Recherchetexte

Neukieritzsch – „Herrn Käthes“ Alterssitz an der Straße der Braunkohle

Denkmal für Martin Luther und Katharina von Bora in Neukieritzsch, zu sehen ist eine Stele mit den Porträts der Beiden auf dem Marktplatz mit Parkbänken und Fahrradständern © LTM, Jasmin Rhein© LTM, Jasmin Rhein
Denkmal für Martin Luther und Katharina von Bora in Neukieritzsch © LTM, Jasmin Rhein

Neukieritzsch liegt in der Leipziger Tieflandsbucht zwischen dem Leipziger Neuseenland und dem Tagebau Vereinigtes Schleenhain. Die Gemeinde wurde im Wesentlichen durch den Braunkohleabbau in der Region geprägt. Während das Neukieritzscher Umland vor fast 30 Jahren noch karg und von Bergbau und Industrie betrieben war, hat es sich inzwischen zu einer renaturierten und neu gestalteten Landschaft entwickelt. Neukieritzsch ist zudem Station 24 auf dem Lutherweg Sachsen.

Von der Eisenbahnstrecke zur Straße an der Braunkohle
Im Gegensatz zu den eingemeindeten Ortsteilen blickt Neukieritzsch auf eine verhältnismäßig junge Geschichte zurück, welche keine 200 Jahre zurückreicht: Die Entwicklung des Ortes ist eng mit dem Bau der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn verbunden. Diese richtete am heutigen Bahnhof Neukieritzsch im Jahr 1842 auf freiem Feld den einzigen Zwischenhalt auf ihrem ersten Streckenabschnitt Leipzig-Altenburg ein. Der Bahnhof befand sich jeweils rund drei Kilometer von den Dörfern Kieritzsch, Breunsdorf und Pürsten entfernt. Nach dem Bahnhof Kieritzsch wurden 1867 die Anschlussstrecken nach Borna bzw. 1872 nach Chemnitz und 1909 nach Pegau erweitert. Durch seine Position als Bahnknotenpunkt wuchs der Ort rasch und es entstanden zahlreiche Fabriken. Ein Beispiel ist die 1850 gegründete Zuckerrübenfabrik, welche 14 Jahre später eine Wollwäscherei wurde.

Ebenso entwicklungsfördernd war die 1901 gegründete Braunkohlegewerkschaft Breunsdorf mit Hauptsitz südlich des Bahnhofs. Nach dem Ersten Weltkrieg stand das Ruhrgebiet aufgrund der Regelungen des Versailler Vertrags unter französischer Besatzung. Da die Versorgung Deutschlands mit Steinkohle dadurch stark beeinträchtigt wurde, förderte der Staat zunehmend den Braunkohleabbau, insbesondere im Mitteldeutschen Braunkohlerevier. Es entstanden neue Siedlungen für die Bergarbeiter und der Bahnhof Kieritzsch wurde zu einem bedeutsamen Rangierbahnhof erweitert. Durch den Zusammenschluss der Orte Kahnsdorf, Pürsten und Zöpen zur Gemeinde Kahnsdorf wurde eine administrative Neugliederung der stark gewachsenen Siedlung westlich des Bahnhofs nötig. Als Antwort darauf legte der NS-Reichsstatthalter Sachsens, Martin Mutschmann, im Jahr 1935 die Bildung des neuen Ortsnamens „Neukieritzsch“ für die Gemeinde und den Bahnhof gleichermaßen fest.

Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden im Umland sukzessive neue Industriebetriebe. Dazu gehörten seit 1942 das Ferrolegierungswerk Lippendorf, ab 1963 das Kraftwerk Lippendorf und die Chemischen Werke Böhlen. Durch die neuen Betriebe entstand ein Bedarf an Wohnraum für Arbeitskräfte und die auf den Betriebsgeländen lebenden Menschen. Daraufhin entstanden in den 1960er Jahren neue Wohngebiete, wobei der östliche Teil von Neukieritzsch zwischen 1952 und 1957 durch die Aushebung des Tagebaus Witznitz II dem Braunkohleabbau zum Opfer fiel. Von der Umsiedlung waren damals etwa 190 Einwohner betroffen.

Tour durch Neukieritzsch
Den Rundgang durch Neukieritzsch können die Besucher auf dem Markt beginnen: In der Mitte des Platzes fällt direkt das Luther-Denkmal in Form eines 3,50 Meter hohen Obelisken auf, welches zwei gusseiserne Medaillons mit den Bildnissen von Martin Luther und seiner Frau Katharina von Bora zeigt. Das Denkmal wurde ursprünglich 1817 auf dem Gut Zöllsdorf errichtet und 1981 an seinen jetzigen Standort in Neukieritzsch umgesetzt. Unweit des Luther-Denkmals befindet sich die 1998 eingeweihte moderne Katharina-von-Bora-Kirche. Sehenswert ist auch die knapp drei Kilometer vom Marktplatz entfernte Kirche Kieritzsch im gleichnamigen Ortsteil. Die ursprünglich romanische Chorturmkirche stammt aus dem 15. Jahrhundert. Das im barocken Stil gehaltene Gebäude beinhaltet im Altarraum zwei Reliefmedaillons von Katharina von Bora und Martin Luther und wird als Luther-Gedenkstätte von Gästen aus aller Welt besucht.

Im Ortsteil Lippendorf befindet sich das Katharina-Luther-Haus, ehemals das Gut Lippendorf und mutmaßlicher Geburtsort von Katharina von Bora. Heute können Besucher in den Gemäuern des renovierten Pfarrhauses die Ausstellung „Das weibliche Gesicht der Reformation“ besichtigen, in der bedeutende christliche Frauenpersönlichkeiten der Region Leipzig im Mittelpunkt stehen.

Von Kabarett bis Kraftwerksführung
Wer sich in Neukieritzsch nach einer Wanderung, einer Radtour oder einem Bummel durch den Ort stärken möchte, muss nicht lange suchen: Eine gute Einkehrmöglichkeit ist das Restaurant und Café „Auszeit“ am Schwanenteich. Neben den gastronomischen Angeboten befinden sich in dem Gebäude auch eine Bowling-Bahn, Squash-Plätze für Sportfreunde und eine Sauna für Erholungssuchende. Zudem werden hier regelmäßig musikalische und kulturelle Veranstaltungen angeboten, darunter Aufführungen des Leipziger Central Kabaretts. Auch in der benachbarten Parkarena finden neben Wettkämpfen regelmäßig Großveranstaltungen statt. Im Schwanenpark, von den Einheimischen „Bruch“ genannt, lohnt sich ein ausgedehnter Spaziergang durch das Grüne.

Mit dem Kraftwerk Lippendorf liegt eines der modernsten Braunkohlekraftwerke Europas in Neukieritzsch. Im Rahmen einer zweistündigen Führung können Interessierte hinter die Kulissen des Werks schauen, die Hallen mit den jeweiligen Arbeitsstationen besichtigen und zahlreiche technische Einblicke erhalten. Vom 163 Meter hohen Kesselhaus hat man einen einmaligen Blick über das Leipziger Neuseenland.

„Herr Käthe“ – eine Neukieritzscher Berühmtheit
Eine bekannte Tochter der Gemeinde ist keine geringere als Katharina von Bora, die als Ehefrau von Martin Luther in die Geschichte einging. Historikern zufolge wurde sie im Jahr 1499 auf Gut Lippendorf geboren. Da Katharina nicht nur eine engagierte Mutter war, sondern auch eine kritische Pfarrfrau und eine weitsichtige Leiterin eines landwirtschaftlichen Betriebs, nannte ihr Mann sie oft liebevoll „Mein Herr Käthe“. In späteren Jahren kaufte Martin Luther das Vorwerk Zöllsdorf in der Nähe von Katharinas Geburtsort Lippendorf, welches er in seinem Testament als Alterssitz für sie vorsah.

Auf Friedrich Schillers Spuren in Kahnsdorf
Aus dem Veranstaltungskalender nicht mehr wegzudenken ist das jährliche Schillerfest im Rittergutspark Kahnsdorf. Hier wird ein buntes Programm mit jungen Talenten und gestandenen Künstlern unterschiedlicher Genres dargeboten, welche mit Filmaufführungen, Theaterstücken, Konzerten und Lesungen für geschichtsträchtige Atmosphäre sorgen. Der Heimatverein lässt mit dem Schillerfest das Leben des berühmten Dichters aufleben und bringt dessen Botschaften mit der heutigen Zeit in Verbindung.

Friedrich Schiller weilte zu Lebzeiten auf dem Rittergut Kahnsdorf. Sein Leben nahm in dem dortigen Herrenhaus eine Wende zum Guten, denn er traf hier 1785 seinen späteren Freund und Mäzen Christian Gottfried Körner. Eingebettet in einen alten englischen Park mit uraltem Baumbestand bilden heute die beiden Gebäude des Ritterguts ein einmaliges architektonisches Ensemble. Die im Original erhaltenen Holzdielen von 1686 knarrten bereits unter den Schritten von Friedrich Schiller, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Theodor Körner. Das denkmalgeschützte Objekt wurde 2009 saniert und ist mit seinem integrierten „

Schillercafé

“ und dem angrenzenden Freisitz eines der beliebtesten Ausflugsziele und Veranstaltungsorte in der Neukieritzscher Umgebung.

Umland – etwas für jeden Geschmack
Wer Lust auf einen Besuch der aktiveren Art hat, kann sich in Neukieritzsch zu Fuß oder auf dem Rad ins Grüne begeben. Durch seine günstige Lage am Lutherweg, am Pleiße-Radweg und am Pilgerwanderweg „Via Imperii“ ist hier für abwechslungsreiche Touren in der Umgebung gesorgt. Für Erholungssuchende lohnt sich ein Ausflug zum angrenzenden Hainer See, welcher gemeinsam mit dem Haubitzer und dem Kahnsdorfer See eine eigene kleine Seenlandschaft bildet. Das am westlichen Ufer gelegene Kahnsdorf hat sich zum See-Dorf mit Promenade und Hafen entwickelt. Die neu entstandene Uferpromenade lädt zum Erholen, Entspannen und Flanieren ein. Am kleinen Sandstrand finden Badelustige und Sonnenanbeter beste Bedingungen für eine Abkühlung. Das vielfältige Sportangebot am See reicht von Segeln, Kitesurfen, Tauchen, Skaten bis hin zum Quad fahren. Am Nordufer des Hainer Sees können Campingfreunde mit Blick auf die Lagune Kahnsdorf einen Kurzurlaub verbringen.

Wichtige Fakten auf einen Blick
In der Gemeinde Neukieritzsch leben in den sechs Ortsteilen knapp 7.000 Einwohner. Da der Bahnhof Neukieritzsch an die S-Bahn-Mitteldeutschland angeschlossen ist, erreicht man den Ort bequem mit den Linien S5 und der S6. Mit dem Auto erreicht man Neukieritzsch über die Bundesstraße 176.

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Andreas Schmidt

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