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Torgau – Stadt der Reformation und der Renaissance

Torgau - Schloss Hartenfels, Seitenansicht des Schlosses vom Rosengarten aus mit seinem grünen Rasen, grünen Büschen und Bäumen © Andreas Schmidt© Andreas Schmidt
Torgau - Schloss Hartenfels © Andreas Schmidt

Torgau kann auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken. Die Stadt an der Elbe war über viele Jahre Residenz der sächsischen Kurfürsten und hat mit Schloss Hartenfels ein beeindruckendes Zeugnis sächsischer Renaissancekunst vorzuweisen. Während man Wittenberg als „Mutter der Reformation“ bezeichnet, hat sich für Torgau der Beiname „Amme der Reformation“ durchgesetzt.

Über 60 Mal weilte Martin Luther in der Stadt und führte unter anderem von Torgau aus die Reformation ein. Damit hat die Stadt sich den Titel Reformationsstadt redlich verdient. Internationale Berühmtheit erlangte Torgau, als sich am 25. April 1945 russische und amerikanische Soldaten an der Elbe trafen und sich freundschaftlich die Hand reichten. Mit diesem symbolischen „Handschlag von Torgau“ schloss sich – für die Weltöffentlichkeit sichtbar – die Lücke zwischen der deutschen Ost- und Westfront und das Ende des Zweiten Weltkrieges rückte in greifbare Nähe.

Torgaus wechselhafte Geschichte

Torgau wurde im Jahr 973 erstmals erwähnt, damals noch unter dem Namen „Torgov“, abgeleitet aus dem altslawischen Wort für Marktort. Wichtige Fernhandelsstraßen kreuzten hier und über eine Furt ließ sich die Elbe überqueren. Das erste Mal als Stadt bezeichnet wurde Torgau 1267. Einen Aufschwung in vielerlei Hinsicht erhielt die Stadt durch die „Leipziger Teilung“ im Jahr 1485. Die ernestinische Linie der Wettiner machte Torgau zu ihrer Residenzstadt und Schloss Hartenfels zur Hauptresidenz der ernestinischen Kurfürsten. Torgau war zur Zeit der Reformation politisches Zentrum der ernestischen Linie und ist heute die wichtigste Lutherstätte in Sachsen. Aus diesem Grund ist Torgau Station am Lutherweg Sachsen, einem Rundwanderweg, der auf über 550 Kilometern 27 Orte in Sachsen verbindet, die mit der Reformation in Verbindung stehen.

In Folge des Schmalkaldischen Krieges von 1546 bis 1547 und der Wittenberger Kapitulation kam neben anderen Gebieten auch Torgau vom ernestinischen zum albertinischen Sachsen. Schloss Hartenfels war fortan nur noch Nebenresidenz, verlor jedoch nie die symbolische Bedeutung für die reformatorische Bewegung.

Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte ließ die Stadt 1811 zu einer Festung ausbauen. Die Festung Torgau ist die einzige in Teilen erhaltene Großfestung in Sachsen. Nach dem Wiener Kongress 1815 verschoben sich die sächsischen Grenzen und Torgau gehörte fortan zu Preußen. Seit 1990 gehört Torgau wieder zu Sachsen.

Ein Schloss wie aus einem Märchen

Schloss Hartenfels ist das einzige in Deutschland erhaltene Schloss der Frührenaissance und schon allein deshalb einen Besuch wert. Der Schlossbau wurde im 15. Jahrhundert von Konrad Pflüger begonnen und im 16. Jahrhundert fortgeführt. Der älteste Flügel befindet sich direkt neben dem Rosengarten. Der Große Wendelstein ist eine besondere Sehenswürdigkeit des Schlosses und eine architektonische Meisterleistung. Die Treppe führt ohne inneren Stützpfeiler nach oben und ist noch heute sehr beeindruckend. Im Lapidarium, den eindrucksvollen Schlossgewölben, kann die Kunst der Steinmetze des 16. Jahrhunderts an den Originalen bewundert werden.

Interessante Ausstellungen im Albrechtsbau präsentieren anhand ausgewählter Exponate der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die Bedeutung Torgaus als Residenz der sächsischen Kurfürsten im 16. und 17. Jahrhundert. Vom Hausmannsturm kann man den Blick über die Schlossanlage und die Dächer der Altstadt bis weit in die umliegenden Heidegebiete schweifen lassen. Schloss Hartenfels war Austragungsort glänzender Feste, Landtage, Hochzeiten und schon seit Kurfürst Johann Friedrich ein bedeutender Ort der Musikpflege. Im April 1627 erlebten zahlreiche Hochzeitsgäste die Uraufführung der ersten deutschsprachigen Oper „Daphne“ von Heinrich Schütz. Auch heute finden hier noch Konzerte und Veranstaltungen aller Art statt.

Einen besonderen Stellenwert hat die Torgauer Schlosskapelle, denn hier weihte Martin Luther die Kapelle als den ersten evangelischen Kirchenneubau der Welt. Ihre Architektur zeigt noch heute die neuen Grundzüge der protestantischen Kirchenlehre. Weiterhin wurde das Schloss als Filmkulisse für das DEFA-Märchen „Dornröschen“ im Sommer 1970 genutzt. Heute lädt das prachtvolle Bauwerk Besucher zu einem Bummel durch die Geschichte ein.

Spuren der Reformation in der ganzen Stadt

Überall in Torgau findet man die Spuren der Reformation und damit auch von Martin Luther und seiner Frau Katharina von Bora. Katharina starb 1552 in der Stadt. In ihrem Sterbehaus, der heutigen Katharina-Luther-Stube, befindet sich das einzige Museum der Welt, das ausschließlich der „Lutherin“ gewidmet ist. Einen Spaziergang der anderen Art durch Torgau kann man mit einer App oder einem Audioguide erleben. Dabei kann man sich von Katharina von Bora die Stadt zeigen lassen und sich Wissenswertes rund um das Thema Reformation aneignen. Wer sich für die Stadtgeschichte interessiert, kann auch einen Stadtbummel mit spannenden Informationen rund um Torgau auf dem Torgauer Museumspfad verbinden. Er verknüpft sieben authentische Baudenkmale, die alle fußläufig gut zu erreichen sind und die dem Besucher mit kleinen Ausstellungen interessantes Hintergrundwissen zu Architektur und Stadt vermitteln.

Eine Station ist das Stadt- und Kulturgeschichtliche Museum in der ehemaligen Kurfürstlichen Kanzlei. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist allein schon wegen seiner Architektur einen Besuch wert. Hier kann man heute in die Torgauer Stadtgeschichte eintauchen und wechselnde Sonderausstellungen erleben. Weiterhin zeigt das Bürgermeister-Ringenhain-Haus mit der Engelstube, bemalten Kassettendecken und originalen Türen eindrucksvolle Zeugnisse der Wohnkultur reicher Torgauer Bürger. Es sucht in seiner Gesamtheit, der hervorragenden Qualität der Ausstattung und Ausmalung seinesgleichen in Deutschland. Weitere Stationen auf dem Torgauer Museumspfad sind das Georg Spalatin-Priesterhaus, die Katharina-Luther-Stube, das Braumuseum, das Handwerkerhaus am Beckerwall und das Lapidarium im Schloss.

In der Stadtkirche St. Marien, einer spätgotischen Hallenkirche, sind bedeutende Kunstwerke zu sehen. Die heutige Hallenkirche wurde wahrscheinlich nach 1380 beginnend mit dem Chor errichtet. Die Altartafel „Die vierzehn Nothelfer“ ist ein Frühwerk Lucas Cranachs des Älteren, die Grabplatte der Herzogin Sophie von Mecklenburg wurde in der Nürnberger Vischer-Werkstatt geschaffen. In der Nähe der Stadtkirche, im früheren Pfarrhaus, haben Luther, Melanchthon, Jonas und Bugenhagen die Torgauer Artikel als Grundlage der Augsburger Glaubenskonfession zum Abschluss gebracht. In diesem geschichtsträchtigen Gebäude hat das evangelische Jugendbildungsprojekt Wintergrüne mit der Ausstellung „Wurzeln und Flügel“ sein Domizil.

Eine Sehenswürdigkeit der ganz anderen Art ist das älteste Spielwarengeschäft Deutschlands. Das 1685 gegründete Familienunternehmen findet man in der Bäckerstraße. Die Altstadt lädt mit vielen kleinen Geschäften zum entspannten Bummeln ein. Zweimal die Woche können Gäste und Einheimische bei den Markttagen frische und regionale Produkte erwerben.

Persönlichkeiten der Stadt

Mit Torgau verbindet man viele bekannte Namen. Der Maler und Freund von Martin Luther, Lucas Cranach der Ältere, wirkte bei der Gestaltung des Schlosses und der Schlosskirche mit und weilte deshalb längere Zeit in Torgau. Auch bekannte Theologen wie Philipp Melanchthon oder Justus Jonas der Ältere machten schon Halt in der Elbestadt.

Ein Veranstaltungskalender voller Höhepunkte

Nicht nur der Adel feierte auf Schloss Hartenfels rauschende Feste, auch heute noch finden das ganze Jahr über abwechslungsreiche Veranstaltungen in Torgau statt. Der Elbe-Day im April erinnert an die Begegnung der amerikanischen und sowjetischen Truppen an der Elbe. Neben einem offiziellen Gedenkakt kann man Live-Musik am Elbufer und kulturelle Veranstaltungen in der Innenstadt erleben. Im Juli musizieren und proben Studierende internationaler Hochschulen und junge Sänger im Rahmen der Internationalen Sächsischen Sängerakademie Schloss Hartenfels Torgau unter der Anleitung namhafter Dozenten in der historischen Altstadt. Die täglichen Konzerte und kostenlose Mittagsmusik sind ein Genuss. Im Sommer finden zudem verschiedene Open-Air Musikveranstaltungen statt. Am ersten Oktoberwochenende erinnert das Stadtfest „Torgau leuchtet“ mit Lichtkunst, Konzerten, Markttreiben und Museumsnacht an die Einweihung der Torgauer Schlosskapelle als ersten protestantischen Kirchenbau durch Martin Luther. Ein besonderes Ambiente bietet der Torgauer Märchenweihnachtsmarkt vor der Kulisse des prächtigen Renaissancerathauses.

Stadt und Land erkunden

Die Dahlener und die Dübener Heide vor den Toren Torgaus laden zu ausgiebigen Spaziergängen und Wanderungen ein. Das Bildungszentrum für Natur und Umwelt „Naturschutzzentrum Biberhof Torgau“ befindet sich am Rande des Naturschutzgebietes Großer Teich. Die permanente Ausstellung im Bildungszentrum gibt einen Überblick über die heimische Tierwelt, Nistkästen, Nisthilfen und alles rund um das Thema naturnaher Garten. Der Teich dient der Fischzucht, dem Naturschutz, der Naherholung und dem Hochwasserschutz. Unweit des Teichs befindet sich ein Campingplatz mit zahlreichen Freizeitmöglichkeiten.

Etwas außerhalb von Torgau befindet sich das sächsische Hauptgestüt Graditz. Gegründet im Jahr 1686, ist Graditz eine der ältesten sächsischen Pferdezuchtstätten. Seine barocke Gestütsanlage, in der u. a. Deutsches Reitpferd und Englisches Vollblut gezüchtet werden und ein kleines Museum zur Gestütsgeschichte können besichtigt werden. Zum Radfahren bietet sich zudem auch der Elberadweg an, der von der Elbequelle bis zur Mündung in die Nordsee reicht. Mühlen verschiedenster Bauarten können in der Mühlenregion Nordsachsen besucht werden. Die Entdeckungstour kann man von Torgau aus starten.

Wichtige Fakten auf einen Blick

In Torgau leben rund 21.000 Menschen in acht Ortsteilen. Die Stadt liegt an den Bundesstraßen B 87 Leipzig-Torgau-Frankfurt (Oder), B 182 Lutherstadt Wittenberg-Torgau-Riesa, B 183 Bad Düben-Torgau-Elsterwerda und ist über diese gut zu erreichen. Mit der Bahn bzw. der S-Bahn erreicht man Torgau nach knapp 50 Minuten Fahrtzeit von Leipzig aus. Torgau ist durch seinen Elbehafen an das europäische Binnenwasserstraßennetz angeschlossen. Außerdem liegt es am internationalen Elberadweg von Prag nach Cuxhaven.

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Ihr Ansprechpartner

Andreas Schmidt

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Tel. +49 341 7104-310
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