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Hohburg – Geoportal Museum Steinarbeiterhaus

Museum Steinarbeiterhaus Hohburg, zu sehen ist eine Außenansicht des Museums, davor stehen Besucher © Andreas Schmidt© Andreas Schmidt
Museum Steinarbeiterhaus Hohburg © Andreas Schmidt

Tiefe Abgründe, verwitterte Felswände, ohrenbetäubender Lärm und jede Menge Staub – für viele Bewohner im Wurzener Land war das lange Zeit Alltag. Denn diese Gegend erwarb sich ihren Bekanntheitsgrad vor allem durch die vielen Steinbrüche, die für Lohn und Brot seiner Anwohner sorgten. Aus jahrelanger Tradition ist eine noch heute bestehende Industrie entstanden, die den vor allem für den Straßenbau gut geeigneten Stein bricht und weiterverarbeitet.

Die ehemaligen Steinbrüche in den Hohburger Bergen  sind sowohl Heimat für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, landschaftliche Attraktionen für Spaziergänger, aber auch Erinnerung an bewegte Geschichte. Im Geopark Porphyrland erinnern das Geoportal Museum Steinarbeiterhaus und das Naturschutzgebiet Kleiner Berg in Hohburg an die harte Arbeit der Steinarbeiter und die damit verwurzelte Geschichte.

Hohburg – ein geschichtsträchtiger Ort

Umgeben von den Hohburger Bergen, auch Hohburger Schweiz genannt, liegt der kleine Ort Hohburg rund acht Kilometer nordöstlich von Wurzen und blickt auf eine langjährige Geschichte zurück. Seine Ersterwähnung erfolgte zwar erst im Jahr 1185, doch die Besiedlungsgeschichte des Ortes reicht bis in die Altsteinzeit zurück. Seit der Ersterwähnung tauchten immer wieder unterschiedliche Schreibweisen auf. Während zwischen 1198 und 1495 noch von Hoberg, Hoberc und Hobergk zu lesen ist, war ab 1539 der Name Hoburg gebräuchlich. Seit 1791 existiert die heutige Schreibweise.  Im Jahr 1993 schlossen sich die Dörfer der drei Gemeinden Hohburg, Großzschepa und Lüptitz zur Gemeinde Hohburg zusammen. Von 1994 bis 2008 gehörte sie zum Muldentalkreis und wurde am 1. Januar 2012 mit ihren Ortsteilen in die Gemeinde Lossatal eingegliedert. Diese gehört zum Landkreis Leipzig und verdankt ihren Namen dem Bach Lossa, der anmutig durch das Gemeindegebiet in Richtung Mulde fließt. Der von einem prächtigen Baumbestand umgebene Bach und die angrenzenden Berge verleihen dem Ort seinen idyllischen Charme. Doch Hohburg überzeugt nicht nur aufgrund seiner beeindruckenden Landschaft. Auch die gut ausgebaute Infrastruktur, soziale und kulturelle Einrichtungen sowie die zahlreichen aktiven Vereine und das Geoportal locken immer wieder Touristen und auch neue Bewohner an.

Die Hohburger Schweiz und der Kleine Berg

Die Quarzporphyr-Erhebungen der Hohburger Schweiz ragen markant aus der umgebenden Ebene des Leipziger Tieflands heraus. Dabei ist der Löbenberg mit 240 Metern die höchste Erhebung in der Region, gefolgt vom Gaudlitzberg, Burzelberg und Galgenberg. Südlich von Hohburg befindet sich mit einer Erhebung von 205 Metern der sogenannte Kleine Berg. Dieses, vor allem bei Wanderern beliebte Ausflugsziel, ist Rückzugsgebiet für gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie die Mopsfledermaus, das Große Mausohr und den Siebenschläfer. 1976 wurde die Region zum Naturschutzgebiet „Kleiner Berg Hohburg“ ernannt und zählt somit zum Landschaftsschutzgebiet Hohburger Berge. Der Kleine Berg ist nicht zuletzt auch wegen seiner geowissenschaftlich bedeutsamen Wind- und Gletscherschliffe schützenswert, die zu den Nationalen Geotopen zählen. Basierend auf diesen Schliffen entwickelten die sächsischen Geologen Carl Friedrich Naumann und Bernhard von Cotta um das Jahr 1844 ihre Theorie der pleistozänen Inlandvereisung. Heute befindet sich am Fuße des Kleinen Berges der Kaolinsee. Dieser See ist ein ehemaliger Tagebau mit einer Wasserfläche von zehn Hektar. Der Tagebau wurde ab 1965 rekultiviert und geflutet. Inzwischen ist das von der Natur wieder eroberte Areal ein Naherholungsgebiet und der bis zu 30 Meter tiefe Kaolinsee ein beliebtes Angelgewässer.

Archäologische Entdeckungen

Wie archäologische Funde belegen, wurden vom 3. Jahrhundert vor unserer Zeit bis zum Ausgang des Mittelalters auf der Hohburger Flur nacheinander fünf Burgen erbaut. Die La-ténezeitliche Wallanlage auf dem Burzelberg gehört zu den ältesten Steinarchitekturen Sachsens. Von den einstigen Befestigungsanlagen ist nur der Redschin als Erdhügel noch deutlich sichtbar. Unterhalb des Gipfels des Kleinen Berges sind bis heute Überreste einer slawischen Burganlage aus dem 9. Jahrhundert erhalten geblieben. Archäologische Grabungen in den Jahren 1979 bis 1981 wiesen erstmals nach, dass es sich bei dem insgesamt 2 Hektar großen Areal um das urkundlich erwähnte, jedoch lange gesuchte Königsgut Hohburg handelt. Demnach befand sich auf dem Berggipfel die Reichsburg und am Fuße des Berges lag der Wirtschaftshof. Die Anlage war ein typisches fränkisches Castrum. Auch die Besiedlung der Innenfläche von etwa 5.000 qm wurde durch das Auffinden von Haus-, Keller- und Zisternengruben belegt. Die Entdeckung war eine bedeutende Erkenntnis zum Verständnis des Geschichtsablaufs vom 10. bis zum 12. Jahrhundert. Auch in der weiteren Umgebung von Hohburg befinden sich bedeutende urgeschichtliche Plätze. Dazu gehören die Reste der Wehranlage Kirchberg, die Reste einer spätmittelalterlichen Wasserburg in der Auenniederung des Lossatals sowie die Reste einer germanischen Großburg auf dem Burzelberg aus dem 5. Jahrhundert.

Kaolintagebau und Steinbruch im Umbruch

Von 1901 bis 1965 wurde bei Hohburg Kaolin abgebaut. Das Kaolin entstand vor ca. 60 Millionen Jahren im Tertiär durch die chemische Verwitterung von Quarzporphyr. Die weiße Tonerde dient als Grundstoff zur Herstellung von Porzellan, wird aber auch für die Produktion von Papier, Farbe, Lack, Gummi oder Kunststoff genutzt. Heute ist der ehemalige Tagebau mit seiner großen Wasserfläche, den Liegewiesen und Wanderwegen ein beliebtes Ausflugsziel. Auch Skifahren ist hier möglich, denn der 1990 gegründete Hohburger Sportverein bietet seinen Mitgliedern unter anderem Wintersport an. Zudem dienen die ehemaligen Steinbrüche seit 1920 als Klettergebiet. Derzeit kann an über 250 Routen an den bis zu 40 Meter hohen Wänden geklettert werden. Besonderer Höhepunkt: der ehemalige Steinbruch Gaudlitzberg verwandelt sich seit 1998 jedes Jahr zum Bergfilmfestival in ein riesiges Open-Air Kino. In der beeindruckenden Naturkulisse werden bei Fackelschein Filme zum Klettern in den Bergen, Extremsport und Expeditionen gezeigt. Zudem werden Wettkämpfe im Klettern ausgetragen und geführte Touren angeboten. Vor Ort besteht die Möglichkeit, im Zelt zu übernachten.

Geschichte hautnah erleben im Museum Steinarbeiterhaus

Ein lebendiges Denkmal der Steinindustrie ist das Museum Steinarbeiterhaus in Hohburg. Hier steht neben der Entwicklungsgeschichte der Steinindustrie, auch das alltägliche Leben der Steinarbeiter im Mittelpunkt. Für diesen Zweck wurde ein neben der Kirche stehendes Fachwerkhaus mühevoll restauriert und nutzbar gemacht. Das aus dem Jahr 1802 stammende Anwesen blieb dabei in seiner Bausubstanz im Wesentlichen unverändert. Den Stein ins Rollen brachten engagierte Heimatfreunde, die das Museum 1985 eröffneten. Geleitet wird es heute von Matthias Müller, Sohn des damaligen Hauptinitiators Manfred Müller, der 2015 zum Ehrenbürger von Lossatal ernannt wurde.

Das Museum gilt bundesweit als einer der wenigen Orte, an dem nicht nur die Geschichte der Steinindustrie bewahrt wird, sondern auch die Lebensweise der Steinarbeiter erlebbar gemacht wird. So werden die Besucher im Erdgeschoss in die Zeit um 1910 versetzt und erhalten Einblick in die typischen Wohnverhältnisse einer Steinarbeiterfamilie. Die Hinterflurküche, die elterliche Schlafkammer und die Stube mit Interieur aus der damaligen Zeit, wirken so authentisch, dass man meinen könnte, es würde tatsächlich noch eine Steinarbeiterfamilie im Haus leben. Ein noch funktionsfähiger Backofen, das Kellergewölbe und der Stall zeugen von der Wirtschaftsweise und der Eigenversorgung jener Zeit. Auf der oberen Etage wird die Härte der Steinarbeit verdeutlicht. Schwere Hämmer, Bohrer, Brechstangen und weiteres Handwerkzeug spiegeln die Arbeitsweise der Steinarbeiter wider. Neben den Exponaten finden sich Abbildungen und Fotografien, die die einsetzende Mechanisierung dokumentieren. Auf dieser Etage befindet sich ein weiterer Ausstellungsraum, der einer Steinbruchkantine nachempfunden wurde. Hier werden halbjährlich wechselnde Sonderausstellungen gezeigt. Beliebt sind vor allem die Adventsausstellungen. Außerdem bietet die Kantine einen gemütlichen Rahmen für Kaffeetafeln oder Vesper für Gruppen von bis zu 35 Personen. Besonders beliebt ist das Dachgeschoss. Entstanden aus einer Sonderausstellung befindet sich hier ein Tante-Emma-Laden, der ganzjährig neugierige Besucher anlockt.

Die Technikschau im Außenbereich zeigt die schrittweise Einführung der Mechanisierung in der Steinindustrie. Bei einer Führung kann man unter anderem eine Steinbrechanlage mit Siebtrommel in Funktion erleben. Im idyllisch angelegten Obstgarten finden in den Sommermonaten Folk-, Dixieland- und Country-Konzerte statt. Führungen werden sowohl durch das Museum, als auch zu den Steinbrüchen in den Hohburger Bergen oder zu weiteren Sehenswürdigkeiten im Wurzener Land angeboten.

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Ihr Ansprechpartner

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