Fünf Fragen an Simona
Dein Leipzig und gutes Essen?
„Ich liebe das Essen im Pekar in Lindenau, das vegane Bistro Deli in Connewitz sowie das fine dining Kuultivo in Schleußig.“
Dein Leipzig und Fahrrad?
„Ich wohne in Connewitz, also fahre ich gern durch den Auwald und zum Cossi. Ich bin sogar fast jeden Tag vor der Arbeit unterwegs, ich liebe das.“
Dein Leipzig und Kultur?
„Leipzig ist für mich super divers. In Connewitz ist es einfach – da kann ich überall hin: Conne Island oder UT Connewitz. Dort gibt es manchmal Punkkonzerte. Ich liebe auch heiter bis wolkig in Plagwitz. Ich mag elektronische Musik, wenn also irgendwo draußen eine kleine Party ist, bin ich gleich mit dabei.“
Dein Leipzig und Architektur?
„Ich liebe die Streetart in Connewitz. Es ist cool, dass die Gebäude hier ihre eigene Sprache sprechen. Das gefällt mir in Leipzig am besten - die Sprache der Straße.“
Und natürlich kann man es sich nicht entgehen lassen, die Kaffeespezialistin nach ihrem Lieblingskaffeegetränk zu fragen:
„Am meisten mag ich die filters und chilled filters – das ist kein cold brew. Einfach ein gefilterter frischer Kaffee, der schnell abkühlt, wodurch das einzigartige Aroma bleibt. Im Sommer ist es super erfrischend. Vor allem wenn kein Sauerstoff reinkommt, bleiben Geschmack und Farbe erhalten.“
Spezialitätenkaffee - schon mal gehört?
Mit Kaffee hat Simona vor 10 Jahren angefangen. Während sie ein Jahr lang in Holland studierte, entdeckte sie dort den Spezialitätenkaffee, den sogenannten specialty coffee. „Specialty coffee sind Kaffeebohnen, die praktisch vom Beginn des Anbaus bis zum Ende der Verarbeitung unter Kontrolle stehen. Den Kaffee kann man in Arabica und Robusta einteilen – specialty betrifft meistens Arabica und ist durchaus als wertvoller zu betrachten. Es handelt sich um einen komplexeren, leichteren und fruchtigeren Geschmack. Mit Arabica ist es wie mit Wein oder Whisky – er hat sehr viele Töne. Robusta ist wiederum stärker und erdiger. Es ist eine schwere Kaffeesorte, die mehr Koffein beinhaltet“, sagt Simona und trinkt dabei ihren beliebten chilled filter.
Specialty coffee hat einen klaren Geschmack: Manche Sorten schmecken nach Mango oder Erdbeeren, andere nach Schokolade. Und lässt sich eine solche Unterscheidung des Geschmacks erlernen? „Du musst es üben. Es gibt zwar unterschiedliche Zertifikate, wir haben auch die Specialty Coffee Association, die sehr gute Kurse garantiert und anbietet, aber fast alle guten Röster, die ich kenne, machen es einfach so, indem sie interessante Dinge essen. Du musst aufgeschlossen sein für neue Geschmacksrichtungen. Wenn du eine Nuss oder eine Mandarine isst, ist es gut, dabei daran zu denken, was gegessen wird und wie es schmeckt – so trainierst du am besten.“
Leipzig - wo ist dein specialty?
Genug Theorie – das schafft Simona mit links. Ihre Leipziger Neuanfänge waren aber mal ganz anders: sie war überrascht, ja schockiert, wie wenig specialty coffee in Leipzig bekannt ist: „In Brünn, das 300 Tausend Einwohner hat, hat man so viele Cafés, dass du dich nicht entscheiden kannst, in welches du heute gehst. Da sind die besten tschechischen Baristas. Geschweige denn Prag. Liberec – eine wunderbare Rösterei. Ostrava, Polen – Mann! Ein gutes Café neben einem anderen – die Leute arbeiten nur mit specialty.“
Und dann kam sie nach Deutschland, nach Leipzig mit 600 Tausend Einwohnern. „Ich habe mir gesagt - ich suche mir einfach etwas aus.“ Aber so leicht war das nicht. Eine Zeitlang hat sich Simona die Mühe gegeben, die Kaffeehausbesitzer zu überreden, mit specialty coffee anzufangen, aber sie haben nur damit argumentiert, dass die Leute hier dafür nicht bereit sind und es würde ihnen nicht schmecken. „Es ist nämlich gar nicht so einfach – wenn du specialty machen willst, musst du dafür Rezepte haben, Waagen – Gramme und Sekunden spielen hier eine große Rolle. Sowie die Frische, Filtration, Wasser und Kaffeemühlen.“
Nach erfolgloser Suche in der Leipziger Kaffeeszene hatte Simona eines Tages einfach genug und kaufte sich als Trost eine sehr gute Espresso-Maschine. Am Anfang hat sie den Kaffee zu Hause in Connewitz für ihre Nachbarn gemacht, bis ihre Küche irgendwann zu knapp für die 19 Leute wurde. Sie hat sich entschlossen, nach ihrem eigenen Lokal zu suchen. Rein zufällig hat sie ein Schaufenster in der Philipp-Rosenthal-Str. gefunden und plötzlich war es für sie klar. „Am Anfang haben alle darüber gelacht, weil die Location einfach crazy ist“ (vor dem Café steht eine Tafel, die Simona für alle Patienten der unweit gelegenen Hautklinik geschaffen hat, die auf dem Weg zum Arzt an ihrem Café vorbeilaufen – mit großen Buchstaben schrieb sie HAUTLIKLINIK 300 m drauf, weil das das Einzige war, das man hier je gesucht hat).
Inzwischen finden Kaffeeliebhaber den Weg zu 7 Shots selbst. Aber ein solcher Ort war Absicht – für ihren Kaffee braucht Simona nämlich Zeit. „Ich serviere Kaffee nur dann, wenn er gut zubereitet ist. Einen schlechten Kaffee gebe ich nicht raus – das ist unser Konzept. Wenn es nicht nach Rezept läuft, dann entschuldigen wir uns, bitten den Gast um weitere drei Minuten Wartezeit und machen einen Neuen.“
Ein Mélange aus Dänemark und Tschechien
7 Shots Coffee arbeitet mit einer dänischen Rösterei zusammen. Aus Dänemark kommt auch Simonas netter Kollege Peter. Er ist eines Tages einfach reingegangen und nach einer kurzen Plauderei war klar, dass er sofort anfangen könne zu arbeiten. Es reichten drei Schlüsselworte (Peter kannte die Rösterei und die Espresso-Maschine) und er konnte an der Bar seinen eigenen Shot hervorzaubern. An seinen geschickten Barista-Bewegungen hat Simona gleich erkannt, dass es sich um einen Profi handelt und noch am selben Tag hat Peter den Job bekommen. Seitdem ziehen die Beiden am gleichen Strang und die Gäste fallen ihnen mit der Tür (und den Fenstern) ins Haus.
Alle Wege führen nach Leipzig
Wenn ihr euch zwischen einem Auto und einer Espresso-Maschine entscheiden solltet, was würdet ihr nehmen? Für Simona Keilová, Inhaberin des Leipziger Cafés 7 Shots Coffee, war diese Entscheidung vor ein paar Jahren keine Qual der Wahl. Eines Tages hat sie ihr jahrelang gespartes Geld für eine Espresso-Maschine ausgegeben, die jetzt in dem kleinen Lokal in der Philipp-Rosenthal-Str. 7 zusammen mit Simona herrscht. Aber first things first – einen Schluck Kaffee und schön der Reihe nach.
In Leipzig ist Simona vor 5 Jahren gelandet – sie folgte ihrem Mann, der als Wissenschaftler arbeitet. Davor haben sie in den USA gelebt und sobald klar wurde, dass seine Forschung in Leipzig weitergeht, war die Vorstellung auch für Simona nicht allzu schwer: „Leipzig fand ich auch dadurch interessant, dass ich zwar nicht wusste, wie die Kaffeequalität hier sein wird, aber ich spreche ja Deutsch. Ich habe in Prag auf einem deutschen Gymnasium gelernt und danach eine Weile Germanistik studiert. So erschien mir Deutschland als ein guter Kompromiss.“