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Oschatz – der Schatz in Sachsen

Oschatz - Altmarktbrunnen, zu sehen ist der Brunnen auf dem Oschatzer Altmarkt, dahinter der Imbiss "Hofmann's Hütte" und das Geschäft der Bäckerei Taube © Andreas Schmidt© Andreas Schmidt
Oschatz - Altmarktbrunnen © Andreas Schmidt

Das rund 800-jährige Oschatz liegt zwischen der Dahlener Heide und dem Wermsdorfer Wald an der einst bedeutenden Handelsstraße Via Regia. Neben vielen Naherholungsmöglichkeiten bietet es mit dem um 1180 erbauten Vogtshaus einen ganz besonderen Schatz. Es gilt als das älteste romanische Steinhaus profaner Bauart in Sachsen.

In der gut erhaltenen Innenstadt können die Besucher weitere historische Zeugnisse bestaunen. Im Jahr 2006 fand in Oschatz die Sächsische Landesgartenschau statt. Nach deren Ende wurde das 20 Hektar große Gelände als städtisches Erholungsgebiet übergeben. Dort befindet sich auch ein Haltepunkt der Schmalspurbahn „Wilder Robert“.

Die Schätze von Oschatz im Wandel der Zeit

Der Name Oschatz entstammt der einstigen sorbischen und frühdeutschen Burgwardanlage im Ortsteil Altoschatz und geht aus dem Ort Oscec hervor. Im Jahr 1238 erhielt Oschatz in einer Lehnerklärung des Markgrafen Heinrich III. von Meißen das Stadtrecht. Die älteste im Stadtarchiv befindliche Urkunde, ein Indulgenzbrief des Bischofs Conrad von Meißen, ist auf 1246 datiert. Das Marktrecht wurde der Stadt 1394 zugesprochen, so dass Wochen- und Jahrmärkte abgehalten werden konnten. Nach einer Zeit des Wohlstands fielen 1429 die böhmischen Hussiten ein und verwüsteten die Stadt. Das heutige Rathaus wurde 1477 am Neumarkt errichtet. Während der Reformationszeit 1520 bis 1533 bekannten sich zahlreiche Oschatzer zu Luthers Lehre. Während dieser Zeit machte der Reformator Philipp Melanchthon Station in Oschatz.

Anfang des 17. Jahrhunderts zählte Oschatz mit 3.500 Einwohnern zu den größten Städten in Sachsen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648 und infolge der Pest 1637 war die Stadt verschuldet und verwüstet. 1650 zählte Oschatz nur 1.750 Einwohner. Ab 1724 fertigte der Tuchmachermeister Johann Christian Nicolai in Oschatz Tuche in hoher Qualität und sorgte für die Steigerung des Ansehens der hiesigen Tuchmanufaktur. Nicolai wurde sogar Hoflieferant des Kurfürsten von Sachsen. Im ausgehenden 18. Jahrhundert entstand eine Tuchmanufaktur, die „Tuchfabrique zu Oschatz“. Von dieser Zeit zeugt heute noch der Tuchmacherhof in der Hospitalstraße.
Während der Regierungszeit Augusts des Starken wurden 1724 in Oschatz drei Kursächsische Postmeilensäulen aufgestellt. Darauf ist die Entfernung zu anderen Städten und die Wegzeit angegeben. Die Aufstellung diente dazu, Postgebühren zu vereinheitlichen. Noch heute existiert ein Nachbau der Postmeilensäule am Ende der Brüderstraße.

Mit der beginnenden Industrialisierung und dem Bau der Eisenbahnstrecke bekam auch Oschatz 1838 eine Anbindung an die Ferneisenbahnstrecke von Leipzig nach Dresden. Weiterhin entstand 1885 die Schmalspurbahn von Oschatz nach Mügeln. Die Gebrüder Pfitzer gründeten 1845 in Oschatz eine der ersten Waagenfabriken Deutschlands. Heute kann die Entwicklung der Waagen im Stadt-und Waagenmuseum in der Frongasse bestaunt werden. Im Zweiten Weltkrieg blieb Oschatz von großflächigen Zerstörungen verschont. Nach der Wiedervereinigung wurden die historischen Schätze der Stadt, darunter das Vogtshaus, die St.-Aegidien-Kirche und das Rathaus, umfassend saniert und zeigen sich heute in neuer Pracht.

Auf Schatzsuche in (O)Schatz

In Oschatz angekommen, fallen am Bahnhof die Dampf- und Dieselzüge der beliebten Schmalspurbahn ins Auge, mit denen man regelmäßig in die Stadt und die Umgebung fahren kann. Auch ein Bummel durch die Oschatzer Innenstadt lohnt sich. Von der Bahnhofstraße führt der Weg direkt zum Altmarkt. Dieser entstand im 11. Jahrhundert als Kaufmannssiedlung, um den herum sich die Stadt entwickelte. Im Zuge der Umgestaltung 2003 erhielt der Markt ein neues Gesicht. Blickfang ist der vom Oschatzer Bildhauer Joachim Zehme 2004 aus sächsischem Sandstein geschaffene Altmarktbrunnen. Dieser bietet eine Fülle an Details und nimmt Bezug auf die „Schätze“, die mit Oschatz verbunden sind. Versteckte Symbole, Allegorien und Anspielungen verbinden auch die Kreisläufe des Wassers, der Jahreszeiten und des Lebens miteinander. Vom Altmarkt aus Richtung Brüderstraße führt der Weg am legendären Thomas-Müntzer-Haus vorbei. Die Geschichte des Standortes reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Berühmte Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang Goethe kehrten hier im ehemaligen Gasthaus „Zum Löwen“ ein. Die heutige Stadthalle ist auch eine attraktive Tagungsstätte und verfügt über vier verschieden große Räume für Kapazitäten von 10 bis 460 Personen. Das Foyer mit seinen 280 Quadratmetern steht für Empfänge zur Verfügung.

Auf dem Weg Richtung Klosterkirche kommt man an der im 14. Jahrhundert errichteten Elisabethkapelle vorbei. Sie ist ein Teil des ehemaligen Armenhospitals. Die Kapelle blieb in ihrer ursprünglichen Verzierung mit einem Kreuzrippengewölbe, dessen Schlusssteine mit Rosen verziert sind, erhalten. Die nur wenige Meter entfernte Klosterkirche ist das einzige erhaltene Gebäude des 1228 entstandenen Franziskaner-Klosters. Mit ihren hohen, schlanken Pfeilern ist sie ein Zeugnis mittelalterlicher Baukunst und definitiv einen Besuch wert. Nach der Reformation wurde sie nur noch selten kirchlich genutzt und diente bis 1924 unter anderem als Klosterhospital, Heumagazin oder Reithalle für das Ulanenregiment.

Gegenüber der Klosterkirche führt die Frongasse an der ehemaligen Stadtmauer mit einem Nachbau des 1518 errichteten hölzernen Wehrgang entlang in das Stadtinnere. Dahinter kann man einen ehemaligen Wachturm entdecken, der 1377 erbaut wurde. Der Aufstieg nach oben ist für einen Blick über die Stadt lohnenswert. Die kleine Gasse führt direkt zum Stadt- und Waagenmuseum in den historischen Gebäuden der Rats- und Amtsfronfeste, wozu auch der Wachturm gehört. Dieses ist das einzige Waagenmuseum in Mitteldeutschland. Angefangen von einer filigranen Goldwaage über eine monströse Salzwaage bis hin zur modernsten Wägeeinrichtung werden über 130 Exemplare ausgestellt. Beeindruckend ist auch die originalgetreu nachgebaute Werkstatt eines Wagenbauers im Außenanbau des Museums.

Die nahegelegene St.-Aegidien-Kirche ist das Wahrzeichen der Stadt und wurde nach dem Schutzheiligen der Kaufleute „St. Aegidius“ benannt. Die evangelische Kirche entstand im 11. Jahrhundert und wurde nach einem Stadtbrand 1842 im neogotischen Stil wiedererrichtet. Besonders bewundernswert ist das mittlere Altarbild aus Buntglas. Auch die Türmerwohnung in 63 Metern Höhe ist einen Besuch wert. Gegenüber der Kirche befindet sich das Vogtshaus. Als ältestes romanisches Steinhaus profaner Bauart in Sachsen ist das Gebäude eine architektonische Sehenswürdigkeit. Hier entdeckt man Beispiele aus der Baukunst der Romanik, Gotik, Renaissance und des Jugendstils. An der Ostseite der St.-Aegidien-Kirche befindet sich ein Treppengang nach unten auf den Neumarkt. An dessen Seite ist ein Korbpranger angebracht. Der Pranger sowie die „Steinernen Flaschen“ oberhalb stammen aus dem 16. Jahrhundert.

Daneben befindet sich das Rathaus mit einem Renaissancegiebel und einem emporragenden Uhrturm. Nach dem Stadtbrand von 1842 entstand es nach Plänen des berühmten Dresdner Baumeisters Gottfried Semper. Sehenswert ist die Ratsstube aus dem Jahr 1595, die nach dem Brand erhalten blieb. Im Nachbarraum befinden sich einzigartige historische Stücke: eine Abschrift des „Sachsenspiegels“ von 1382 und Briefe der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon. Auf dem Neumarkt steht ein echter Schatz: der Marktbrunnen aus dem Jahr 1589 wurde vom Leipziger Steinmetz Gregor Richter aus sächsischem Sandstein gefertigt. Noch heute zeugen die beeindruckenden Bürgerhäuser rings um den Brunnen auf dem Neumarkt vom historischen Reichtum der Kaufmannssiedlung.

Der Stadtrundgang führt weiter über die Seminarstraße zum O-Schatz-Park. Das Gelände der ehemaligen Landesgartenschau, die 2006 über 500.000 Besucher zählte, ist heute ein beliebter Erholungsort. Im „O“ kann die zweitgrößte Kaffeekannenausstellung der Welt bestaunt werden.

Oschatz erleben

Eine besondere thematische Führung können Besucher mit der Kaufmannsfrau Johanna Sophia Lochmann erleben. Die „Lochmann-Führung“ beginnt an der St.-Aegidien-Kirche und führt an den Fleischbänken vorbei. Bei diesem 1266 erstmals erwähnten Gebäude handelt es sich um den ältesten urkundlich erwähnten weltlichen Renaissancebau in Oschatz. Gegenüber befindet sich mit dem 1458 errichteten Gasthaus „Zum Schwan“ eines der ältesten Gasthäuser Sachsens. Weitere thematische Stadtführungen können in der Oschatz-Information gebucht werden.

Auch der Veranstaltungskalender der Stadt hat wahre Schätze zu bieten: im Juni gibt es ein Stadtfest mit einer großen Händler- und Vereinsmeile. Etwas Besonderes ist auch die Modenacht im September. Hier können die Besucher bis zum späten Abend durch die Läden schlendern und sich Anregungen bei den Modenschauen auf dem Neumarkt holen. Gemütlich wird es beim Weihnachtsmarkt, der jährlich am zweiten Advents-Wochenende stattfindet.

Naturschätze in der Umgebung erkunden

Für Aktive bietet das bis 2020 umgebaute Freizeitobjekt „Platsch“ in Oschatz Entspannung in sieben Saunen, attraktive Schwimmmöglichkeiten innen und außen sowie eine moderne Kegelbahn.

Wer die Region touristisch erkunden möchte, kann an zahlreichen Themenfahrten der Döllnitzbahn teilnehmen. Mit der legendären Schmalspurbahn „Wilder Robert“ fährt der Besucher entlang der Sächsischen Dampfbahnroute bis nach Mügeln. Entlang dieser Strecke kann man auch an den Stationen wie Glossen, Kemmlitz, Schweta oder Naundorf aussteigen und entlang des Bahndamms sowie des Naturerlebnispfads wandern. Es gibt noch weitere Angebote für Aktive: ob eigenes Rad oder geliehen, auf dem Mulde-Elbe-Radweg, der 45 Kilometer von Strehla durch Oschatz nach Trebsen führt, lässt sich die Natur bestens genießen.

Wichtige Fakten auf einen Blick

Oschatz verfügt über 10 Ortsteile in denen über 14.000 Einwohner leben. Die Kreisstadt liegt an der Bahnstrecke Leipzig-Dresden. Mit dem Auto lässt sich Oschatz gut über die A14 Abfahrt Mutzschen (20 km), Abfahrt Leisnig (12 km) und die Bundesstraße 6 erreichen.

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Ihr Ansprechpartner

Andreas Schmidt

Leiter Öffentlichkeitsarbeit/PR

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Tel. +49 341 7104-310
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