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Mügeln – Geoportal mit Gleisanschluss

Mügeln - Markt mit Rathaus, zu sehen ist der Marktplatz mit dem Rathausgebäude und Brunnen © Andreas Schmidt© Andreas Schmidt
Mügeln - Markt mit Rathaus © Andreas Schmidt

Die sächsische Kleinstadt Mügeln erlangte als ehemaliger Bischofssitz des Bistums Meißen große Bekanntheit. Weitere Attraktionen sind die seit dem 19. Jahrhundert existierende Schmalspurbahn und der Bahnhof in Mügeln, der einst als größter Schmalspurbahnhof Europas galt. In Mügeln wird bis heute Kaolin abgebaut, das die Grundlage für die Herstellung des „weißen Goldes“ Porzellan darstellt. Das im Jahr 2019 eröffnete Geoportal „Erlebniswelt Kaolin“ im Bahnhof Mügeln informiert darüber auf sehr anschauliche Weise.

Über 1000 Jahre Geschichte

Die Anfänge der Stadt Mügeln reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadt im Jahr 934 von den Rittern der Burg auf dem Festenberg bei Baderitz, die dort ihr Amt als Landvögte der Meißner Markgrafen ausübten.

Von hier aus stiftete Siegfried III. von Mügeln 1241 das Kloster Marienthal in Sornzig, das heute ein beliebter Ausflugsort am Lutherweg ist und für verschiedenste Veranstaltungen genutzt wird. Auf der Wasserburg „Schloss Ruhethal“ nahe der Döllnitz regierten über 518 Jahre lang bis zur Reformation 35 Meißner Bischöfe, die aus einem einfachen Fronhof eine Handwerkerstadt machten. Nach seinem Umbau 1572 diente das Schloss dem letzten katholischen Bischof zu Meißen Johann IX. von Haugwitz als Residenz und Altersruhesitz. Vor seinem Tod im Jahr 1595 trat er 1581 zum Protestantismus über und wurde zum Wohltäter der Stadt. Die Herrschaft des Bistums Meißen und ihrer Bischöfe endete im Jahr 1596 mit dem letzten Bischofssitz.

Der fruchtbare Boden von Mügeln und der Umgebung ermöglichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den intensiven Anbau der Zuckerrübe. Ab 1884 übernahm die Schmalspurbahn den mühevollen Transport der Feldfrüchte hin zu den Zuckerfabriken. Aber nicht nur landwirtschaftliche Produkte, sondern auch das in der Nähe abgebaute Kaolin - auch „weißes Gold“ genannt – transportierte die Bahn. Sie ebnete so den Weg zu einer raschen Industrialisierung und einem Anstieg der Bedeutung der Handwerkerstadt.

Ein bekannter Handelsplatz war bis 1977 der Altmügelner Stoppelmarkt, auf dem unter anderem Handwerker und Händler die Bevölkerung der umliegenden Dörfer mit den Gütern des täglichen Bedarfs versorgten.

Bummel durch die Altstadt

Nähert man sich Mügeln von Weitem, so sticht einem gleich die barocke Kirchturmspitze der Johanniskirche ins Auge. Diese prägt gemeinsam mit dem „Dicken Turm“ – einem mächtigen Rundturm, der im Jahr 1381 vom Bischof Nikolaus zur Verstärkung seiner Burg erbaut wurde – das Bild der Stadt.
Beginnen kann man einen Rundgang durch die historische Altstadt auf dem Markt am Rathaus Mügeln. Es wurde einst als Lehenshaus der Meißner Bischöfe genutzt und diente im Jahr 1350 als Wohnhaus des Schlosskaplans. 1395 wurde es zum Rathaus erhoben und nach einem verheerenden Feuer im Jahr 1718 und mehreren Restaurationen und Umbauten schließlich 1995 vollständig restauriert. Von hier aus lohnt sich auch ein Abstecher ins Heimatmuseum, das 1925 von der Stadt Mügeln gegründet wurde. Im Museum kann man in der Dauerausstellung die Geschichte der über 1025 Jahre alten Kleinstadt entdecken. Direkt vor dem Museum befindet sich die rekonstruierte kursächsische Postdistanzsäule aus dem Jahr 1726, die an die Postkutschenzeit erinnert.

Fortsetzen kann der Besucher seinen Stadtbummel an der evangelischen Johanniskirche, die sich in unmittelbarer Nähe zum Markt befindet. Bischof Heinrich I. von Meißen ließ die spätgotische Stadtkirche im Jahr 1232 erbauen. Sie ist zugleich Grabstätte des Bischofs von Meißen Johann IX. und enthält zahlreiche barocke Epitaphien. Besonders bemerkenswert ist das Portal der Kirchenvorhalle mit einem prachtvollen schmiedeeisernen Gitter aus dem Jahr 1648. Unmittelbar neben der Kirche fällt eine besonders stilvoll gestaltete Bank ins Auge. Nicht umsonst trägt Mügeln stolz den Titel „Bankenstadt an der Döllnitz“, denn die Stadt verfügt über das größte „Bankenzentrum“ Mitteldeutschlands. Die zahlreichen Themenbänke werben mit ihrem einmaligen Design für Privatpersonen oder Unternehmen und bieten dem Besucher originelle Sitzgelegenheiten mit Blick auf die Stadt.

Unweit von der Johanniskirche sieht man das Schloss Ruhethal, das 1261 einstmals als Burganlage erbaut wurde und ehemaliger Bischofssitz des Bistums Meißen war. Der älteste und markanteste Teil der Anlage ist der 40 m hohe Schlossturm, der 1381 durch Bischof Nicolaus I. erbaut wurde. 1831 wurden Gut und Schloss staatliches Kammergut, 1946 endete die private Verpachtung und das Schloss einschließlich Gut wurden 1949 zum Volksgut umfunktioniert. Seit 2005 befindet sich das Schloss in Privatbesitz. Führungen finden über den Verein des Schlosses nach vorheriger Anmeldung statt.

Fußläufig etwa 15 Minuten vom Ortskern entfernt befindet sich die sehenswerte Altmügelner St. Marienkirche. Sie gilt als eine der ältesten und größten Dorfkirchen Sachsens und war im Mittelalter eine Wallfahrtskirche. Zu Mariä Geburt Anfang September konnten hier die Bewohner einen 40-tägigen Ablass von ihren Sünden erwirken. Später entwickelte sich daraus der Stoppelmarkt, einer der bedeutendsten Jahrmärkte Sachsens.

Geoportal „Erlebniswelt Kaolin“ im Bahnhof Mügeln

Am 24. August 2019 eröffnete im Mügelner Bahnhof ein neues Geoportal, das sich mit der Geschichte und Gegenwart des Kaolinabbaus und der Schmalspurbahn beschäftigt. In diesem thematischen Besucherzentrum wird anschaulich – auch anhand von interaktiven Bildschirmen - Fachwissen vermittelt. Rings um den Bahnhof werden in einem Rundgang Geschichte und Technik der Schmalspurbahn für den Besucher erlebbar gemacht.
Das Geoportal ist damit eines von insgesamt sechs Geoportalen im Nationalen Geopark Porphyrland Steinreich in Sachsen, dem einst größten Vulkangebiet Europas vor etwa 280 Millionen Jahren. Bis heute prägt der Abbau von Kaolin und Porphyr als wichtiger landschaftsformender Wirtschaftszweig die Region.
Der Schmalspurbahnhof Mügeln und die Döllnitzbahn repräsentieren auf besondere Weise die Verknüpfung zwischen Kaolinabbau und industrieller Entwicklung. Mügelns Bahnhof lag einst im Zentrum des größten Schmalspur-Streckennetzes Europas. Heute verkehrt die Schmalspurbahn auf 24 Kilometern Gleisen im täglichen Personen- und Schülerverkehr.

Mügelns Atmosphäre erleben

Ein Spaziergang durch die Altstadt kann zu einem Ausflug in die Geschichte Mügelns werden. Themen-Stadtführungen, wie z.B. die Bankentour, die Nachtwächtertour, die Lutherführung oder die Historische Bierführung können auf Nachfrage über das Museum oder die Stadtverwaltung gebucht werden. Auf kulinarischer Ebene bietet Mügeln zahlreiche Restaurants mit guter deutscher Küche an. Dabei lohnt sich beispielsweise ein Besuch in der Gaststätte „Wiener Café“, eines der ältesten Restaurants in Mügeln. Hier werden besonders die familiäre Atmosphäre und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis gelobt.

Bekannte Persönlichkeiten

Unweit vom Rathaus auf dem Altmarkt befindet sich die historische Brunnenstatue von Heinrich von Mügeln, die vom Bildhauer Joachim Zehme 2005 geschaffen wurde. Der um 1319 in Mügeln geborene Fabeldichter und Minnesänger gehörte neben Lyrikern wie Walther von der Vogelweide zu den zwölf einflussreichsten Meistersingern des Mittelalters. In Mügeln residierte außerdem der letzte Bischof von Meißen, Johann IX. von Haugwitz, der bis zu seinem Tod im Jahr 1595 im Schloss Ruhethal ansässig war. Ein bekannter Sohn der Stadt ist auch der 1861 in Mügeln geborene Pathologe Georg Schmorl.

Mügeln feiert: Altstadtfest, Weihnachtsmarkt, Winterbacken, Blütenfest…

Großer Beliebtheit erfreut sich das jährlich im August stattfindende Altstadtfest. Diverse Fahrgeschäfte, Live-Bands sowie thematische Führungen locken Besucher von nah und fern an. Auch der Mügelner Weihnachtsmarkt, der traditionell am ersten Adventswochenende auf dem Marktplatz stattfindet, lädt zu einem vorweihnachtlichen Einkaufsbummel ein. Einen Besuch lohnt das traditionelle Winterbacken am Stadtanger, bei dem frisches Angerbrot gebacken und als Fettbemme verkostet werden kann. Außerdem findet jährlich das Blütenfest an drei Wochenenden im April und Mai in den Ortsteilen Leisnig, Sornzig und Dürrweitzschen statt. Hier wird alle zwei Jahre die „Sächsische Blütenkönigin“ gekrönt.

Kleinstadt im Herzen des sächsischen „Obstlandes“

Mügeln liegtinmitten des größten Obstanbaugebietes Sachsens auf der Sächsischen Obstland-Route, die sich durch die kulturhistorisch reich geprägte Landschaft schlängelt. Der Obstanbau besitzt eine über 800 Jahre alte Tradition. Auf ihren insgesamt 67 Kilometern auf mehr als 1.500 Hektar Anbaufläche verbindet die Obstland-Route Mügeln, Leisnig und Dürrweitzschen. Im Mügelner Umland steht die Entstehungsgeschichte des Obstlandes als eine der drei thematisch verschiedenen Teilrouten im Fokus. Diese können über einzelne Etappen oder den äußeren großen Rundweg erkundet werden. Die frischen und flüssigen Obst-Erzeugnisse werden unter der Produktmarke „Sachsenobst“ präsentiert. Es können zudem thematische Führungen beim Förderverein „Obstland“ e.V. angefragt werden, die Wissenswertes zum Weg des Obstes – vom Baum bis zur Flasche – vermitteln.

Mügeln befindet sich unweit vom Elbe-Mulde-Radweg, der eine wichtige Verbindung zwischen den beiden Fernradwegen Elbe – und Mulderadweg darstellt. Er verbindet auf 46 Kilometern Oschatz und Wermsdorf. Eine markante Erhebung in der Landschaft ist der Collmberg, der fast 100 Meter über die Umgebung hinausragt. Einen Ausflug lohnt vor allem das 1241 erbaute Kloster Marienthal Sornzig. Es war 300 Jahre bis zur Reformation Martin Luthers ein Kloster der Zisterzienserinnen. Seit 2003 ist es eine europäische Begegnungs- und Tagungsstätte. Das historische Schwesternhaus des Klosters bietet stilvolle Übernachtungsmöglichkeiten. Mügeln ist eine von 27 Stationen des 550 km langen sächsischen Lutherwegs. Dieser verbindet Wirkungsstätten von Martin Luther und seiner Wegbegleiter im Kernland der Reformation.

Wichtige Fakten auf einen Blick

Als südlichste Kleinstadt des Landkreises Nordsachsen beherbergt Mügeln in 28 Ortsteilen etwa 6.000 Einwohner. Die Stadt erreicht man bequem über die A14 zwischen Dresden und Leipzig. Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind der Bahnhof Oschatz (ca. 15 km) und der Bahnhof Dahlen (ca. 20 km). Wer Lust auf eine Anreise der besonderen Art hat, kann auch mit der Döllnitzbahn „Wilder Robert“ vom Bahnhof Oschatz nach Mügeln fahren.

Hinweise zur Nutzung

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Ihr Ansprechpartner

Andreas Schmidt

Leiter Öffentlichkeitsarbeit/PR

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Tel. +49 341 7104-310
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