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„Willkommen in Leipzig“ Podcast Folge 6 – Mendelssohn-Haus: Empathie & Musik

Mit dem Gewandhaus zu Leipzig hat sich die Musik in Leipzig noch längst nicht ausgespielt. Die zweite Station auf der Leipziger Notenspur führt uns in dieser Folge von „Willkommen in Leipzig – Der Podcast für deine Leipzig-Reise“ in das Mendelssohn-Haus. Damit steht diese Podcastfolge ganz im Zeichen des Musikers und Künstlers Felix Mendelssohn Bartholdy. Ihm zu Ehren wurde ein ganzes Museum gewidmet, das von außen ganz unscheinbar wirkt doch im Inneren eine Menge zum Entdecken verbirgt!

Im Effektorium selbst dirigieren

Die Treppe runter ins Erdgeschoss führt uns in den 2014 neu entstanden Bereich des Museums. Dieser Bereich wurde hinzugefügt, damit die Gäste tatsächlich Musik erleben können. In der ersten Etage befindet sich das kontemplative, etwas ruhig gehaltene Museum. Hier soll es lebhafter zugehen. Hier darf man sich in der Bibliothek mit den IPads beschäftigen, die Werke von Mendelssohn und Fanny anhören und miteinander vergleichen und das sogenannte Effektorium erleben. Das Effektorium ist ein wunderbares Instrument, um Kindern sehr viel über ein Orchester aber auch über einen Chor beizubringen. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene nehmen diese Informationen dankbar auf. Dieser Raum wurde geschaffen, um Mendelssohn als Dirigent darzustellen und den Besuchern klarzumachen, wie schwer es ist, ein Dirigent zu sein und was ein Dirigent alles können muss. In dem weiß beleuchteten Raum sind 13 Lautsprecher verteilt. Der große Bildschirm enthält einen Computer und stellt das Dirigierpult dar. Die Säulen verkörpern die 13 Instrumentengruppen eines Orchesters. Mit dem Taktstock in der Hand wirst du selbst zum Dirigenten. Du kannst zwei Orchesterwerke und zwei Chorwerke dirigieren.

Diese großartige Funktion ist ein perfektes Beispiel dafür, dass ein Museum nicht nur eine Sammlung zeitgenössischer Gegenstände und Infotafeln sein muss. Im Mendelssohn-Haus kannst du selbst aktiv werden und Musik hautnah erleben!

Berühmte Kompositionen

Gegenüber befindet sich das Arbeitszimmer, in dem Mendelssohn komponiert hat. Der helle Raum ist in der Farbe Gelb gestaltet, denn gelb inspiriert. Hier hat Mendelssohn tatsächlich sehr viel Musik geschrieben, die uns heute wohl bekannt ist. Viele seiner Klavierwerke und Lieder hat seine Frau Cécile im Musiksalon des Hauses uraufgeführt. In diesem Gemach ist das Oratorium Elias entstanden. Mendelssohn hat hier unter dem Eindruck des Todes seiner Schwester Fanny das Opus 80 geschrieben - ein wunderschönes Streichquartett. Auch sehr bekannt ist seine Opus 66, das zweite Klaviertrio das Mendelssohn geschaffen hat.

Mendelssohns ältere Schwester Fanny

Mendelssohns ältere Schwester Fanny hat ebenfalls musiziert und wurde gemeinsam mit ihrem Bruder musikalisch erzogen. Es hat sich schnell herauskristallisiert, dass die beiden wirklich genial waren. Ihre anderen beiden Geschwister waren zwar auch gute Musiker, aber Rebecca sagte einst: „Wenn meine beiden älteren Geschwister Fanny und Felix auf musikalischem Gebiet nicht so genial gewesen wären, hätte ich in meiner Familie als sehr gute Musikerin gegolten.“ Das zeigt, dass Fanny und Felix bei ihren Konzerten jeden in den Schatten gestellt haben. Sie haben beide unheimlich gern musiziert, beide haben Johann Sebastian Bach geliebt, beide haben sehr tiefes musikalisches Verständnis gehabt. Fanny war eine fantastische Pianistin. Das hört man ganz klar auch in ihren Kompositionen. Immer wenn sie für das Klavier komponiert hat, ist die Musik unheimlich verziert und schwer zu spielen.

2017 wurde im Mendelssohn-Haus ein neuer Musikbereich eröffnet, der sich Fanny widmet. Dieser Bereich ist ihrer Berliner Wohnung nachempfunden und gibt einen kleinen Einblick in den Musiksalon aus Berlin. Hier kannst du einen wunderschönen Film ansehen, in dem erklärt wird, wie die Sonntagskonzerte bei den Mendelssohns entstanden sind – eine Tradition der Familie, die Mendelssohn mit nach Leipzig gebracht hat. In diesem Bereich erfährt man viel über Fanny und ihre musikalischen Ideen, über das was sie gefühlt hat und das was sie erreichen wollte. Der Bereich ist sehr anschaulich und rührend gestaltet.

Das private Zimmer von Cécile strahlt in Mintgrün. In ihrem Salon hat sie möglicherweise Freundinnen zum Tee empfangen und ihre Nadelarbeiten erledigt. In dem hellen Raum konnte man gut Handarbeiten verrichten. Auch den Ofenschirm zur Abdeckung des Ofenrohrs hat Cécile selbst gestickt.

Kunterbunte Gemächer

Auch der nächste Raum ist original erhalten. Was man heute so ehrfürchtig durchschreitet, war zur damaligen Zeit eine ganz gewöhnliche bürgerliche Wohnung. Jeder Raum im Mendelssohn-Haus ist in einer Farbe gestaltet. Das ehemalige Speisezimmer ist in einem kühlen blau gehalten. Das Farbkonzept geht auf die Farbenlehre nach Johann Wolfgang von Goethe zurück. Seine Lehre besagt, dass Speise- und Empfangszimmer in kühlen Tönen gehalten werden sollen, damit man sich dort nicht so lange aufhält und man rausgetrieben wird, um den wichtigen Dingen im Leben zu fronen.

Die Vitrinen im Mendelssohn-Haus dürfen und vor allem sollen angefasst werden. In den Schubladen befinden sich ganz viele Informationen über Mendelssohn, sein Leben, Leipzig als Musikstadt, die Entwicklung von Leipzig zur großen Musikstadt in Europa aber auch ganz menschliche Dinge, denn Mendelssohn war nicht nur Komponist, sondern hat auch unheimlich gern gegessen und getrunken. Deshalb findet man in den Schubladen außerdem zahlreiche Rezepte. Die Rezepte stammen aus seinen Briefen. Es handelt sich bei allen Gerichten um Speisen, die er auf seinen Reisen kennengelernt hat und die ihm sehr geschmeckt haben. Du kannst die Rezepte gerne mit nach Hause nehmen und nachkochen.

Mit Audioguides kann man sich in Englisch, Französisch und Japanisch durch das Haus führen lassen. Für alle deutschsprachigen Besucher führen zahlreiche Lesetafeln durch die Gemächer der Mendelssohn Familie.

Die nächste Tür führt uns in die Kinderzimmer der Familie. Sie sind in die Farben grün und gelb getaucht. Die Familie Mendelssohn hat das Haus zu neunt bewohnt. Felix Mendelssohn Bartholdy lebte hier mit seiner Frau Cécile. Die beiden hatten fünf Kinder – Carl Wolfgang Paul, Marie, Paul, Felix und Lili. Außerdem zählten ihre beiden Dienstboten mit zur Familie. Sie haben in den kleinen Stichfluren jeweils das mittlere Zimmer bewohnt - Kammerdiener Johann auf der einen und das Hofmädchen auf der anderen Seite. In den Kinderzimmern findet man heute einen historischen Flügel, der zwar sehr schwer zu stimmen aber immer noch spielbar ist. Wenn der Flügel gespielt wird, hört man die tatsächlichen Klänge des 19. Jahrhunderts, die ganz anders klingen als die klar definierten Klänge der heutigen Zeit. Der Flügel ertönt in einem ganz besonderen Klangbild. Er ist zwar erst ein Jahr nach Mendelssohns Tod 1848 entstanden, hat aber dieselbe Mechanik der Zeit, die Mendelssohn miterlebt und durch seine Kompositionen mitgeprägt hat.

Auch in den Kinderzimmern befinden sich Vitrinen - diesmal gefüllt mit Informationen über die Familie - sowohl die Familie, aus der Felix Mendelssohn Bartholdy stammt: mit dem Philosophen Moses Mendelssohn an der Spitze, und der darauffolgenden Generation seiner Eltern Abraham und Lea mit ihren vier Kindern Fanny, Felix, Rebecca und Paul - als auch Informationen zu der Familie, die Mendelssohn selbst gegründet hat mit seiner Frau und seinen Kindern.

Matinéekonzert im Musiksalon

Hereinspaziert in das Mendelssohn-Haus. Mit 700 Quadratmetern ist das Haus genauso groß wie das Deckengemälde im Gewandhaus zu Leipzig. Unsere Tour durch das Haus beginnt im Musiksalon in der oberen Etage. Dieser Raum bildet den zentralen Ort des Museums. Hier spielt wortwörtlich die Musik! Jeden Sonntag um 11 Uhr findet hier ein Matinéekonzert statt. Einen kleinen Vorgeschmack auf die bezaubernde Musik hörst du im Podcast. Das Duo Joséphine Olech an der Flöte und Marianne Salmona am Klavier gibt uns eine Hörprobe der wundervollen Atmosphäre im Musiksalon.

Das Werk ist zwar nicht von Felix Mendelssohn Bartholdy selbst, aber das muss es auch gar nicht. Das Mendelssohn-Haus bietet Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt eine Bühne. Den aktuellen Spielplan findest du hier.

Insider-Tipp gefällig? Am besten stattest du dem Mendelssohn-Haus sonntags einen Besuch ab. Dann kannst du nicht nur die originale Einrichtung des Musiksalons bestaunen, sondern bei dem Matinéekonzert hautnah nachempfinden, wie es sich für die Familie Mendelssohn angefühlt haben muss hier ihre Gäste zu empfangen, Musik zu hören, Gespräche zu belauschen und die Leute in ihren Roben zu beobachten. Diese einzigartige Atmosphäre ist etwas ganz Besonderes und strahlt genau das Flair aus, welches das Haus ausmacht.

Christiane Schmidt ist zuständig für die Organisation der Veranstaltungen rund um das Mendelssohn-Haus und begleitet uns weiter durch das Gebäude.

Im Musiksalon haben die Mendelssohns damals mit vielen Freunden musiziert. Felix Mendelssohn saß meistens am Flügel und hat improvisiert. Vielleicht hat ein Gast ein Quartett mitgebracht, das man hier gemeinsam aufführte. Auf diese Weise kam man gesellig zusammen, hat Musik gehört und über Musik gesprochen. Den herrlichen original erhaltenen Rahmen von lindgrünen Wänden und wunderschöner Malerei kannst du heute selbst bestaunen.

Das Mendelssohn-Haus

Das frühere Wohnhaus der Familie Mendelssohn liegt gar nicht weit entfernt von der Leipziger Innenstadt. Zu Fuß ist man in nur wenigen Minuten vor Ort.

Um das Mendelssohn-Haus mit all seinen Details zu besichtigen, solltest du dir mindestens zweiStunden Zeit nehmen. Mehr ist immer besser! Auch für die jüngeren Gäste bietet das Museum jede Menge zu entdecken. Kinder können zum Beispiel in ein zeitgenössisches Gewand schlüpfen. Jeden ersten Sonntagim Monat können die kleinen Besucher während des Matinéekonzerts in der Remise unten im Haus zur Kinderbetreuung abgegeben werden. Dort wird ihnen ein buntes Programm angeboten. Sie können die Dirigierschule besuchen, mehr über Rhythmen und Takte lernen oder ganz einfach Bilder ausmalen, wenn ihnen die Musik nichts taugt.

Anne Brocke, Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft zur Förderung des Mendelssohn-Hauses Leipzig e.V., führt uns heute durch die Wohnstädte Mendelssohns. Die Aufgabe des Vereins besteht darin, das musikalische und kulturelle Erbe von Felix Mendelssohn Bartholdy den Menschen nahe zu bringen sowie das Haus als letzte übrig gebliebene Wohnstätte von Felix Mendelssohn Bartholdy zu bewahren und den Menschen zu zeigen.

Inspirationsquelle Johann Sebastian Bach

Johann Sebastian Bach war eine sehr große Inspirationsquelle für Felix Mendelssohn Bartholdy. Schon als Kind hat Mendelssohn eine Menge von Bach gehört, viele Eindrücke von seiner Person bekommen und auch selbst Werke von ihm gespielt. Mit Bach in seinem Herzen führte sein Weg Mendelssohn nach Leipzig – eine Stadt in der Bach bis dahin kein Name war. Zwar wurde die Musik von Johann Sebastian Bach hier gespielt aber von wem die Werke stammten, die zum Beispiel in der Thomaskirche aufgeführt wurden, war eher nebensächlich.

In seiner neuen Position als Gewandhauskapellmeister hat Mendelssohn Bach an die Tagesordnung gebracht. Er hat ihn zum Namen gemacht. Er hat einen Plan entworfen, in dem die Werke Bachs zum entsprechenden Zeitpunkt des Jahres wieder ins Konzert gebracht wurden. So hat Mendelssohn den Menschen die Musik wieder ins Gedächtnis gebracht.

Wenn man heute durch die Straßen von Leipzig läuft, begegnet man Johann Sebastian Bach an jeder Ecke. Jetzt weißt du, dass das vor allem das Werk von Mendelssohn ist. Ohne Mendelssohn würde es heute auch das Bach-Museum nicht geben, was wir in den nächsten Folgen besuchen werden.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Mit 26 Jahren kam Felix Mendelssohn Bartholdy 1835 von Berlin nach Leipzig um als Nachfolger des entlassenen Christian August Pohlenz die Stelle als Gewandhauskapellmeister anzutreten. In 12 Jahren hat er das Gewandhausorchester zu einem Orchester der Oberklasse ausgebaut.

Mendelssohn hat die Musikstadt Leipzig nachhaltig geprägt. Er war nicht nur eng mit dem Gewandhaus zu Leipzig verbunden, sondern hat auch die Stadt als Ganzes beeinflusst. Seine Arbeit im Gewandhaus bildet den Ursprung seiner Verbindung zu Leipzig. In seiner Position als Gewandhauskapellmeister setzte er sich im Gegensatz zu anderen großen Musikern vor und nach seiner Zeit sehr für die Belange seiner Musiker ein und galt damit als einzigartig. Mendelssohn gründete in Leipzig das erste deutsche Konservatorium der Musik – die heutige Hochschule für Musik und Theater Leipzig – die im damaligen Gewandhaus eingegliedert war. So konnte er seine eigenen Musiker heranziehen.

Mendelssohn hat von Leipzig aus zahlreiche Reisen unternommen. Von seinen Reisen nach Italien, Frankreich, England und in die Schweiz hat er viele Eindrücke und Erfahrungen nach Leipzig gebracht. Durch die hohe Attraktivität seiner Person und seiner Weltgewandtheit zog es sehr viele Menschen, vor allem das Bildungsbürgertum nach Leipzig. Mendelssohn war wie ein Magnet für die Menschen! Rasch entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum zahlreicher Neuerungen. Die Stadt Leipzig hat Mendelssohn sehr geehrt. Er wurde nicht nur zum Ehrenbürger ernannt, sondern erhielt außerdem den Ehren-Doktortitel der Philosophie von der Universität Leipzig.

Mendelssohns Persönlichkeit war genial und vielfältig. Er war nicht nur ein Genius in Sachen Musik, sondern auch Künstler, Maler, begabt in der Literatur und in den Sprachen. Man kann schon fast sagen, Mendelssohn war ein Allround-Genie.

Genauso war auch seine Art zu arbeiten. Mendelssohn hat nie aufgehört zu denken. Er hat sich nie mit etwas zufriedengegeben. Nur auf diese Art konnte er so vieles schaffen, wofür er von anderen so hoch angesehen wurde. Er hat sich nie auf seinen Erfolgen ausgeruht!

In der nächsten Podcastfolge bewegen wir uns weiter auf den Spuren der Musik ins Bach-Museum. Abonnier „Willkommen in Leipzig – Der Podcast für deine Leipzig-Reise“ auf SpotifyApple PodcastGoogle Podcast und Deezer, um keine Folge mehr zu verpassen. Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: „Willkommen in Leipzig“.

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