Leipziger Komponisten
Johann Sebastian Bach
Stadtmusikdirektor und Thomaskantor von Leipzig
Bach wirkte von 1723 bis zu seinem Tod 1750 in Leipzig. In dieser Zeit war er für Gottesdienste und besondere kirchliche Festlichkeiten in der Nikolai- sowie der Thomaskirche verantwortlich.
Ferner sorgte er als "Director musices” (Musikdirektor) der Stadt für die Organisation vielerlei weltlicher Angelegenheiten. Viele Jahre leitete Bach das Collegium musicum, eine Vereinigung von Berufskünstlern und musizierenden Studenten. Darüber hinaus wurde er zu Orgelprüfungen in zahlreiche Städte gebeten, wo er seine virtuosen Fähigkeiten präsentierte.
Viele bedeutende Kompositionen des Thomaskantors sind in Leipzig entstanden, darunter mehrere Jahrgänge geistlicher Kantaten, die Johannes- und Matthäuspassion, das Weihnachtsoratorium, die "Kunst der Fuge” und die h-Moll-Messe. Seit dem 19. Jahrhundert gehen von Leipzig umfassende Bemühungen um die Erforschung und Interpretation der Werke Bachs aus. In diesem Zusammenhang wurden einige Institutionen, Gesellschaften und Wettbewerbe gegründet.
Ihr wollt mehr über den berühmten Komponisten erfahren? Dann besucht in jedem Fall das Bach-Museums. Hier erhaltet ihr einen tiefen Einblick in das Leben und Wirken von Johann Sebastian Bach in Leipzig.
Leipziger Thomanerchor
Konzerte in der Thomaskirche Leipzig
Geschichte und Aufführungen
Die Anfänge des musikalischen Lebens in Leipzig reichen bis ins Jahr 1212 zurück. Zu diesem Zeitpunkt eignete sich Markgraf Dietrich ein Gotteshaus an und stiftete es den an Macht interessierten Augustiner-Chorherren. Die dazugehörige Stiftsschule hatte zunächst die Aufgabe, Knaben im liturgischen Singen auszubilden. Daraus ging später der Thomanerchor hervor.
Die Strukturen des berühmtesten deutschen Knabenchores, der 27 Jahre von Johann Sebastian Bach geleitet wurde, sind seit 800 Jahren unverändert. Die wöchentlich aufgeführten Motetten und Kantaten erfreuen sich bei Musikliebhabern größter Beliebtheit.
Aufführungen in der Thomaskirche:
- Freitags: 18:00 bis 19:00 Uhr, liturgische Form der Vesper
- Samstags: 15:00 bis 16:15 Uhr, in der Regel mit Aufführung einer Kantate von Johann Sebastian Bach
Am Eingang ist der Erwerb eines Eintrittsprogramms für 2 Euro pro Person erforderlich, die sich jedoch mehr als lohnen.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Felix Mendelssohn Bartholdy, am 3. Februar 1809 in Hamburg geboren, war der Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn. Er ist eine der beeindruckendsten Erscheinungen des internationalen Musiklebens und gilt als der bedeutendste Leipziger Gewandhauskapellmeister. Er reformierte das städtische Musikleben grundlegend und leitete die Bach-Renaissance in Deutschland ein.
Am 1. Februar 1827 erklang mit der Uraufführung seiner Sinfonie c-Moll im Leipziger Gewandhaus erstmals eines seiner Werke. Ende August 1835 kam Mendelssohn Bartholdy mit 26 Jahren von Berlin nach Leipzig, um als Nachfolger des entlassenen Christian August Pohlenz die Stelle als Gewandhauskapellmeister anzutreten. In seinen 12 Jahren in Leipzig bildete er zusammen mit Ferdinand David das Gewandhausorchester zu einem leistungsstarken Klangkörper europäischen Ranges heraus.
Er war der Begründer der ältesten deutschen Musikschule. Durch die Gründung des Leipziger Konservatoriums am 2. April 1843 schuf er wesentliche Voraussetzungen für eine gründlichere Ausbildung junger Musiker. Zum ersten Stammpersonal gehörten Ferdinand David, Moritz Hauptmann, Henriette Bünau-Grabau und Robert Schumann.
Richard Wagner
Richard Wagner, der einflussreichste Komponist der Hochromantik, wurde am 22. Mai 1813 in Leipzig im „Haus zum Roten und Weißen Löwen“ als letztes von neun Kindern geboren. Sein Geburtshaus am Brühl 319, später Nr. 1-3, wurde 1886 abgerissen.
Ab Juni 1830 besuchte Wagner die Thomasschule, die er jedoch ohne Reifeprüfung verließ. Bei dem Gewandhausmusiker Christian Gottlieb Müller erhielt der junge Künstler heimlich seine erste musikalische Ausbildung in Harmonielehre. Um sich ganz dem studentischen Leben und der Musik hingeben zu können, schrieb sich Wagner im Februar 1831 als „studiosus musicae“ in die Leipziger Universitätsmatrikel ein. Kurz darauf wurde er Schüler des Thomaskantors Christian Theodor Weinlig. Dieser erkannte die musikalische Begabung Wagners und förderte sie. Wagner brachte später seine Verehrung für Weinlig zum Ausdruck, indem er ihm sein Opus I (Klaviersonate in B-Dur) widmete. Der Witwe seines Lehrers widmete er 1843 sein Männerchorwerk „Das Liebesmahl der Apostel“.
Im Gewandhaus lernte Wagner die neun Sinfonien Ludwig van Beethovens kennen und wurde zur Komposition einer eigenen Sinfonie angeregt. Er war 17 Jahre alt, als im Comödienhaus an Weihnachten 1830 mit der Ouvertüre B-Dur erstmals Musik von ihm in Leipzig erklang. Im Gewandhaus wurde Wagners Musik erstmals im Februar 1832 gespielt (Ouvertüre d-Moll).
Clara und Robert Schumann
Eine musikalische Künstlerehe
Clara Schumann, geb. Wieck
Leipzigs berühmteste Musikerin
Die Tochter des ehrgeizigen Klavierpädagogen und Instrumentenhändlers Friedrich Wieck ist bis heute die berühmteste Leipziger Musikerin. Sie wurde am 13. September 1819 in Leipzig geboren und erhielt seit ihrem fünften Lebensjahr eine strenge Ausbildung am Klavier. Bereits mit neun Jahren trat sie zum ersten Mal im Gewandhaus auf. Mit 16 Jahren galt sie als Pianistin von europäischem Rang.
Im Oktober 1831 spielte sie bei Johann Wolfgang Goethe in Weimar vor, der voller Lob war. Darauf folgten zahlreiche Tourneen auf denen sie Werke von Ludwig van Beethoven, Frederic Chopin, Johannes Brahms und Robert Schumann interpretierte.
1828 lernte sie den achtzehnjährigen Jura-Studenten Robert Schumann kennen. Schumann kam als Klavierschüler zu ihrem Vater und wohnte 1830/31 bei den Wiecks. Er verliebte sich in die junge Clara, die seine Zuneigung erwiderte. Fünf Jahre später verlobten sie sich heimlich. Am 12. September 1840 heirateten die gefeierte Pianistin und der noch unbekannte Komponist in der Schönefelder Kirche und zogen in ihre Wohnung in der Inselstraße 18. Dort verbrachten sie vier glückliche und schaffensreiche Jahre.
Ihr wollt auf den Spuren von Clara und Robert Schumann wandeln?
Im Schumann-Haus in der Inselstraße, das als eine wichtige internationale Künstlerbegegnungstätte galt, könnt ihr euch einen Überblick über den künstlerischen Werdegang von Clara und Robert verschaffen. Die von Dr. Beatrix Borchard kuratierte Ausstellung, die am 14. September 2019 im Schumann-Haus eröffnet wurde, steht unter dem Motto »Experiment Künstlerehe« und thematisiert erstmals das gemeinsame Leben eines Künstlerpaares.
Robert Schumann
Inbegriff eines romantischen Komponisten
Schumann, am 8. Juni 1810 in Zwickau geboren, kam im Mai 1828 nach Leipzig, um hier Jura zu studieren. Die „alte berühmte und schöne Stadt“ wurde zum Schmelztiegel seiner Selbsterkenntnis. Bereits nach einem Jahr brach er das Jurastudium ab und wechselte zur Musik. Er zog in die Wohnung seines Klavierlehrers Friedrich Wieck und ließ sich zum Pianisten ausbilden. Dort begegnete er erstmals Clara Wieck, dem neunjährigen klavierspielenden Wunderkind.
Die Überdehnung einer Sehne an seiner rechten Hand, hervorgerufen durch übermäßiges und fehlerhaftes Üben im Frühjahr 1833, zwang Schumann dazu, sich ausschließlich dem kompositorischen Schaffen zu widmen. Seine Ideen zu einer neuartigen poetischen Kompositionsweise fanden in Klavierwerken wie die „Abegg-Variationen op. 1“ ihren ersten Niederschlag.
Nach der Trauung mit Clara Wieck am 12. September 1840 in der Schönefelder Kirche zog das junge Paar in ein spätklassizistisches Wohnhaus. In keinem anderen Gebäude in Leipzig entstand so viel großartige Musik und weilten so viele bedeutende Künstler. Das Hochzeitsjahr wurde Schumanns „Liederjahr“. Es entstanden etwa 150 Klavierlieder, darunter der Zyklus „Liebesfrühling“.
Wirkungsstätten der Familie Schumann
Clara Schumann in Leipzig
Claras Erziehung war durch Strenge und Autorität geprägt. Ihr Vater setzte alles daran, Clara so früh wie möglich als Wunderkind am Klavier zu vermarkten. Nach wenigen Jahren in einer öffentlichen Grundschule, wurde sie privat unterrichtet und konnte sich so völlig auf das Klavierspielen konzentrieren. Ihre Ausbildung und Freizeit waren ausschließlich auf das Klavierspielen beschränkt.
Die kontrollierende Art des Vaters fand ihren Höhepunkt in einem Tagebuch für Clara. Dises schrieb er in der Ich-Perspektive, als habe Clara selbst geschrieben. Clara setzte dies später fort, musste ihre häufig deprimierten Einträge jedoch stets laut vorlesen.
Der Erfolg seiner Tochter gab dem strengen Vater recht − Clara wurde gefeiert und trat schon früh auf großen Bühnen auf.
Clara lernte Robert im zarten Alter von acht Jahren kennen, als er bei ihrem Vater Klavierstunden nahm. Der über neun Jahre ältere Robert wohnte bei den Wiecks und freundete sich mit Clara an. Diese war von Beginn an von Robert und seinen Erzählungen angetan.
Als sie 16 war, kamen sie sich näher, und so schwärmte Robert noch Jahre später von ihrem ersten Kuss. Doch wieder einmal war es der herrische Vater, der die Liebe unterbinden wollte. Niemals wollte er seine Tochter mit einem erfolglosen Klavierspieler, der dazu an einer Hand gelähmt war, zusammen sehen. Er untersagte den beiden jeglichen Kontakt und entzog Clara sogar ihre Tinte, um eine briefliche Kontaktaufnahme zu vermeiden. So schlich sich Clara regelmäßig von Zimmer zu Zimmer um satzweise Tinte für ihre Briefe an Robert zu stehlen.
Im Jahr 1839 reichten die Verliebten schließlich eine Klage beim Leipziger Gericht ein und bekamen das Recht auf Eheschließung zugesprochen. Gemeinsam bekamen sie acht Kinder, wovon der kleine Emil jedoch bereits im Alter von 16 Monaten starb.
Die ersten vier Ehejahre lebten Clara und Robert in der zweiten Etage im heutigen Schumann-Haus in Leipzig. Clara nutzte die langersehnte Loslösung vom Vater, um sich sowohl allgemein als auch musikalisch weiterzubilden. Doch auch Robert versuchte Claras Schaffen einzuschränken und zu beeinflussen. So sollte sie ihr Klavierspielen mäßigen und sich mehr der Komposition widmen, um sich endlich Roberts Stil anzupassen. Sein Wunsch war eine „musikalische Zweisamkeit in Einheit“. In dieser Zeit komponierte Clara unter anderem ein Klavierkonzert, das im Gewandhaus uraufgeführt wurde.
Derweil betätigte sich Clara bereits seit 1835 kompositorisch. So entstand unter anderem das Klavierkonzert Nr. 1 opus 7, welches ebenfalls im Gewandhaus uraufgeführt wurde. Während ihrer Ehe entstanden viele weitere Werke, die sie ihrem Mann widmete. Kurz nach ihrer Hochzeit komponierten Clara und Robert gemeinsam den Liederzyklus "Der Liebesfrühling".
Die Schumanns führten ein Ehetagebuch, welches einem zusätzlichen Austausch der Gedanken dienen sollte. In ihrer Leipziger Zeit wurden zwei Töchter geboren.
Clara ging jedoch schon bald wieder ihrem Wunsch nach Klavierspielen und Konzertieren nach. Durch die Einnahmen aus ihrer Konzertätigkeit konnte und musste der Lebensunterhalt für das Ehepaar und ihre Kinder bestritten werden. Zudem machte Clara ihren Ehemann als Komponisten in ganz Europa bekannt − sie brachte vieler seiner Werken zur Uraufführung.
Wie groß der Ruhm Claras war, zeigt die Tatsache, dass sie während einer Russlandtournee von der russischen Zarenfamilie empfangen wurde. Robert missfiel der Erfolg seiner Frau, denn während sie gefeiert wurde, stand er häufig im Hintergrund des Geschehens.
Clara trat bis ins hohe Alter als Pianistin auf und ging auf Konzerttournee. Ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum feierte sie mit einem Festkonzert 1878 im Gewandhaus Leipzig.
Als berühmte Pianistin, Komponistin und Mutter von acht Kindern war Clara eine absolute Ausnahmepersönlichkeit im 19. Jahrhundert. Sie war schon damals eine echte Powerfrau.
Das Leben einer Powerfrau
“Was?! Das kannst du doch nicht einfach machen!”
Einige von euch kennen diese Worte bestimmt – Worte, die uns sagen sollen, dass wir etwas nicht dürfen, nicht können oder nicht machen sollten. Weil wir nicht erfahren und talentiert genug seien oder es uns in unserer Position einfach nicht zustehe. Und die einzig richtige Antwort auf ein so schnelles Urteil ist – ihr ahnt es schon: “Oh doch, ich kann!”
Wie ist so ein Power-Statement wohl vor 150 Jahren angekommen? Und das auch noch von einer Frau? Clara Schumann war eine Persönlichkeit, die voll Power steckt. Doch hat sie all das Lob wirklich verdient? Macht euch sich selbst ein Bild von der berühmten Komponistin und Pianistin sowie ihrer ereignisreichen Zeit in Leipzig. Entdeckt selbst, was für eine starke Frau hinter dem musikalischen Talent steckte.
Gustav Mahler
Komponist, Operndirektor und Dirigent
Im Juli 1886 kam Gustav Mahler nach einem einjährigen Engagement am Deutschen Theater in Prag nach Leipzig. Der Leiter des Leipziger Stadttheaters Max Stägemann hatte ihn unter Vertrag genommen. Als Mahler nach seiner Ankunft in Leipzig merkte, dass mit Arthur Nikisch bereits ein ehrgeiziger Kollege neben ihm wirkte, wollte er am liebsten nach Prag zurückkehren. Stägemann bestand jedoch auf die Erfüllung des Vertrags und Mahler wurde 2. Kapellmeister am Leipziger Stadttheater. Bei seinem Debüt am 3. August 1886 dirigierte Mahler „Lohengrin“ von Richard Wagner.
Schon bald kam es zu einem Rivalitätsstreit mit Nikisch. Der 26-jährige Mahler wollte die Überordnung des nur fünf Jahre älteren Dirigenten nicht akzeptieren. Als Nikisch im Februar 1887 erkrankte, musste Mahler, zu seiner geheimen Freude, die Arbeit des Rivalen übernehmen. So dirigierte er 214 Theatervorstellungen und 54 verschiedene Werke in der Saison 1887/88. In Mahlers Leipziger Zeit fiel auch die erste Begegnung mit Richard Strauss, dessen Musik am 13. Oktober 1887 erstmalig im Gewandhaus erklang. Strauss dirigierte seine 2. Sinfonie f-Moll, op. 12 selbst.
Ein Höhepunkt in Mahlers Tätigkeit war die Uraufführung von Carl Maria von Webers „Die drei Pintos“ am 20. Januar 1888. Mahler hatte aus der unvollendeten, nur aus Skizzen überlieferten Oper eine Einheit zusammengefügt. Dabei rekonstruierte er Webers Werk und fügte Eigenes hinzu. Die Uraufführung war ein Ereignis ersten Ranges, bei dem sogar das sächsische Königspaar anwesend war. Mahler wurde enthusiastisch gefeiert.
Max Reger
Komponist zwischen Spätromantik und Moderne
Max Reger, geboren am 19. März 1873 in Brand (Oberpfalz), war neben Richard Strauss der führende deutsche Komponist seiner Zeit. Berühmt wurde er vor allem durch seine Orgelkompositionen. Zudem schrieb er Kammermusik und arbeitete als Dirigent und Pianist. Reger wirkte mehrere Jahre in Leipzig. Hier wurde auch im Gewandhaus sein Klavierkonzert uraufgeführt. 1907 wurde er zum Universitätsmusikdirektor und zum Professor am Königlichen Konservatorium Leipzig berufen. Seine dortige Lehrtätigkeit setzte er bis zu seinem Tod am 11. Mai 1916 fort.
Anlässlich seines 100. Todestages 2016 ehrte Leipzig den Komponisten mit zahlreichen Veranstaltungen. Den Höhepunkt bildeten dabei die Max-Reger-Festtage. Dafür übernahm Herbert Blomstedt, Ehrendirigent des Gewandhausorchesters, die Schirmherrschaft. Auf dem Programm standen neben Orgelkonzerten auf der „Reger-Orgel“ in der Thomaskirche auch eine Orgelnacht, Wandelkonzerte, Kammermusikabende, Sinfonie- und Orgelkonzerte mit dem Gewandhausorchester sowie Motetten mit dem Thomanerchor.