Da Rochlitz keine Kriegsschäden erlitt, ist die ursprüngliche Struktur der kleinen Stadt bis heute erhalten und wird von spätmittelalterlichen Sakralbauwerken, Renaissancehäusern und restaurierten Bürgerhäusern geprägt. Aufgrund der geografischen Lage, eingebettet im Tal der Burgen zwischen den Städten Leipzig, Dresden und Chemnitz, bildet Rochlitz das Zentrum im ländlichen Raum und besitzt ein einzigartiges Flair. Daher ist es nahezu unmöglich, sich nicht in die schöne Stadt im Muldental zu verlieben.
Über 1.000 Jahre Stadtgeschichte
Bereits im siebten Jahrhundert hatten sich die Slawen im Muldental angesiedelt. Erstmalig wurde die „burgward rochelinzi“ 995 urkundlich erwähnt. Im zwölften Jahrhundert erhielt die Stadt durch die Bildung des Marktes unter dem Wettiner, Graf Dedo von Rochlitz-Groitzsch, das Stadtrecht. Zum Schutz wurden die Muldenbrücke, die Stadtmauer und die Tore emporgezogen. Seit 1364 prägen Stadtmauer und Turm das Wappen der Stadt. Im 19. Jahrhundert entstanden das Rathaus in seiner heutigen Form, ein Aussichtsturm auf dem Rochlitzer Berg sowie das Bergrestaurant „Waldschlösschen“. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Rochlitz weiter durch die Erschließung neuer Wohn- und Industriegebiete. In der bislang industriearmen Stadt siedelten sich neue Betriebe der Elektrotechnik und der Hydraulik an. Doch die Wende ging auch an Rochlitz nicht spurlos vorüber, denn zahlreiche Betriebe mussten ihre Pforten wieder schließen. Rochlitz veränderte sich mit der Kreisgebietsreform und wirbt seit 1997 damit die „kleinste Große Kreisstadt“ in Sachsen zu sein. Seit 2005 wurde mit der Eröffnung des Porphyrlehrpfades auf dem Rochlitzer Berg vermehrt in Bildung und Tourismus investiert, was 2006 durch die Aufnahme des Rochlitzer Berges mit seinem Porphyrtuff-Vorkommen in die Liste „Nationales Geotop“ belohnt wurde.
Das Schloss im Zentrum der Stadtgeschichte
Das überregional bekannte Schloss ist das Aushängeschild von Rochlitz, denn hier kann man über tausend Jahre Geschichte hautnah erleben. Die mittelalterliche Schlossanlage hatte ihre Blütezeit im 14. und 15. Jahrhundert. Stolz thront sie über der Zwickauer Mulde, malerisch auf einem schmalen, steil abfallenden Felssporn des Rochlitzer Berges errichtet. Geheimnisvoll und auch ein wenig düster ragen die beiden mächtigen, 50 Meter hohen Türme, genannt „Jupen“, empor. Das Schloss hat sich ursprünglich aus einer Befestigungsanlage entwickelt und wurde 995 erstmals als Reichsburg urkundlich erwähnt. Seine ruhmreiche und wechselvolle Historie ist eng mit der sächsischen Landesgeschichte verbunden. Im 12. Jahrhundert war es im Besitz der Wettiner, die die Entwicklung prägten. Das Schloss diente als Mittelpunkt eines größeren Reichsgutkomplexes und empfing deshalb hohe Gäste. So sind auch Aufenthalte von Kurfürsten, Königen und sogar Kaisern datiert. Die Anlage wurde während seiner über tausendjährigen Baugeschichte immer wieder an die Zeit angepasst. Heute hat das Schloss Rochlitz eine wachsende Verpflichtung, da es sich dank seiner vielfältigen Veranstaltungen zu einem Ort des pulsierenden Lebens und der Kultur entwickelt hat.
Zusätzlich gibt es auch andere sehenswerte Bauwerke in der Stadt. Geprägt ist das Zentrum vom Herzstück des städtischen Lebens, dem großzügig angelegten Marktplatz, einst einer der größten Europas. Er wird von gemütlichen Restaurants und individuellen Geschäften umsäumt und ist Heimstätte für kulturelle und sportliche Höhepunkte. Repräsentativ ist ebenso das sanierte Rathaus, das in seiner heutigen Fassung 1828 errichtet wurde. Ein weiteres Muss für Besucher sind die älteste Kirche der Stadt, die Urpfarrei St. Petrikirche, die 1186 erstmals erwähnt wurde und die spätgotische Hallenkirche St. Kunigundenkirche mit ihrem prachtvoll gestalteten Flügelaltar. Am Ende einer Reise durch die Geschichte kann man am Topfmarkt, einer idyllischen Oase, den Alltag hinter sich lassen.
Historische Zeugnisse werden zu kulturellen Höhepunkten
Bei den Erkundungstouren im Schloss Rochlitz wird Geschichte zum Leben erweckt. Eine Attraktion ist die Schwarzküche mit einem riesigen Herd und einem funktionstüchtigen Schornstein, die auch für Veranstaltungen wie z.B. "Kochen wie im Mittelalter" gemietet werden kann. Mit einer VR-Brille ist es sogar möglich, einen Raum in verschiedenen Epochen zu betrachten. Sehenswert sind auch die beiden gewaltigen Schlosstürme, in denen sich noch heute Verliese und Folterkammern befinden. Wer sich für Industriegeschichte interessiert, kommt bei der Ausstellung VEB Stern-Radio Rochlitz in der Bahnhofstraße auf seine Kosten. Mit großem Aufwand und viel Liebe zum Detail haben ehemalige Mitarbeiter des VEB Stern-Radio Rochlitz und Mitglieder des Rochlitzer Geschichtsvereins eine Ausstellung zu 70 Jahre Industriegeschichte geschaffen. Die Ausstellung kann an jedem ersten Sonnabend im Monat von 13.00 - 17.00 Uhr besichtigt werden.
Eindrucksvolle Persönlichkeiten wirken für Rochlitz
Viele bedeutende Persönlichkeiten prägten das Profil der Stadt, darunter der Wettiner Graf Dedo, der zwischen 1156-1190 die Stadt Rochlitz mitbegründete. 1504 wurde Johannes Mathesius geboren. Der Lehrer und Pfarrer war Wegbegleiter und erster Biograf Luthers und veröffentlichte auch die eigens mitgeschriebenen Tischreden des Reformators. Ihm zu Ehren wurde das Denkmal an der St. Kunigundenkirche in Rochlitz errichtet. Als weitere bedeutsame Persönlichkeit dieser Zeit - und gleichzeitig eine der wirkmächtigsten Frauen der Reformation - gilt die Herzogin Elisabeth von Rochlitz. Die ursprünglich aus Hessen stammende Adlige war Erbprinzessin von Sachsen und verwaltete als Witwe ihren Sitz auf Schloss Rochlitz eigenständig. 1537 leitete sie die Reformation hier ein und kämpfte für die lutherische Lehre, während ihr Schwiegervater Herzog Georg der Bärtige noch starr am Katholizismus festhielt. Der Historiker und Germanist Prof. Dr. William Clemens Pfau war für die Stadt von großer Bedeutung. Für seine Heimatforschungen und die Gründung des Rochlitzer Geschichtsvereines wurde ihm die Ehrenbürgerschaft von Rochlitz verliehen. Ein berühmter Bürger der Stadt war auch der Ornithologe und Tierfotograf Rudolf Zimmermann (1878-1943), der 1922 den Verein sächsischer Ornithologen ins Leben rief und mehrere hundert wissenschaftliche Dokumentationen veröffentlichte. Überregionale Bedeutung galt auch Hans Theo Richter, Maler und Grafiker, der eine Professur an der Hochschule für bildende Künste in Dresden antrat. Seine Werke gehören zum Kern der Dresdner Kunst des 20. Jahrhunderts. Auch heute kommen berühmte Persönlichkeiten aus der Stadt des roten Porphyrs, darunter der mehrfache Weltmeister im Kugelstoßen, David Schorl.
Natur pur im Umland von Rochlitz
Auch das Umland mit seinen sanften Hügeln, reizvollen Flusstälern und geologisch faszinierenden Besonderheiten hat schöne Ausflugsziele zu bieten. Denn Rochlitz ist nicht nur eine wichtige Station auf dem 2015 eröffneten Lutherweg in Sachsen, sondern auch Teil des Mulderadwegs und somit attraktiv für alle Rad- und Wanderbegeisterten. Eine Besonderheit ist der 353 Meter über dem Meeresspiegel liegende Rochlitzer Berg. Die höchste Landmarke zwischen der Leipziger Tieflandsbucht und dem Erzgebirge bietet mit seinem Aussichtsturm, dem Porphyrlehrpfad, einer Geotour und seinem Waldspielplatz den Besuchern viele Möglichkeiten. Sein Ursprung liegt ca. 290 Millionen Jahre zurück, als eruptierte Vulkanerde mit ihren ausgestoßenen Glutaschen die Entstehungsgeschichte des Berges bestimmte. Durch Verkieselung entstand der in seiner Farbe und Ausprägung einzigartige Rochlitzer Porphyrtuff. Dieses in Europa einmalige rote Vulkangestein wird bis heute als Baumaterial verwendet. Der Porphyr wurde besonders beim Bau von Schlössern, Burgen und Kirchen verwendet. Er war auch Baumaterial für das Alte Rathaus in Leipzig, das Grassimuseum sowie für die 2016 erbaute katholische Propsteikirche St. Trinitatis. Aufgrund seines Porphyr-Vorkommens gehört der Rochlitzer Berg zu den bedeutendsten Geotopen Deutschlands. Der Porphyrlehrpfad vermittelt Wissen über die Entstehungsgeschichte, die Abbaumethoden des Porphyrtuffs, bedeutende Bauwerke sowie das Leben und die Arbeit der seit hunderten von Jahren beheimateten Steinmetze. Auf dem Gipfel des Rochlitzer Berges befindet sich zudem ein Wahrzeichen der Stadt, der 27 Meter hohe, aus heimischem Porphyrtuff erbaute Aussichtsturm. Der Friedrich-August-Turm bietet einen umfassenden Rundblick zum Kamm des Erzgebirges und bis zum Leipziger Völkerschlachtdenkmal. Zu entdecken gibt es außerdem die Rochlitzer Muldenbrücke, die in einer Rekordzeit von sieben Monaten erbaut wurde und an der der Zweite Weltkrieg in Rochlitz geendet hat, oder auch die Rochlitzer Hängebrücke, die Bestandteil des überregionalen Mulderadweges ist.
Veranstaltungen laden ganzjährig nach Rochlitz ein
Neben den vielen Attraktionen werden in Rochlitz auch vielfältige Veranstaltungen geboten, die jährlich wiederkehren. Zu diesen zählen die historisch geprägten Fürstentage, das Hexenfeuer, der Händlerherbst, das Burgfest, die Oldtimerrallye, die Performance zum Stein sowie die Rochlitzer Schlossweihnacht. Von April bis November gibt es zudem immer am ersten Samstag im Monat den Rochlitzer Regionalmarkt auf dem Marktplatz.
Zahlen und Fakten über Rochlitz auf einen Blick
Rochlitz hat rund 6.000 Einwohner und gliedert sich in die Kernstadt sowie sechs weitere Ortsteile. Die Bevölkerungsdichte beträgt 251 Einwohner je km². Die Stadt im Landkreis Mittelsachsen ist verkehrsgünstig über die Autobahn A 72 angebunden. Außerdem ermöglichen die Bundesstraßen B 175, B 107 und B 7 eine gute Erreichbarkeit aus allen Richtungen. Rochlitz liegt 165,4 Meter über dem Meeresspiegel und hat eine Fläche von 23,06 km². Die Postleitzahl von Rochlitz ist 09306 und die Telefon-Vorwahl 03737.