Recherchetexte

Delitzsch – bekannt durch Schokolade und Schwedische Trompetensignale

Barockschloss Delitzsch, zu sehen ist eine schöne Außenansicht des Schlosses bei strahlend blauem Himmel und umgeben von blühenden Wiesen und Bäumen © Stadtverwaltung Delitzsch/ Christian Maurer© Stadtverwaltung Delitzsch/ Christian Maurer
Barockschloss Delitzsch © Stadtverwaltung Delitzsch/ Christian Maurer

Die Stadt Delitzsch blieb im Dreißigjährigen Krieg verschont, da sie der Überlieferung nach durch Schwedische Reitersignale gerettet wurde. Als sich 1932 plötzlich eine Abteilung der kaiserlichen Infanterie vor den Toren Delitzschs postierte und von den Bürgern forderte, ihnen ihre Stadt zu überlassen, befahl ein Offizier einer schwedischen Kavallerie, die gerade in Delitzsch auf Durchreise waren, einen seiner Trompeter auf den Stadtturm zu steigen und die „Schwedischen Reitersignale“ so laut er könne zu blasen.

Dieser folgte dem Befehl und so erklungen die Signale weit über die Stadtmauern hinaus. Den kaiserlichen Truppen waren die Reitersignale von der Schlacht bei Breitenfeld wohl bekannt. In der Annahme, die Stadt wäre von den Schweden besetzt, zogen die Truppen in Richtung Lützen ab. So blieb Delitzsch von der Plünderung verschont.

Die Sage erlebt man auch heute noch in Delitzsch, jedoch in einer gemischten Form. Denn in einer weiteren Sage aus dem Jahr 1937, behütete ein Türmer die Stadt Delitzsch, der eine Tochter hatte. Diese war recht einsam. Sie bat eines Tages ihren Vater, ihr das Trompeteblasen beizubringen, damit sie sich die Langeweile vertreiben könnte. Eines Tages sollte sie ihren Vater als Wächterin vertreten. Da sie am Ausguck in die Runde spähte, bemerkte sie in der Ferne eine Staubwolke, die sich auf die Stadt zuwälzte. Als sie bald genug Reiter unterschied, ahnte sie Unheil für die Stadt und gebot die Bürger durch ein warnendes Signal auf die Wälle. In Waffen erwarteten sie die Feinde zu blutigem Empfang. Als die schwedischen Reiter die Bürger zur Verteidigung bereitfanden und keine Beute zu holen war, wendeten sie eilends um und stoben davon.

Die Sage der Türmerstochter, die die Schwedensignale spielte, wird heute zu besonderen Anlässen und Festen von einer Darstellerin als Türmerstochter wiederbelebt.

Errichtet auf einem Hügel

Delitzsch wurde das erste Mal 1166 urkundlich mit dem Namen „delce“ erwähnt. Das slawische Wort steht für Hügel und ist darauf zurückzuführen, dass die erste Burganlage auf einem Hügel stand. Im Jahr 1291 wird Delitzsch das erste Mal als Stadt bezeichnet. 1392 entstanden das Hospital „Zum Heiligen Geist“ mit der Kapelle St. Fabian und Sebastian, von 1394 bis 1396 wurden die Stadtmauer sowie der Hallesche und der Breite Turm gebaut. Dem folgten bald der Umbau des Bürgerhauses zum Rathaus (1401) und der Bau der Stadtkirche St. Peter & Paul im Zentrum Delitzschs (ab 1404). Die Hospitalkirche St. Georg entstand 1516. Zwei Jahre später wurde der Grundstein für die Marienkirche gelegt. Nach der Teilung des Kurfürstentums Sachsen gehörte Delitzsch zum Herzogtum Sachsen-Merseburg.

Von 1728 bis 1810 war Delitzsch Standort der Kursächsischen Armee. Nach dem Wiener Kongress 1815 musste Sachsen Teile seines Gebietes abgeben und gehörte fortan zu Preußen. Erst durch die Verwaltungsreform 1952 wurde Delitzsch eine Stadt im Bezirk Leipzig und ab 1990 wieder ein Teil von Sachsen. Mit der Erfindung der Dampfmaschine und der fortschreitenden Industrialisierung kamen Neuheiten wie die Eisenbahn (1859: Eisenbahnlinie Berlin-Leipzig), Gasbeleuchtung (1865) oder die öffentliche Trinkwasserversorgung (1902-1904) in die Stadt.

Ein Bummel durch die Zeit

Wie wäre es mit einem Spaziergang durch die Altstadt mit dem Marktplatz, dem Rathaus und der Stadtkirche? Hier kann man noch mittelalterliche Architektur entdecken, so zum Beispiel die kleinen Gassen und engen Straßen mit den alten Häusern, wie das Stadtschreiberhaus oder das Bürgermeisterhaus mit den prachtvollen Eingangsportalen. Auch die Wehranlage, die die Altstadt umschließt, ist ein Teil der Stadtgeschichte. Nicht zuletzt die Stadtkirche mit der „Ölberggruppe“, die vom Leipziger Meister Hans 1408 gefertigt wurde und sich an der südöstlichen Fassade der Kirche befindet, ist reizvoll. Ein sehenswertes Schauspiel ereignet sich jeden Mittag um 12 Uhr: direkt über der Kirchenuhr der evangelischen Stadtkirche St. Peter und Paul befinden sich zwei kleine Figuren, die Adam und Eva darstellen. Zu jedem Glockenschlag versucht Eva, Adam zu einem Biss in den Apfel zu verleiten.

Ein Muss für jeden Delitzsch-Besucher ist das Barockschloss, das im 17. Jahrhundert ursprünglich als Damenschloss errichtet wurde. Hier kann man einen Blick in die fürstlichen Gemächer oder in die Schlossküche wagen. Nach dem Aufstieg auf den 50 Meter hohen Aussichtsturm wird man mit einem schönen Blick über Delitzsch belohnt. Neben zahlreichen Veranstaltungen kann man sich in romantischem Ambiente das Ja-Wort geben. Ein entspannter Bummel durch die Zeit führt Besucher in den barocken Garten direkt am Schloss, der 1692 im französischen Stil angelegt wurde. Entspannung bietet auch der Stadtpark in Delitzsch. Mit seinen weiten Rasenflächen und Brunnen lädt er genauso zum Verweilen ein, wie der Rosengarten, der im Sommer mit seiner Blütenpracht die Besucher verzaubert. Sehenswert ist ebenfalls der 1878 parkähnlich angelegte Städtische Friedhof.

Für Musikliebhaber bietet Delitzsch zwei besondere Orgelschätze. In der Stadtkirche St. Peter und Paul befindet sich die Rühlmann-Orgel. Das von Wilhelm Rühlmann aus Zörbig bei Bitterfeld im Jahr 1889 erbaute Instrument besitzt 70 Pfeiffen und wurde in neugotischem Design gefertigt. In der Katholischen Kirche St. Marien können Orgelfreunde die Weimbs-Orgel aus dem Jahr 2013 bestaunen, die sich durch ihre moderne, farbliche Gestaltung von ihren historischen Pendants unterscheidet. Näher Informationen zu beiden Orgeln kann man im Rahmen spezieller Touren zum Thema „Faszination Orgel“ erfahren.

Bedeutende Persönlichkeiten

Leipzig ist als Buchstadt bekannt und doch war es ein Delitzscher, der das erste Buch Sachsens in einer Leipziger Werkstatt druckte. Marcus Brandis wurde 1455 in Delitzsch geboren. Durch seine Hand entstand am 28. September 1481 Giovanni Nannis „Glosa Apocalipsim“ und somit das erste Buch in Sachsen. Eine weitere bekannte Delitzscher Persönlichkeit ist Christian Gottfried Ehrenberg. Der Naturforscher, der mit Alexander von Humboldt auf Reisen ging, wurde am 19. April 1795 in Delitzsch geboren.

Eine Firma, die heute noch ihren Sitz in Delitzsch hat, wurde 1817 durch den Kauf der Apotheke „Zum weißen Adler“ begründet. Es war Carl Christian Freyberg, der aus dieser Apotheke am Markt die Firma „Delicia“ machte und bereits 1888 industriell Tierarznei-, Ratten- und Mäusebekämpfungsmittel sowie Pflanzenschutzmittel herstellte. Die Delitzscher Albert Böhme und sein Schwager Karl Hommel begannen 1895 mit der Produktion von Süßwaren und gründeten einen Familienbetrieb. An genau der gleichen Stelle findet man heute noch die bekannte Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH.

Wenn sich Genuss mit Geschichte verbindet…

… dann ist man in Delitzsch. Ein Markt-Erlebnis der anderen Art bietet die Stadt immer am ersten Mai-Wochenende. Wenn sich der Markt mit Ständen der mehr als 100 Spezialitätenhändler, Kunsthandwerker, Direktvermarkter und Gärtnereien füllt, ist Frühlings- und Genussmarkt in Delitzsch. Bei einem Bummel über den Markt erlebt der Besucher ein besonderes Geschmackserlebnis mit Köstlichkeiten aus ganz Europa. Und auch zum Jahresabschluss – genauer am zweiten Adventswochenende – hat die nordsächsische Stadt etwas Besonderes zu bieten. Dann glänzt der Markt im besonderen Schein, und Händler bieten neben den Leckereien auf dem „Französischen Gourmetmarkt" auch Einzelstücke aus Keramik, Holz und Korbweide an.

Einen Genuss der anderen Art erlebt der Gast der Stadt bei einer Führung. Egal ob bei einem Rundgang am Tag, bei dem man Orte mit historischer Bedeutung entdeckt, oder bei Nacht, wenn man die „dunklen Ecken“ der Stadt findet und die Geschichten über Hexen, Folter und Kerker jeden erschaudern lässt. Die Wehranlage mit ihren Türmen bieten eine weitere interessante Entdeckungstour und einen einzigartigen Anblick von Delitzsch. Hierbei erfährt man nicht nur, wie die mittelalterliche Anlage funktionierte, sondern auch etwas über die Abwehr der Feinde im Dreißigjährigen Krieg. Über Heilstätten, Kräuter und Apotheken weiß die Kräuterfrau Barbara viel zu berichten. Sie informiert die Gäste über die Geschichte der Medizin, des Moorbades und der historischen Heilstätte der Stadt.

Einmal im Jahr lebt das Mittelalter auf

Neben den Märkten im Frühjahr und im Advent ist das Peter & Paul-Fest ein weiterer Höhepunkt in Delitzsch. Am Peter und Paul-Tag wurden im Mittelalter von den Delitzschern die Ablässe zum Erlass der Sünden gekauft. Seit der Reformation gibt es die Ablässe zwar nicht mehr, jedoch wird der 29. Juni heute noch gefeiert. Am Wochenende nach dem 29. Juni lebt das Mittelalter mit all den Sagen um die Stadt wieder auf. Gefeiert wird mit einem Festumzug, der die Geschichte vom Bau der Burg Delitzsch im 10. Jahrhundert über den ersten Jahrmarkt im Jahre 1400 und dem Dreißigjährigen Krieg bis zu Hermann Schulze-Delitzsch und der Stadt von heute zeigt. Dazu entsteht hinter dem Schloss ein Feldlager mit verschiedenen historischen Truppen.

Umland – etwas für jeden Geschmack

In der näheren Umgebung von Delitzsch findet man zahlreiche Radwege zu verschiedenen Themen. Die „Kohle-Dampf-Licht“-Radroute führt über 120 Kilometern vorbei an Tagebau-Großgeräten, Seen und weiteren Zeitzeugen der Kohlegewinnung und Kohleverarbeitung. Außerdem kann man von Delitzsch aus auf dem „Schlossweg“, als Anschlussroute an den Mulderadweg, bis nach Hohenprießnitz die Natur genießen.

Wem es lieber ist, auf Schusters Rappen die Region zu erkunden, der hat auch dafür verschiedene Möglichkeiten. Auf dem Weg rund um den Grabschützer See erlebt der Wanderer die schöne Natur. An den Stationen, die den Lehrpfad begleiten, erfährt man viel über die Bildung der Kohle, deren Abbau und das Entstehen neuer Landschaften. Die Strecke ist sieben Kilometer lang und durch ihre geringe Steigung auch für ungeübte Wanderer und Spaziergänger geeignet. Etwas geschichtlicher wird es, wenn man sich für den Lutherweg in Sachsen entscheidet. Der Rundwanderweg verbindet auf 27 Stationen Orte, die mit der Reformation in Verbindung stehen. Der Lutherweg führt zwar nicht direkt durch Delitzsch, ist aber mit dem Bus oder der Bahn gut zu erreichen. So kann man zum Beispiel von Eilenburg in Richtung Bad Düben über Löbnitz oder in die entgegengesetzte Richtung nach Leipzig wandern.

Wichtige Fakten auf einen Blick

Delitzsch ist eine der fünf Großen Kreisstädte im Landkreis Nordsachsen. Zur Stadt gehören 12 Ortsteile, in denen rund 25.500 Einwohner leben. Der Flughafen Halle/Leipzig ist nur etwa 15 Minuten entfernt. Die Stadt liegt im Wirtschaftsdreieck mit Leipzig und Halle/Saale und ist angebunden an das Autobahn- und Schienennetz in Richtung München, Berlin und Dresden.

Hinweise zur Nutzung

Der Recherchetext steht für redaktionelle Zwecke honorarfrei zur Verfügung und kann bei Bedarf ohne Rücksprache gekürzt und bearbeitet werden. Nach Veröffentlichung bitten wir um Zusendung eines Belegexemplars oder Links an presse@ltm-leipzig.de.

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Ihr Ansprechpartner

Andreas Schmidt

Leiter Öffentlichkeitsarbeit/PR

Augustusplatz 9, 04109 Leipzig
Tel. +49 341 7104-310
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