Werkstattgespräche zur Zeit/Geschichte: Stilles Vergessen. Reaktionen auf rassistische Gewalt am Beispiel von Cottbus-Sachsendorf 1992

Volksfest

Vortrag und Gespräch mit Linda Maily Pham (Studentin am Historischen Seminar der Universität Leipzig)
In Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität Leipzig
Eintritt frei

Zu Beginn der 1990er Jahre stiegen rassistisch motivierte Angriffe in Deutschland deutlich an. Der Mord an Amadeu Antonio in Eberswalde (1990) sowie rechte Pogrome in Hoyerswerda (1991) und Rostock-Lichtenhagen (1992) prägen die bundesdeutsche Erinnerung. In zahlreichen Städten griffen Radikale gezielt Geflüchtetenunterkünfte oder Unterkünfte ehemaliger Vertragsarbeitender an. Auch in Cottbus-Sachsendorf versammelten sich im August 1992 etwa 200 Menschen, um die Geflüchtetenunterkunft zu stürmen.

In ihrer Staatsexamensarbeit untersucht Linda Maily Pham die politischen und gesellschaftlichen Reaktionen auf die rechten Angriffe in Cottbus-Sachsendorf vom 29. bis 31. August 1992. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Frage, wie lokale Politik und Zivilgesellschaft auf die Ausschreitungen reagierten und wie diese Resonanz die gesellschaftliche Wahrnehmung und Erinnerung prägten. Als Quellen analysierte Linda Maily Pham Lokalzeitungen sowie Protokolle der Stadtverordnetenversammlungen der Stadt Cottbus aus dem Jahr 1992.

Im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig zeigt Pham, dass die rassistisch motivierten Gewalttaten von Politikerinnen und Politikern häufig als individuelles, entpolitisiertes jugendliches Fehlverhalten interpretiert wurden. Betroffene der Gewalt fanden in der Berichterstattung und in politischen Reden kaum Erwähnung. Bis heute lassen sich Kontinuitäten rechter Strukturen in Cottbus erkennen, beispielsweise in der Bewegung „Zukunft Heimat“. Trotz des anhaltenden Defizits in der Erinnerungskultur der Stadt treten seit mehr als 30 Jahren aber auch zivilgesellschaftliche Initiativen in Cottbus und Brandenburg der extremen Rechten entgegen.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Werkstattgespräche zur Zeit/Geschichte“. Regelmäßig stellen Studierende und Absolventinnen beziehungsweise Absolventen des Historischen Seminars der Universität Leipzig ihre Forschungsprojekte außerhalb des akademischen Raums zur Diskussion. Besucherinnen und Besuchern eröffnet die Reihe neue Perspektiven auf die universitäre Forschung und lädt zum Mitdiskutieren ein.

Linda Maily Pham wurde in Cottbus geboren und studiert aktuell Gymnasiallehramt für die Fächer Geschichte, Biologie und Deutsch als Zweitsprache an der Universität Leipzig.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Historischen Seminar der Universität Leipzig.

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