Harmonie aus Holz & Pfeifen – Die Orgelbaukunst des Gottfried Silbermann
Wer sich auf die Spuren sächsischer Orgelkunst begibt, kommt an einem Namen nicht vorbei: Gottfried Silbermann. Er war kein gewöhnlicher Handwerker, sondern ein Meister seines Fachs – mit einem feinen Gespür für Klang, Ästhetik und handwerkliche Perfektion.
Seine Orgeln klingen klar, kraftvoll und zugleich ausgewogen. Inspiriert von französischem Klangideal, entwickelte Silbermann einen unverwechselbaren Stil, der bis heute nachhallt. Man merkt: Jede seiner Orgeln ist mit Liebe zum Detail gebaut – fast wie ein musikalisches Kunstwerk aus Holz & Metall.
Besonders gut erhalten ist die Silbermann-Orgel in der St. Georgenkirche in Rötha. Wer einmal dort ist, sollte auch der St. Marienkirche einen Besuch abstatten – auch sie beherbergt eine wertvolle Silbermann-Orgel.
Vier Generationen – Die Familie Schmeisser und ihr Erbe in Sachsen
Vom 19. Jahrhundert bis in die 1970er Jahre schrieb die Familie Schmeisser ihre ganz eigene Geschichte im sächsischen Orgelbau – mit viel Hingabe, Feingefühl und dem Mut, neue Wege zu gehen. Ihre Orgeln sind echte Klangpersönlichkeiten: handwerklich präzise gebaut und klanglich oft überraschend hell und lebendig. Besonders auffällig ist ihre Liebe zu hohen, strahlenden Registern – sogenannte Aliquoten – die jedem Ton einen besonderen Glanz verleihen.
Was die Schmeissers außerdem besonders macht: Sie gehörten zu den ersten, die sich schon in den 1930er Jahren mit der behutsamen Restaurierung historischer Orgeln beschäftigten. Eine Herzensangelegenheit – und damals absolut keine Selbstverständlichkeit. Damit haben sie nicht nur selbst Neues geschaffen, sondern auch Altes bewahrt und weiterleben lassen.
Und das Schönste: Einige ihrer Werke könnt ihr heute noch erleben! Lauscht den historischen Klangfarben in den Kirchen St. Petri und St. Kunigunde in Rochlitz, der Bergkirche in Beucha, der Marienkirche in Roßwein oder der Ev. Kirche in Wermsdorf – und taucht ein in die Geschichte einer Familie, die mit jedem Register ein Stück Musikleidenschaft weitergegeben hat.
Von Generation zu Generation – Die Orgelbaufamilie Trampeli
Stellt euch vor: Der Duft von frisch bearbeitetem Holz, das Klingen einzelner Pfeifen, Kinder, die zwischen Orgelteilen spielen – das war der Alltag der Familie Trampel in Adorf.
Die Familie Trampel, später Trampeli genannt, prägte über Generationen hinweg die Orgelbaukunst in Sachsen, Thüringen und darüber hinaus. Alles begann mit Johann Paul Trampel, der nicht nur 52 Orgeln – etwa in Machern, Mügeln und Zwenkau - schuf, sondern auch zahlreiche Werke restaurierte. Der Orgelbau war Familiensache: Gemeinsam mit seiner Frau und den drei Kindern wurde gearbeitet, gelebt – und Orgel für Orgel Geschichte geschrieben.
Sein Sohn Johann Gottlob Trampel galt als der begabteste unter ihnen. Sein größtes Werk? Die Orgel der Leipziger Nikolaikirche – ein Meisterstück, von dem heute noch einige Register erhalten sind. Doch das Leben der Familie war nicht nur von Musik geprägt: 1768 zerstörte ein Stadtbrand Werkstatt und Wohnhaus. Trotz dieses Schicksalsschlags baute die Familie wieder auf – wortwörtlich.
Mit Friedrich Wilhelm Trampel, dem letzten Orgelbauer der Linie, endete 1832 die Geschichte dieser beeindruckenden Werkstatt. Doch ihre Orgeln klingen weiter – in den Kirchen von Gerichshain, Sornzig oder Bad Lausick.
Von Dänemark nach Borna: Die Erfolgsgeschichte der Orgelbauer Kreutzbach
In einer Zeit, in der der Orgelbau noch stark von Traditionen geprägt war, brachten die Kreutzbachs frischen Wind in die Werkstätten. Besonders markant war ihre frühzeitige Beschäftigung mit der „Spielventilschleiflade“, einer Technik, die es ermöglichte, mehrere Registerkombinationen zu schalten. Später setzten sie auf Kegelladen und pneumatische Trakturen – Techniken, die dem Orgelbau neue Möglichkeiten eröffneten. Ihre Innovationsfreude und ihre Hingabe an das Handwerk machten sie zu einer der prägendsten Orgelbaufamilien des 19. Jahrhunderts.
Im Zentrum steht Urban Kreutzbach (1796–1868), geboren in Kopenhagen. Zunächst lernte er Tischler, doch seine wahre Berufung fand er in Deutschland – beim Orgelbauer Carl Gottlob Häcker. Mit ihm zog er nach Borna, machte seinen Meister und gründete 1828 seine eigene Werkstatt.
Seine allererste Orgel entstand für die Kirche im kleinen Dittmannsdorf. Und das war nur der Anfang. Rund 50 Instrumente baute Urban Kreutzbach – darunter bedeutende Orgeln für die Stadtkirche in Waldheim, Kirche Hohnstädt, Laurentiuskirche Markranstädt und Stadtkirche Pegau. Vielleicht habt ihr sogar schon eine davon gehört?
Seine Begeisterung für den Orgelbau gab er an seine drei Söhne weiter: Richard, Bernhard und Julius. Auch seine Gesellen brachten es zu Ruhm – etwa Friedrich und Christlieb Ladegast, deren Namen euch vielleicht schon begegnet sind. Nach Urbans Tod im Jahr 1868 führten seine Söhne die Werkstatt weiter. Besonders Richard blieb aktiv, unterstützt zeitweise von seinem Neffen Emil Müller, der später selbst erfolgreich wurde.
Nach Richards Tod im Jahr 1903 übernahmen zwei langjährige Mitarbeiter die Leitung, doch nach dem Ersten Weltkrieg schloss die Werkstatt ihre Pforten. Und doch: Etwa 300 Orgeln gehen auf das Konto der Kreutzbachs. Jedes dieser Instrumente erzählt eine Geschichte – vielleicht sogar in eurer Nähe.
Johann Friedrich Ladegast – Meister des romantischen Orgelbaus
Was macht eine Orgel eigentlich besonders? Für Johann Friedrich Ladegast war die Antwort klar: Gefühl, Handwerk – und der Mut, Neues zu wagen. Im 19. Jahrhundert brachte der gebürtige Sachse frischen Wind in den Orgelbau: mehr Klangvielfalt, technische Raffinesse und einen romantischen Ausdruck, der die Zuhörer berührte.
Nach einer Lehre bei seinem Bruder Christlieb und einer prägenden Zeit in der Werkstatt von Urban Kreutzbach in Borna zog Ladegast auf Wanderschaft durch Deutschland und Frankreich. 1846 gründete er seine eigene Werkstatt in Weißenfels – mitten in einer unruhigen Zeit. Trotzdem entwickelte er sich schnell zu einem der gefragtesten Orgelbauer seiner Epoche.
Der große Durchbruch? Die imposante Orgel im Schweriner Dom – ein technisches Meisterwerk mit vier Manualen und 84 Registern.
Ladegasts Stil: satt, warm und überraschend vielseitig. Er verband traditionelles Handwerk mit modernen Ideen – und schuf Instrumente, die bis heute beeindrucken. Vielleicht habt ihr schon eines gehört – etwa in der Altleisniger Kirche zu Polditz oder in der Stadtkirche Naunhof.
Die Eule- Orgel: Ein Klang der Geschichten – von 1872 bis heute
Manche Dinge überdauern Generationen – weil sie mit echter Hingabe gemacht werden. So wie die Orgeln der Firma Hermann Eule in Bautzen. Seit 1872 entstehen hier Instrumente, die durch handwerkliche Präzision, technische Innovation und klangliche Tiefe überzeugen.
Geführt in vierter Generation, ist die Eule-Werkstatt heute noch immer aktiv – mit rund 40 Mitarbeitenden, die sich dem Bau und der Restaurierung von Orgeln widmen. Ihre Instrumente stehen nicht nur in Sachsen, sondern weltweit. Und doch bleibt jede Eule-Orgel ein Einzelstück: abgestimmt auf den Raum, gefertigt mit viel Liebe zum Detail, gebaut, um Generationen zu überdauern.
Schon der Firmengründer Hermann Eule dachte innovativ – mit Neuerungen wie der Kegellade und der pneumatischen Taschenlade setzte er Maßstäbe. Heute wird dieser Pioniergeist fortgeführt: Historisches Orgelhandwerk trifft auf moderne Technik, digitales Know-how und klangliches Feingefühl. Ob in Grimma, Döbeln oder Wurzen – Eule-Orgeln sind keine Maschinen. Sie erzählen Geschichten, bringen Räume zum Klingen und zeigen: Orgelbau in Sachsen lebt und klingt lebendiger denn je.
Lust auf eine Hörprobe? Dann werft einen Blick in die Broschüre mit den Konzerthighlights der „Faszination Orgel“ – hier findet ihr Termine und besondere Klangmomente. Jetzt ist die perfekte Zeit, der Leipzig Region einen Besuch abzustatten und die Spuren der Orgelbauer zu entdecken. Viele Orgeln sind bei Konzerten, Führungen oder Gottesdiensten erlebbar. Also: Hingehen, zuhören – und staunen, wie lebendig Orgeln klingen können!
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