Vom historischen Steinabbau in der Region
Die erste urkundliche Erwähnung der beiden Ortsteile Hohburg und Lüptitz geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Zu Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. bis zum Ende des Mittelalters wurden nacheinander fünf Burgen errichtet, wobei die Wallanlage auf dem Burzelberg zu den ältesten Steinarchitekturen Sachsens zählt. Von den einstigen Befestigungsanlagen ist heute jedoch nur noch der „Redschin“ als Erdhügel sichtbar. Bauernwirtschaften und Rittergutsanlagen prägten das Stadtbild. Heute werden sie privat bewohnt oder dienen der Beherbergung von Gästen, darunter die Schlösser Thammenhain und Heyda. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden im Zuge des Steinabbaus Häusleranwesen der damaligen Arbeiter. Die zahlreichen Steinbrüche in der Umgebung hatten seit jeher eine große Bedeutung für die Pflasterung und Schotterung sächsischer Straßen, wobei der Abbau des Lüptitzer Quarzporphyr noch heute in großen Mengen betrieben wird. Der Aufschwung der Steinindustrie ließ den Ort stetig wachsen und die Region mauserte sich zu den größten Zentren der Natursteingewinnung in ganz Deutschland. Einige ehemalige Steinbrüche werden seit den 1920er Jahren als Klettergebiet genutzt und locken zahlreiche Touristen in die Gegend. Die Gemeinde Lossatal entstand am 1. Januar 2012 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Falkenhain und Hohburg mit ihren jeweiligen Ortsteilen.
Region der vielen Burgen und Schlösser
Für einen Besuch im Lossatal sollte viel Zeit einplant werden, da sich den Besuchern hier zahlreiche Ausflugsziele mit interessanten Sehenswürdigkeiten bieten. Ein Abstecher lohnt sich in das Tiergehege Dornreichenbach im ehemaligen Schlosspark am Rande der Dahlener Heide und des Wermsdorfer Forstes. Der Tierpark beherbergt auf einer Fläche von 10 Hektar über 150 Tiere und 21 Tierarten, darunter vom Aussterben bedrohte Arten, wie das Costa-Rica-Hörnchen und das Jakobsschaf. Auch Sachsens größtes Erdmännchen-Gehege ist hier zu finden. Empfehlenswert ist ebenfalls ein Besuch der schon von weitem sichtbaren Bockwindmühle Kühnitzsch. In der 1812 erbauten und noch voll funktionsfähigen Mühle können sich Interessierte nach vorheriger Anmeldung beim Heimat- und Mühlenverein über das Müllerhandwerk informieren.
Wer mehr über die Entstehungsgeschichte des Lossatals erfahren möchte, für den lohnt sich ein Abstecher in das Museum für Ur- und Frühgeschichte im Ortsteil Frauwalde. Hier werden Bodendenkmale und Sacherzeugnisse der rund 7.000-jährigen Siedlungsgeschichte der südwestlichen Heide veranschaulicht. Die Artefakte dokumentieren das Leben der Ackerbauern und Viehzüchter ab der mittleren Steinzeit bis in das Mittelalter des 12. Jahrhunderts. Im Ortsteil Großzschepa kann man sich im Heimatmuseum auf die Spuren der einstigen Dorfformen in der Umgebung seit Beginn Kolonisation bis zum frühen 19. Jahrhundert begeben. Zahlreiche historische Gegenstände dokumentieren das Leben und Arbeiten der dörflichen Bevölkerung der vergangenen Jahrhunderte.
Weiterhin ist die Region des Lossatals von imposanten Schlössern und Herrenhäusern geprägt. Die ehemalige mittelalterliche Wasserburg Schloss Thammenhain befindet sich im gleichnamigen Ortsteil und zeichnet sich durch ihren vorgesetzten Renaissance-Giebel und den Turm auf der Südseite des Schlosses aus. Von der großflächigen, doppelläufigen Terrasse aus hat man einen weitläufigen Blick über den prachtvollen Schlosspark. Die historischen Räumlichkeiten werden für Übernachtungen und private Feiern genutzt, wobei insbesondere der holzgetäfelte und sich über zwei Geschosse erstreckende große Saal mit Kamin, Kronleuchter und Mobiliar aus seiner Einrichtungszeit eine besondere Kulisse für die Gäste bietet. Auch das ehemalige Rittergut und Schloss Heyda lohnt einen Besuch. Die stattliche Barockanlage mit weitläufigem Hof steht den Besuchern heute für Übernachtungen im Gärtnerhaus, im Rosencottage oder in der Schlosswohnung zur Verfügung und bietet sich mit dem benachbarten See für Ausflüge ins Umland an.
Sächsisch speisen und Atmosphäre genießen
Eine sehr gute Einkehrmöglichkeit im Lossatal ist der Gasthof „Stern“ im Ortsteil Thammenhain. Der Familienbetrieb serviert seit 1981 regionale sowie saisonale Gerichte und deutsche Hausmannskost. Im Ortsteil Zschorna zwischen Wurzen und Falkenhain, unweit der Hohburger Berge gelegen, befindet sich das Gasthaus „Zum Heitern Blick“. Hier wird gute sächsische Küche serviert, die man in den warmen Sommermonaten auch auf dem Freisitz genießen kann.
Berühmte Söhne der Stadt
Ein berühmter Sohn des Lossatals ist Johann von Saalhausen. Er war von 1488 bis 1518 Bischof von Meißen und machte Wurzen zum Bischofssitz. Ein weiterer berühmter Sohn ist der 1948 im Ortsteil Dornreichenbach geborene Orgelbauer Georg Wünning. Er erhielt von der Deutschen UNESCO-Kommission im Oktober 2016 eine Auszeichnung als Kulturtalent des Monats.
Lossatal feiert: Bergfilmfestival, Hexenfeuer, Open-Air-Jazz…
Die Lossataler verstehen es, zu feiern: Zahlreiche Festivals sind fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders. Ein alljährliches Highlight ist das Internationale Open-Air-Bergfilmfestival am Gaudlitzberg als ältestes seiner Art in ganz Deutschland. In atemberaubender Kulisse des Gaudlitzer Steinbruchs finden Sportwettkämpfe, spektakuläre Fahrten mit einer alpinen Seilbahn und Wettstreit auf einer Slackline statt. Mit Einbruch der Dämmerung wird der Kinovorführer aktiv, wonach die Jury den besten Bergfilm kürt. Danach kann man am Lagerfeuer bei Live-Musik mit den angereisten Filmemachern ins Gespräch kommen. Auch traditionelle Dorf-, Ernte- und Fischerfeste machen Brauchtum und traditionelles Handwerk erlebbar, darunter das Osterbikertreffen und das Hexenfeuer am Sportplatz im Ortsteil Zschorna. Das ehemalige Rittergut Großzschepa ist alljährlich Kulisse für das vom gleichnamigen Förderverein organisierte Open-Air-Jazz-Konzert. Es bietet Jazz-Freunden eine einzigartige musikalische Atmosphäre in der Ruine des ehemaligen Schlosses.
Geopark, Hohburger Berge und Steinarbeiterhaus im Umland
Rund 12 Kilometer nordwestlich von Lossatal in der Gemeinde Thallwitz, befindet sich der Geopark Porphyrland. Brodelnde Supervulkane und gewaltige Gletschermassen formten die heutige Landschaft und hinterließen spannende Spuren, welche eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt hervorbrachten. Diese können auf verschiedenen Touren, Führungen und bei Workshops erkundet und erlebt werden. Durch den Steinabbau im Geopark Prophyrland entstanden auch einzigartige Kletterwelten mit faszinierenden Kletterrouten. Auf Touren unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade können die Besucher in den Hohburger Bergen die bis zu 40 Meter hohen Wände erklimmen. Das dichte Wegenetz, welches die Felsen am Gaudlitzberg, am Spielberg und am Holzberg durchzieht, bietet außerdem zahlreiche Wandermöglichkeiten auf ausgeschilderten Pfaden in malerischer Kulisse. In den warmen Sommermonaten bieten die durch den früheren Tagebau zur Gewinnung von Kaolin entstandenen Badeseen mit ihren Liegewiesen Abkühlung, während Ski- und Rodelpisten das Angebot im Winter abrunden. Für Geschichtsinteressierte empfiehlt sich ein Abstecher zum „Geoportal Museum Steinarbeiterhaus Hohburg“. Zur Erhaltung der letzten Zeugnisse des traditionellen Steinbruchbetriebes wurde dieses Spezialmuseum zur Geschichte der nordwestsächsischen Natursteinindustrie geschaffen. Das dafür genutzte Häusleranwesen stammt aus dem Jahr 1802 und ist in seiner Bausubstanz im Wesentlichen unverändert geblieben.
Wichtige Fakten auf einen Blick
Die Gemeinde Lossatal liegt am Rande der Dahlener Heide. Durch das Gebiet, bestehend aus 17 Ortsteilen mit rund 6.000 Einwohnern, fließt die namensgebende Lossa. Die nächstgrößere Stadt ist das ca. 10 Kilometer entfernte Wurzen. Lossatal ist über die Bundesstraße 6 und die S23 erreichbar.