die Schulter oder im liebevoll eingerichteten Lädchen stöbern. Weiter geht es die steile Burggasse hinauf zu den eindrucksvollen Rundtürmen, den Resten der Burganlage Churin. Von dort hat man einen herrlichen Blick über die Ortschaft. Weiter geht es am alten Kantorat, dem ehemaligen Hospital und der Kirche Sankt Gangolf vorbei in Richtung Markt. Auf dem Markt wartet der von Kurt Feuerriegel geschaffene Töpferbrunnen auf, einzigartig in ganz Deutschland, auf einem Sockel aus Rochlitzer Porphyrtuff. Im Hintergrund ragt das Rathaus aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hervor. In diesem klassizistischen Gebäude lenkte die Stadtverwaltung und der Stadtrat die Geschicke Kohrens bis zur Eingemeindung 2018 nach Frohburg. Im unteren Marktbereich befindet sich die Hofmannsche Sammlung mit einer einzigartigen kulturhistorischen Sammlung aus Alt-Kohren. Über der Eingangstür des Hauses ist das Tonrelief „Weberin“ von Kurt Feuerriegel angebracht. Auch das Ja-Wort kann man sich hier im kleinen Familienkreis geben. Weiter unterhalb lädt die Töpferei Müller zum selber Töpfern oder Gestalten mit Ton nach Voranmeldung ein. Hier wird gezeigt, wie Kohrener Keramik und die bekannten Löffel- oder Latzmuster entstehen. Ein Spaziergang zum Aussichtspunkt „Putzschel“ mit der Bank für Verliebte rundet die Tour ab. Vom Stadtblickweg hat man einen einzigartigen Blick über ganz Kohren-Sahlis.

Wer nicht wandern möchte, kann Kohren-Sahlis mit dem Rad auf der gut ausgeschilderten Kohrener Land-Route erkunden. Die abwechslungsreiche Tour führt als Rundweg von der Rennstadt Frohburg ausgehend, an malerisch gelegenen keinen Dörfern und zahlreichen Bachläufen vorbei, durch idyllische Wälder, von vielen Sehenswürdigkeiten begleitet, in den Töpferort Kohren-Sahlis und zurück. Die Schönheit der Natur und die ländliche Ruhe entlang der Route machen diesen Ausflug zu einem unvergesslich erholsamen Tag. Belohnt wird der Radler an der Strecke mit allerlei Erlebnissen: Die Strecke führt unter anderem vorbei am Naturfreibad im Porphyrfelsen, an der Heimatstube, an der Heuherberge mit Abenteuerspielplatz, an markanten Schlösser, Burgen und Herrenhäusern, an der begehbaren Talsperrendammkrone, an der Minigolfanlage, dem Irrgarten der Sinne, an Dorfkirchen und Bauerngärten. Natürlich besteht unterwegs auch die Möglichkeit zur Einkehr oder Rast. Die Strecke verläuft über befestigte Wege und wenig befahrene Straßen. Aufgrund der geringen Höhenunterschiede ist die Kohrener Land-Route besonders für Familien geeignet. Zur Erleichterung kann man Teilstrecken mit regionalen Busverbindungen absolvieren.

Schlemmen in Kohren-Sahlis

Wer einen Kurztrip mit Übernachtung plant, hat hier die Qual der Wahl. Liebevoll eingerichteten Ferienwohnungen oder Zimmern, kleinen Pensionen, einem Landhotel, Schlafen im Heu oder Urlaub wie bei Oma im kleinsten Kurhotel Sachsens. Gute Einkehrmöglichkeiten mit regionaler Küche erwarten die Gäste ebenfalls in Streitwald, Terpitz, Kohren-Sahlis, Gnandstein oder Linda. In Linda befindet sich direkt vor dem Gasthof ein kleiner See mit Ruder- und Tretbootverleih, ebenso wie ein großer Kinderspielplatz und eine Minigolfanlage. Direkt nebenan steht die Lindigtmühle, die letzte noch erhaltene Wassermühle im Kohrener Land. Wer Interesse an einer Führung durch die Mühle im Zeitraum von April bis Oktober hat, der kann sich im Voraus über das „Lindenvorwerk“ anmelden.

Berühmte Persönlichkeiten
Kurt Feuerriegel war einer der bedeutendsten Kunstkeramiker des 20. Jahrhunderts in Sachsen und hinterließ in der Region mit seinen Arbeiten zahlreiche Spuren, darunter den Töpferbrunnen auf dem Markt in Kohren-Sahlis und das Töpfermädchen in Frohburg. Im Museum Schloss Frohburg wird eine umfangreiche Sammlung seiner Arbeiten gezeigt.

Der im Vogtland geborene Dichter Julius Mosen war von 1831 bis 1834 Aktuar am Patrimonialgericht des Rittergutsbesitzers Wilhelm Crusius auf Sahlis und Rüdigsdorf. Hier entstanden einige seiner bekanntesten lyrischen Werke, darunter das Andreas-Hofer-Lied, das heute die Hymne Tirols ist. Der Dichter wird mit einem Gedenkstein unterhalb der Burg Kohren und mit einer Tafel am ehemaligen Wohnhaus in Kohren-Sahlis geehrt.

Heinrich Wilhelm Crusius, als fortschrittlicher Staatsmann und gebildeter Jurist, löste die Patrionalsgerichtsbarkeit bald nach Antritt seiner Herrschaft in Rüdigsdorf und Sahlis auf und übergab das Rechtswesen an öffentliche Gerichte. Als revolutionärer Geist veröffentlichte er in Dresden auf eigene Kosten eine Druckschrift, die den freien Staatsbürger fordert. Er entwickelte innerhalb weniger Jahre die Güter Neuhof, Sahlis und Rüdigsdorf zu Musterwirtschaften und Mitbegründer der Augenheilanstalt Leipzig.

Ein Veranstaltungskalender voller Höhepunkte

Ein kulturelles Highlight im Veranstaltungskalender von Kohren-Sahlis ist der, jährlich am dritten Maiwochenende stattfindende, traditionelle Töpfermarkt. Rund 40 Töpfer kommen in die Stadt, um gemeinsam mit den zwei ortsansässigen Töpferwerkstätten ihre Töpferware anzubieten. Der historische Markt mit dem Töpferbrunnen bietet ein authentisches Ambiente, für das jedes Jahr etwa 8.000 Besucher in den Ort strömen. Weitere Höhepunkte sind der Kunstmarkt in Linda am Pfingstmontag, der Michaelismarkt Ende September und der Kohrener Weihnachtsmarkt am Samstag vor dem ersten Advent. Beide Märkte finden auf dem Pfarrhof neben der Kirche und der Evangelischen Heimvolkshochschule statt. Sie orientieren sich an ihren historischen Vorbildern und sind mit einem kleinen Kunsthandwerkermarkt, einheimischen Leckereien und vielen Angeboten für Jung und Alt ein beliebter Treffpunkt. Mit Konzerten in der Kirche St. Gangolf klingen alle Märkte traditionell aus. Auch in der Faschingssaison wird in Kohren-Sahlis, jährlich unter einem neuen Motto, ausgelassen gefeiert. Von Mai bis September finden im Schwind-Pavillon Rüdigsdorf klassische Konzerte statt. Die beliebte Konzertreihe findet Zuhörer aus ganz Sachsen. Wer klassische Musik liebt, wird auch bei Veranstaltungen des Kirchspiels das ganze Jahr über tolle Angebote finden. Ein Geheimtipp ist die Veranstaltung „Sonntagsausklang“ in der Burgkapelle Gnandstein. Die kurze Andacht mit musikalischer Umrahmung ist aufgrund der außergewöhnlichen Akustik ein Hörgenuss für Musikliebhaber.

Ausflugstipps im Kohrener Land

Eine Attraktion für die ganze Familie ist die 2001 eröffnete Kohren-Sahliser Sommer-Rodelbahn. Auf der 500 Meter langen Bahn mit einem Gefälle bis zu 7 Prozent können die Piloten bei bis zu 40 km/h in vielen Kurven den Hang hinunter düsen. Die Lindigtmühle in Linda ist die letzte vollfunktionsfähige Wassermühle mit Kleiekotzer in der Region. Eine Spezialität ist das ofenwarme Mühlenbrot an einem der Schautage. Die benachbarte Minigolfanlage und der Irrgarten der Sinne sind beliebte Ausflugsziele. Im Irrgarten der Sinne können Besucher in einem Heckenlabyrinth anhand von spannenden Experimenten und Erklärungen mehr über die Sinne erfahren. Von hier aus starten zahlreiche Wanderungen durch das Kohrener Land. Einen Ausflug lohnt ebenfalls der über 180 Jahre alte Schwind-Pavillon im Frohburger Ortsteil Rüdigsdorf. Dieser wurde 1839 im Park des ehemaligen Gutshauses des damaligen Rittergutsbesitzers Wilhelm Crusius als Musiksalon eingeweiht und war ursprünglich Teil einer Orangerie. Der Saal ist heute nach dem Maler Moritz von Schwind benannt, der ihn, zusammen mit anderen bedeutenden Künstlern, im Inneren gestaltete. Während der Sommermonate kann man bei einer Besichtigung oder einem Konzert die imposanten Wandbilder zum antiken Märchen „Amor und Psyche“ bestaunen. Auch für Trauungen wird der Pavillon in den Sommermonaten rege genutzt. Im Ortsteil Gnandstein befindet sich die besterhaltene Kernburg in Sachsen, die Burg Gnandstein. Ein Abstecher auf den 33 Meter hohen Bergfried und in die spätgotische Kapelle ist ein unbedingtes Muss. Das Museum beherbergt interessante Ausstellungen, zu sehen sind unter anderem historische Wohnräume mit Rittersaal nebst einer klassizistischen und barocken Ausstattung. Ein tolles Erlebnis für Groß und Klein, egal ob mit oder ohne thematische Führung. Eine besonders romantische Kulisse für Hochzeiten ist der Palassaal der Burg.

Wichtige Fakten auf einen Blick

Kohren-Sahlis ist das Zentrum des Kohrener Landes und ein Ortsteil der Stadt Frohburg. Bis 2017 war Kohren-Sahlis eine eigenständige Stadt und zählt etwa 1.000 Einwohner. Zu erreichen ist der Ort über den nächstgelegenen Bahnhof Frohburg. Dieser liegt direkt an der Bahnstrecke Leipzig-Borna-Geithain, etwa acht Kilometer nordwestlich von Kohren-Sahlis. Stündlich fahren S-Bahnen und Züge aus den Richtungen Chemnitz oder Leipzig ein. Zum Bahnhof Frohburg sowie nach Altenburg und Geithain verkehren, ausgehend von Kohren-Sahlis, viele Busse. Auch die Ortsteile sind mit Buslinien gut vernetzt. Mit dem Auto ist Kohren-Sahlis über die A72 mit der Abfahrt Roda erreichbar.

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Ihr Ansprechpartner

Andreas Schmidt

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