Wilhelm Wundt gilt als Begründer der modernen Psychologie und prägte auch Linguistik, Anthropologie, Kulturwissenschaften und Philosophie. Seine wissenschaftliche Autorität wurde bereits zu Lebzeiten anerkannt – u. a. durch dreifache Nobelpreisnominierung. Bis heute findet er Erwähnung in psychologischen Lehrbüchern. Der Vortrag beleuchtet Wundts Einfluss auf die akademische Psychologie: von der Institutsgründung 1879 über seine methodischen, experimentellen und kulturpsychologischen Arbeiten bis hin zu seiner Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Zwar wird heute (obwohl es dazu durchaus Anlass gäbe) selten direkt auf seine wissenschaftlichen Arbeiten Bezug genommen, doch die Grundlogik seiner Forschungsansätze wirkt bis heute fort.
Vortrag von Prof. Dr. Eric Schröger, Eintritt frei.
Begleitprogramm zur Ausstellung in der Bibliotheca Albertina „Sinnliche und übersinnliche Welt.“ Wilhelm Wundt und die Psychologie in Leipzig:
In den Jahrzehnten vor Beginn des Ersten Weltkriegs besaß die Universität Leipzig Weltgeltung. Zu den führenden Wissenschaftlern der Leipziger Alma mater gehörte Wilhelm Wundt (1832–1920). Vor 150 Jahren, zum 1. Oktober 1875, wurde er als ordentlicher Professor für Philosophie an die Universität Leipzig berufen, an der er bis zu seiner Emeritierung 1917 forschte und lehrte. Die Ausstellung »Sinnliche und übersinnliche Welt« widmet sich der Wirksamkeit Wundts in Leipzig. Seine mehr als 40 Jahre dauernde Tätigkeit als Hochschullehrer in Leipzig fiel in eine Phase des scheinbar ungebremsten Wachstums von Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft. In dieser Zeit des Aufschwungs konnten sich neue Fächer wie die Psychologie an den deutschen Universitäten etablieren.
Auf die Herausbildung der Psychologie als anerkannte Wissenschaft wirkte Wilhelm Wundt als Forscher und als Lehrer wie wenige andere. An dem von ihm gegründeten experimentalpsychologischen Institut, das erste seiner Art weltweit, versammelte er Nachwuchswissenschaftler, die hier entscheidende Impulse für ihre eigenen Forschungen erhielten. Für Jahrzehnte wirkten diese Wundt-Schüler prägend auf die Psychologie in Deutschland und darüber hinaus. Neben der Psychologie wirkte Wundt auf die Entwicklung weiterer Wissenschaftsfächer, insbesondere auf Ethnologie, Geschichte, Soziologie und Sprachwissenschaft. Mit seiner monumentalen, zehnbändigen Völkerpsychologie, erschienen 1900–1920, legte er ein Schlüsselwerk für die historisch arbeitenden Kulturwissenschaften vor.
Terminübersicht
In der Nähe